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Sonntag, 15. September 2013

Dialogische Struktur der Welt

Hinter den ethischen Fragen der Gegenwart (in der Medizin) steckt eine anthropologische Problematik. Aus sich heraus kann die Medizin sie nicht beantworten. So wie die gesamte Wissenschaft, die ohne Transzendenz in sich kreist und jede Orientierung verliert.

Die Struktur der Welt ist "logos", Vernunft. Alles befindet sich in einer ausgewogenen Ordnung, anders wäre jede Wissenschaft ohnehin sinnlos. Und hinter allem Werden und Entstehen steht ein dialogisches Geschehen - so, wie Gott selbst in der Dreifaltigkeit ein dialogisches Geschehen ist.

Zwar wird man Beck zustimmen können, wenn er meint, daß die Welt sich aus sich selbst entwickelt NACHDEM sie geschaffen wurde, doch ist ist die Diskussion um Evolution damit ungenügend gestreift, weil der herkömmliche Evolutionsbegriff die Schöpfung ausschließt, ja genau die Schöpfungslosigkeit belegen soll.  Beck's Aussage, daß Evolution und Schöpfung sich nicht widersprechen, ist also vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Naturwissenschaft etwas voreilig.

Damit schließt der Evolutionsbegriff ja genau jenes dialogische Geschehen aus, aus dem heraus biologisches Geschehen verständlich wäre, und Beck es sehr gut nachvollziehbar darstellt. Alles was konkret ist ist aber ein Zusammengewachsenes - aus Form und Materie. Damit wird aus Chaos - Kosmos. Die Welt an sich, alleinegelassen, neigt zum Chaos, zur Entrophie, im diabolischen (zerstreuenden) Sinn. Der der Geist, das Symbol (Sakrament, lt. Beck; s. Fußnote*) als Zusammenführendes existentiell notwendig entgegenwirkt.

Ein sehenswertes Video, das sehr viele Fragen sehr gut verstehbar anspricht, und viele Tatsachen anführt, die in den täglichen Diskussionen völlig unter den Tisch fallen. Wie die Tatsache, daß Stammzellentherapien (aus Embryonen) nicht nur aus der Frage des Embryos (als Mensch) heraus ethisch verwerflich sind, sondern daß sie im Behandelten selbst gar nicht bewirken, wessentwegen sie eingesetzt wurden, sondern (als Beispiel) in hohem Maß Krebs auslösen. Weil Zellen eben keine mechanischen Bausteine sind, sondern immer in ein Insgesamt des jeweiligen Organismus eingebettet und darauf abgestimmt sind, aus dem Gesamten ihren unersetzbaren und sie formenden Platz haben.

Gesundheit ist kein fertiger Zustand, der erhalten werden könnte, sondern ein "Zwischenbegriff", um den sich jeder Mensch ständig mühen muß. Krankheit ist ein Stadium im prinzipiell graduellen Kampf um dieses Bleiben im Bestand. Es ist eine empirisch belegte Tatsache, daß geistiges Geschehen, geistige Zustände direkte Auswirkungen auf das Gesamtverhalten des menschlichen neuronalen Netzes und auf das Immunsystem hat.

Die Welt ist vorstrukturiert - Schöpfer und Geschöpf. Der Mensch steht nun dazwischen, begabt mit Freiheit und Verantwortung für sich. Moralische Konflikte, Wahrheit oder Lüge (die Spannung bewirkt), verändern Gehirnstrukturen, das ist meßbar. Wenn jemand nunmehr über längerem Zeitraum in solchem Zwiespalt lebt, kann es passieren, daß auch Zellen "entarten" (bei aller Vorsicht, mit der man solche Aussagen behandlen muß).

Sünde ist, vor Gott nicht man selbst sein zu wollen, oder ohne Gott man selbst sein zu wollen, zitiert Beck Kierkegard. Der Mensch aber neigt von sich aus zum Nein, zur Absage an diesen Auftrag.








*Die Wirkweise der Sakramente auf die Symbolebene zu beziehen ist für einen katholischen Theologen höchst seltsam. Sakramente sind KEINE Symbole! Sie sind reale Wirkungen aus dem, was sie bezeichnen. Zeichen und Symbol sind nicht dasselbe.

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