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Donnerstag, 13. Juni 2013

Unmenschliches Wirtschaften

Wieder einmal haben Affen im Erzielen einer Rendite an der Börse durch Spekultionen menschliche Börsenmakler geschlagen. Im Langzeitversuch über Jahrzehnte sogar deutlich. Solche Vergleiche werden immer wieder angestellt. Aber wirklich langweilig sind die Analysen, mit denen man diese Tatsache begründen will. Menschen würden sich eher wie Herden verhalten, sich von Stimmungen und Massenerscheinungen und psychologischen, irrationalen Faktoren mehr beeinflussen lassen, etwa.

Der Angelpunkt ist aber etwas anderes. Denn diese Vergleiche zeigen etwas ganz Entscheidendes. Sie zeigen, daß es ein Narrenspiel ist, auf Börsen "zu spekulieren", auf daß das Geld sich vermehre. Daß es nicht menschengerecht ist, und mit verantwortungsvollem Handlen nichts zu tun hat.

Warum? Weil man Aktien (sieht man von wenigen und kurzfristigen Ausnahmesituationen ab, die aber gleich wieder vergessen sein sollten) nicht kauft, um "am Geld" zu verdienen, "das Geld" zu vermehren, sondern weil man Aktien kauft, um in Unternehmen zu investieren. Mit Menschen, mit Arbeiten, mit Ideen, mit Werten, mit Leben und noch einmal Leben.

Der eigentliche Verdienst ist dann der Unternehmenswert sowie die laufenden Erträge, die das Unternehmen erwirtschaftet. Und damit sind mit jeder Unternehmensbeteiligung auch Menschen, ja vor allem Menschen betroffen, die diese Erträge erarbeiten, oder nicht. Wenn nicht, dann wird unter Menschen überlegt, wie das Unternehmen wieder rentabler gemacht werden kann, dann agiert der Aktienbesitzer ALS Unternehmer. Das war ja einmal der ursprüngliche Sinn.

Das ist aber längst aus dem Blickfeld geraten. Börsen sind Mechanismen geworden, um Geld an sich zu vermehren. Und das ist (bis auf wenige Ausnahmefälle, die sich grosso modo nur aus der Notwendigkeit ergeben, das Faktische der Gegenwart zu bewältigen, wozu es oft einfach manches zu akzeptieren gilt - man lese dazu die sehr gute "Ethik der Börse" aus der Sicht des Naturrechts: Ethisches Handeln hat nichts mit Utopie zu tun) im Wesentlichen bzw. in der Form, in der es sich entwickelt hat, unethisch, nicht menschengerecht, und hat mit Wirtschaft und Wirtschaften nur dem Namen nach etwas zu tun. Die Folgen werden uns laufend präsentiert, und wir alle leiden unter den Folgen, weil damit das gesamte Arbeiten und Schaffen der Menschen einem gnadenlosen mathematisch bestimmten (nicht nur: bestimmBAREN) Mechanismus unterworfen ist. 

Das ist NICHT dasselbe wie die Notwendigkeit eines Unternehmens, Gewinne zu erwirtschaften, umsichtig zu kalkulieren, um am Leben zu bleiben. Unternehmer agieren und reagieren, sie machen Fehler, oder erzielen Erfolge. Sei sind als menschlich-soziale Organismen Ziele in sich. Ihre Produkte sind gut und werden verkauft, oder sie werden es nicht, oder ihre Produkte sind schlecht. Immer sind dann Entscheidungen zu treffen, und auch Durststrecken durchzustehen, in denen bloß auf operative Zahlenwerke zu reagieren verantwortungslos und unmenschlich wäre.

Unternehmer - und ein Besitzer von Aktien wird zu einem solchen - stehen Organismen vor, in denen die Teile in einem vitalen und wechselseitig verantwortlichen, hierarchisch geordneten Zueinander stehen, und ihre Basis ist das menschliche Leben selbst. Kein "Börsenkurs an sich". 

Damit erhalten auch Faktoren ein Gewicht, die heute vielfach fehlen, und dadurch auch und vor allem die Volkswirtschaften im Ganzen noch fragiler machen. Etwa wie jener, daß Unternehmen und ihr Bestand nicht nur für Unternehmer, sondern auch für die Mitarbeiter, ja sogar für Kunden einen Wert haben, sodaß z. B. in schwierigen Zeiten auch die Lohnentgelte oder Preise den Gegebenheiten angepaßt werden. Das war ja das Berührende an der "Rettungsaktion" für die Wiener Schwedenbomben. Es zeigte (als Aspekt, und nur in diesem Aspekt) den entschwundenen Normalfall.

Daß die Zufallsentscheidungen der Affen dabei den Menschen (im Durchschnitt) um Längen schlagen, zeigt nichts anderes als den Umstand, daß diese Art der Börsengeschäfte mit Wirtschaft und Verantwortung nichts zu tun hat.




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