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Mittwoch, 19. Juni 2013

Denken ist immer ethisch

Unser Denken ist durch den Hervorgang alles Seienden aus dem einen un deinigen Gott so in die Wahrhei verfügt, daß die ursprünglichste Erkenntnis des Seins des Seieneden kein Schein ist, der mit der Offenbarung des Grundes dahinschwindet, sondern der ursprünglichste, unübersteigbare und unverlierbare Grund der Möglichkeit des Denkens, der alle folgenden Erkenntnisse trägt. (G. Siewerth, in "Das Sein als Gleichnis Gottes")

Das Sein läßt sich sohin von einem lebendigen Logos, Gott, der das Wort IST, einem lebendigen Sein, das als eigentliche Wirklichkeit alles Seiende - die "Dingwelt", die Welt selbst - trägt und erhält, niemals trennen. Denken, das dieser "Abstraktion" verfällt, verliert seinen erhellenden Grund, es wird irrelevanter Selbstzweck.

Sprache, Denken baut sich sohin aus dem Lebendigen selbst auf. Das Sein selbst ist es, das sich in der menschlichen Sprache jene weltanaloge Struktur schafft, die Denken zur Welterhellung machen. Wo alle Logik Ausdruck der Vernunft des Seins selbst darstellt und bedeutet.

Das Maß des Logischen ist sohin auch Ausdruck jener Quelle, aus der sich ein Denken und bewußtes Dasein eines Menschen nährt. Logik zu fordern, anzuwenden heißt nicht, einem abstrakten Gesetz zu folgen, sondern im lebendigen Austausch mit dem Sein selbst zu stehen. 

Das verbürgt die Maßhaltigkeit der Logik, einerseits, das verrät aber auch die Anbindung eines Herzens. Wer in seinem Denken irrational verfährt, zeigt die Abkehr vom lebendigen Logos. Die Grundkondition des Denkens bleibt nämlich in jedem Fall dieselbe: Das Denken, das nur als Denken des Wahren denkbar ist, ist die Analogie jenes "Logos", der als dem Sein des Seienden zugrundeliegend erfaßt wird. Es ist die Analogie der Ersterfahrung des Menschen - der in allem einem in-sich-Wirklichen ALS in-sich-Wirkliches gegenübersteht, das ihm in seinem Werden und Reifen aber zugleich aufgegeben ist. Indem er im Namen zu sich und zum Weltsein gerufen wird.

Weil aber die Erstbegriffe allen Menschen gleich fundamental sind, weil sich die Sprache in ihrem ersten Grund aus dem Logos nährt, ist der Widerspruch und das Irrationale als ethische Dimension eine Abkehr von diesem Logos. Denken ist immer ein ethischer (kein primär "moralischer"!) Akt, gründet deshalb immer in der Religion, weil der Wirklichkeitserfahrung. In ihr können wir an der Wirklichkeit selbst teilhaben**, die aber vom Menschen selbst unüberbrückbar getrennt ist*, der das Denken des Seins nicht IST, das nie mit ihm in eins fallen, dessen Geist (ein personaler Akt) er sich nur in diesem Gleichklang öffnen, den er nur (als personalem Akt) atmen kann.***

Das erste Denken ist immer ein personaler Akt - des Urteilens, und jedes weiter komplex werdende denkende Selbstsein eine "Konzeption". (Das sich im "Ich" als akthaftem "Ich bin" zur Konzeption faßt.)

So ist auch das Allgemeine im Besonderen, gleichzeitig zum Einen aber gefaßt DURCH das Besondertsein, als wesentliche Eigenschaft des Seins selbst, das sie im Erkennen über das Besondere, im Besonderen, in das Eine fügt. Etwas muß als ein Besonderes (seiend-)SEIN, damit es in diesem Einen west.****

Erst so wird das Wirkliche selbst, das das konstituiert, was besonders wird, dem anderen mitgeteilt, sodaß es in der einen höchsten Wirklichkeit - als genuine Leistung des Selbstseins, und genau darin Gott ähnlich (aber nicht gleich, weil nur teilhabend, geschöpflich: alles erhält Sein, nichts gibt sich sein Sein selbst, das zeigt die Empirie; Selbstschenkung des Seiendseins ist also nur im Maß der Teilhabe möglich) - verbleiben kann. Denn kein Lebendiges IST sein Leben, es HAT es nur.*****



*Das nicht zu sehen, führt zum Pantheismus.

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***Nur deshalb ist ja Kommunikation, Gemeinschaft möglich - IM selben Geist. Nur deshalb ist es möglich, zu verstehen, was jemand anderer sagt, ja, sich selbst zu verstehen. Der Irrende versteht sich also auch selbst nicht.

**Weil aber alles Wirkliche sich selbst gemäß schafft, folgt daraus, daß das Seiende (die Schöpfung, die Welt) eine Analogie zum Sein selbst, ein Gleichnis Gottes darstellt. Und weil der Mensch darauf ausgerichtet ist, alles Seiende (bzw. in ihm das Sein) zu erkennen, folgt, daß er als Berufener zum Geist Abbild Gottes ist. Denn im Denkenden wird alles Seiende ins Sein transzendiert. Und zwar im Spezifizieren des Unterschieds aller Dinge, die ihm Halt sind.

****Denn nur im Allgemeinen verbleibend, würden die Dinge gar nicht zu sich selbst werden. Das Sein des Seienden würde also gar nicht (abbildhaft im Besonderen) in sich gründen. Das Sein selbst würde also (immer deshalb: nur indirekt) gar nicht erkennbar, die Einheit mit (bzw. in) ihm gar nicht herstellbar sein. Die Welt schließt sich deshalb und darin, im Besonderen, "wie in einem Kreis" mit dem Allgemeinen zusammen. Das Sein der Welt (als Seiendes) ist deshalb ein unausgesetzter Akt, kein starr zu denkener "Zustand". Und tatsächlich ist ja diese Welt, wie immer man sie betrachtet, ein ununterbrochener Akt (Bewegung) in einem unauflöslichen Zueinander, wo eins das andere im Sein hält.

Scheinbar zu abstrakt? Keineswegs. Diese Struktur, diese Gesetzlichkeit als deren Ausdruck zeigt sich selbst in den social media, läßt diese in ihrer Funktion erst begreifen: Von der Lebensenergeia (s. u. a. die Analogie von "elektrischer Strom" zum Leben selbst) gehaltene Zweitwelt scheinbaren Seinsbestands. In seinen reinsten und stärksten Ausprägungen fallen Menschen, denen man ihre social media nimmt, "ins Nichts". Weil die social media der wirklichen Erfahrung der Wirklichkeit "vorgreifen", diese umgehen, indem sie das Fazit solcher Wirklichkeit herzustellen versuchen. 

*****An diesem Punkt läßt sich bis zur Erbsünde weiterdenken, läßt sich diese von diesem Punkt heraus verstehen. Auch sie ist ja kein vernunftloses "Dogma", ist mehr als der Theorie zugefügter "Stimmigkeitskitt", damit diese nicht "in der Luft hängt", wie es bei Mythen der Fall ist




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