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Freitag, 21. Juni 2013

Der Beginn der Geschichte

Aus 2010) Es gilt für Völker, für Nationen, für gleich welche Organschaften, und erst recht für das Individuum: Erst dort, wo eine Idee Leitstern, Maßgabe bildet, der gemäß das Leben und die Welt angeordnet und geistig gestaltet wird, beginnt Kultur, und erst ab diesem Zeitpunkt hat ein Volk und hat ein Individuum überhaupt Geschichte.

Die Vitalität und Geschichte eines Volkes wie eines Einzelnen ist in dem Moment erstorben, wo man beginnt, sich unter das Gesetz seiner bloßen faktischen materiellen Bedürfnisse zu stellen. So wenig eine willkürlich gesetzte Idee, aus Pragmatismus vielleicht, hier mehr als kurzfristige Abhilfe zu schaffen vermag.

Aber weil alles es selbst umso mehr dort ist, je mehr es seine maximale Möglichkeit erfüllt, beginnt das heimlichste, intimste Leben des Menschen - in seiner weitesten Idee, und hier kann man (als terminus technicus) von Gottesidee sprechen: in seiner Religiosität. Um sich von dort über Staat und weitere Gemeinschaft zur immer engeren Zelle abzustufen, wie durchzugestalten. Denn die Idee, die im Mythus präsent ist, deren Wesen in den Mythen konserviert, abrufbar und damit im Kult lebendig bleibt, muß mehr wert sein - als das eigene Leben, das man nötigenfalls auch fortgibt. Und: es ist eine Haltung zuerst, denn eine bewußte Idee.

Individuen ohne Religiosität und ohne Staatsidee als erste Taktgeber versinken in dumpfe Primitivität, und sind ihren Nachbarn hoffnungslos unterlegen. Weshalb auch ihre Kunst erlischt, denn nur wer Geschichte hat, kann Geschichten erzählen. Denn es ist die Art der Persönlichkeit, im Paradox des Kreuzes, der Selbstfortgabe, in der Begegnung mit der Welt, zur Kultur hin also, zu wachsen.


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