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Montag, 22. Juli 2013

Von der Menge des Lebens (2)

 Teil 2) Und schleichen mit ihren Funzeln durch Fegefeuer




Aber, um auf anderes zu sprechen zu kommen: Deshalb ist auch ein Zurückweichen der niedrigeren Lebensformen in dem Maß, als ihre Komplexität steigt, sehr einsichtige Folge, durchaus als Bündelung des Lebens zu verstehen. Noch einmal: Mit allem Vorbehalt! Denn je komplexer eine Lebensgestalt ist, desto intensiver (alles, bitte alles mit Gänsefüßchen zu sehen, es wird hier versucht, in Bildern zu zeigen, was viel viel tiefer liegt) ist das in ihr sich zeigende Leben - bis zum Menschen, und zwar zum Menschen in Jesus Christus. Leben ist von Gestalt nicht zu trennen! Selbst das Erkennen ist an die Gestalt gebunden, in der Bewegung, in der Art.

Denn erst im Sohn Gottes ist die Präsenz des Lebens auf Erden vollendet, und in ihm war und ist alles Leben überhaupt enthalten. Denn nur Gott IST das Leben, er HAT es nicht nur. In seiner Menschwerdung verband sich genau diese Doppelnatur, um in der menschlichen Natur die Opferschale zu füllen. So, wie sie jeder füllen kann und soll. Er war damit Maß und Füllkrug des Wesens alles Dinglichen, wo sich Gott im Heiligen Geist zeugend zum Fleisch herausstellt, und im Opfer zurückbiegt, auf daß nur Gott und Leben den Raum erfülle.

Wir haben heute 8 Milliarden Menschen auf Erden, das ist richtig. Aber sie schlafen. Und sie spielen wie Kinder, die rufen: wirf uns den Ball zu, wir wollen lachen und fröhlich sein! Ist da nicht auch das ein Hinweis in diese Richtung, daß ihr Leben von einer "Intensivierung" der Landwirtschaft abhängt? Das Leben, das wir empfangen, muß sich auf seiner jeweiligen Stufe im Geist bündeln, um der höheren Stufe noch zu sein, was sie zu sein hat, ihren Sinn im Ganzen darin zu erfüllen ...

Dann, wenn sie zu leben beginnen, und in dem Maß, dann wird sich auch das Vollmaß des Lebens seine gegebene Größe auf andere Weise suchen. Im Blut, wo es geboren wird. Oh nein, das bedeutet keine "Aufforderung zum Krieg". Das bedeutet aber, daß das Leben nicht in der Anzahl der Jahre oder der Menge an Menschen zu bemessen ist. Es ist am Opfer zu bemessen. Und nur darin liegt sein Sinn, und nur darin liegt seine Erfüllung.

Wir glauben heute, uns um dieses Opfer herumschleichen zu können. Glauben - und hier spielt der Technikwahn eine große Rolle - durchaus andere Mechanismen gefunden zu haben, nein, zu finden (!), futurum, DENNOCH, aber ohne Schmerzen, ohne Mühen, ohne Selbstopfer das Leben zu erlangen. Wir werden älter, aber unsere Lebensfunzel glüht nur schwach, oft bis ins hohe Alter.

Die Frage mögen Sie sich selbst beantworten, lieber G, warum die Menschheit soweit wir zurückblicken können von der Harmonie des gesamten Kosmos so beeindruckt war, wußte daß alles in einem Zueinander stand und steht - und wir diese Gewißheit so verloren zu haben scheinen. So sehr, daß wir seit Generationen mittlerweile in der Furcht leben, das Leben überhaupt auslöschen zu können. Nicht, weil wir dies oder das an Apparaten "erfunden" haben, sondern vielleicht, weil wir einfach sehen, wie schwach unsere Lebensfunzel überhaupt noch glimmt? Sodaß die wahre Aussage hinter all diesen Bedrohungsszenarien, die uns seit Jahrzehnten vermehrt beängstigen (sollen), ganz anders lautet, nur verzweifelt einen Weg sucht, wo hinein sie sich ausdrücken kann? Dann würde alle Aktivität, mit der wir diese "Gefahren" (die, vergessen Sie das nicht, allesamt Anschauungsbilder der Phantasie sind, denn keine Empirie, keine sinnliche Erfahrung, kein Meßdatum kann jemals auch seine Deutung hervorbringen, diese kommt aus den Tiefen der Weltanschauung, der Religiosität) beseitigen wollen, gleichfalls nur Ersatzhandlung sein. Und níchts, wirklich nichts an dieser Angst besänftigen, wohl eher noch das Gegenteil, die Verzweiflung erhöhen.

Die Schalen, die wir der Welt entgegenhalten, mit denen wir das Leben schlürfen wollen, bleiben leer, nur ihr Boden ist vielleicht benetzt (sonst würden wir auch faktisch nicht leben). Die Größe des Menschen läßt sich schon daraus bemessen, daß Gott aber nicht addiert - sondern in jedem Menschen neu hofft, daß ihm diese Schale - gefüllt mit Blut - entgegengereckt wird. Auf daß das Leben leuchte, denn es hat nur ein Licht.

Wenn heute Dante wieder seinen Abstieg in die Hölle beschreiben würde, so würde er vielleicht so schreiben, daß er im Purgatorium riesige Felder grauer, formloser Halbsschatten sah, die in ihren Händen glimmende Dochte hielten, und hofften, daß der Atem Gottes, der spiritus, sie zu Flammen entfachen möge. Vielleicht aber hat er es auch damals bereits beschrieben, mit dem, was er als "Laue" beschrieb.

Ob das nun heißt, daß viele verloren gehen werden? Nein, lieber G, so kann man das sicher nicht sagen, und es ist hier vom Purgatorium die Rede, nicht vom Inferno. Darüber können wir eigentlich gar nichts sagen. Aber eines können wir sagen: Daß diese Gegenwärtigsetzung des Lebens die Frucht einer je nur einzelnen Opfergabe sein kann. So wie in Jesus Christus einer das Leben für viele - pro multis - gewann.

Es ist eine Spekulation, sozusagen, keine sicherbare Aussage, werter G, ganz gewiß. Eine Weiterführung so mancher Logik, so mancher Gewißheit, so manchen Glaubenssatzes. Nehmen Sie es als solche - nicht wörtlich, nicht zu bildlich, nicht zu definitiv. Vielleicht erhellt sie Ihnen aber etwas. Wenn diese Spekulation etwas wert ist, dann bemißt sich das genau daran. Und vielleicht kräftigt sie ihren Mut zum Leben, wie immer es aussieht, und wo immer es sich mit dem Anruf verborgen hält, zur Welt zu kommen.




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