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Montag, 20. Mai 2013

Vorabentschuldigung

Es sei hier erwähnt, weil es beispielhaft für das sein wird, was uns in den nächsten Jahren und Jahrzehnten bevorsteht: Angeblich führte sich die Wirtschaftspolitik aller Länder der Welt auf Kriterienzahlen von Staatschuld und Wirtschaftswachstum zurück, die wie sich jetzt herausstellt nicht stimmen, berichtet die Presse. Der Autor dieser einflußreichen Studie, Kenneth Rogoff, hat zugegeben, daß die von ihm 2010 erstellten Zahlen nicht stimmen. Zum Teil sind sie sogar auf simple Fehler im Programm (Excel) zurückzuführen. Niemand hat bisher nachgerechnet, deshalb fielen sie nicht auf. Jetzt sind sie aufgefallen. "Fakten", Rechenwerke, auf denen aber die Politik aufbaute, um Entscheidungen zu treffen.

Ein archetypischer Fall, den jeder Controller längst kennt: Entscheidungsträger berufen sich auf "hard facts", in denen so getan wird, als seien seine Entscheidungen einer Logik geschuldet, die keine andere Wahl - alternativlos also - ließ. "Falsche Entscheidungen" gibt es dann nicht mehr, nur falsche "Fakten", versagende Controller, oder Rechenfehler. Schuld hat jedenfalls jemand anderer.

Das wird uns noch in so ziemlich allen Bereichen einholen, mit denen wir derzeit zu tun haben - in Wirtschaft und Staat. Denn es beruht auf einem völligen Verkennen der Möglichkeiten von Wissenschaft, und ihrer Rolle in der Entscheidungsfindung im konkreten Leben. Indem aber "Wissenschaft" in die Rolle einer gottgleichen, unverrückbaren Gesamtwahrheit geschoben wurde, entläßt sie Entscheidungsträger aus der Verantwortung. Der Satz "aber es war damals Stand des Wissens" wird und noch so oft um die Ohren knallen, daß wir ihn nicht mehr hören werden wollen. Solange die Wissenschaft aber in dieser Position ist, läßt sie uns Heutigen keinen Ausweg, das was wir eigentlich wissen auch zu behaupten. 

Also lassen wir uns die Welt aus der Hand nehmen. Mit Entscheidungen, die einfach nur falsch sein können, weil die Welt nicht von wissenschaftlichen "Fakten" bewegt wird, sondern von menschlichem Maß. Nicht "leider", sondern weil es gar nicht anders sein kann. Wo immer Führungskräfte sich auf "Wissenschaft" berufen, sollten sie deshalb sofort aus ihren Positionen entfernt werden. Sie haben keine Ahnung von Führung. Sie geben damit sogar zu, daß sie keine Ahnung haben, dennoch entscheiden, aber bereits vorbauen für den Fall, daß sich herausstellt, was sich herausstellen wird: daß sie falsch entschieden haben. Vor allem die weitreichenden Entscheidungen - Stichwort: Energiewende, Klimawandel - werden diesem Schicksal anheimfallen. Die Rechtfertigungen sind bereits vorformuliert. Und seit vielen Jahren wird an der Akzeptanz gebastelt, auf die sie treffen werden. Das ist der eigentliche Inhalt der Politik (besonders deutlich in der "Bildungspolitik" zu sehen) geworden.





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