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Donnerstag, 16. Mai 2013

Nix isses mit "ein paar Mutationen"

aus 2010) Nach jüngst abgeschlossenen Untersuchungen und Tests hat man nun herausgefunden, daß die Taufliege, Drosophila melanogaster, auch als Obstfliege oder Essigfliege bekannt, das "Mustervieh", an welcher seit 100 Jahren eingehende Beobachtungen zur Evolution stattfinden,  von ihren 12.000 Genen 2785 Gene für die Muskelentwicklung und Muskelfunktion benötig. (Detailliertere Beschreibungen der Untersuchungsergebnisse auf genesis.net)

Dies ist ein weiteres eindrucksvolles Beispiel dafür, wie verschränkt und komplex physiologische Vorgänge und Systeme angelegt sind. Naive Annahmen, die eine oder andere Genmutaiton könnten also Bauartänderungen verursachen, stellen, wie sich immer wieder erweist, einen völlig untauglichen Ansatz für evolutionistische Vorstellungen dar.


Die Untersuchungen über die Muskelgene bei der Taufliege sind aber auch von grundsätzlicher Bedeutung, wenn es darum geht, evolutionäre Hypothesen zu entwickeln. Angesichts des auch hier wieder bestätigten Befundes, dass dieselben Gene bei sehr verschiedenen Tiergruppen Verwendung finden (hier bei Gliederfüßern und Wirbeltieren), wurde auch hier vorgeschlagen, dass vorhandene Gene in neue Zusammenhänge eingeflickt worden sind und dass auf diese Weise durch „Neuprogrammierung“ auch neue Konstruktionen entstehen könnten.1Angesichts der großen Anzahl der für die (Flug-)Muskulatur benötigten Gene erweisen sich solche einfachen Vorstellungen als vollkommen unrealistisch. Denn ein (hypothetisches) Neuverschalten vorhandener Gene oder Entwicklungsmodule erfordert vielseitige Abstimmungen innerhalb der jeweiligen Vorkonstruktion. Ohne deren Kenntnis können Aussagen, die über sehr allgemeine Hypothesen zur Evolution hinausgehen, gar nicht gemacht werden.
Der Befund, dass über 20 % der etwa 12.000 Drosophila-Gene alleine für die Funktionen der Muskulatur benötigt werden, kann auch als Hinweis darauf gewertet werden, dass die Gene mehrfach in verschiedenen Zusammenhängen genutzt werden (man spricht pleiotropen Genen, vgl. Piatigorsky 2007, xiii: „My original idea was to provide an extensive list of multifunctional proteins. I soon realized the futility of that approach: I would have to include most, if not all, proteins!“). Die damit einhergehende Vernetzung muss in evolutionären Hypothesen ebenfalls berücksichtigt werden und lässt die Vorstellung, wenige Mutationen könnten weitreichende konstruktive Änderungen mit positiven Eigenschaften ermöglichen, noch unglaubwürdiger erscheinen.





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