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Samstag, 21. September 2013

Erziehung der Väter

Es ist eine Grundhaltung der Zeit, eine Folge einerseits, Ursache für so vieles anderseits: Gericht zu halten über die Väter, indem man sie aus der Selbstverständlichkeit ihrer Beziehung herausgebrochen, dem persönlichen Urteil unterworfen, ihre Erfahrung als weltirrelevant verworfen hat. 

Vielfach aber noch weit mehr: Eine Grundhaltung, die Väter erziehen zu wollen, ja zu meinen, sie erziehen zu müssen. 

Die Haltung der Frauen, der Mütter, die auf ihre Kinder überging. Weil die Haltungen immer von der Mutter stammen, in der sie auf die Väter - die Herausforderung der Welt in der Gestalt des Geistes, im Wort - reagieren. Denn nur die Väter sind die Antwort auf die Mütter.

Damit katapultiert sich eine ganze Generation ins geistlose, antwortlose Nichts, die Welt entgleitet ihr. In dieser Angst gefesselt, begreift sie ihre Geschichte als Verhängnis, als Ursache ihres Unglücks, nicht als Erbe. Ihr bleibt damit nur Neubegründung in Hochmut als Selbstrettung. Sie begreift sich nicht mehr als genauso relativ, wie es die Väter waren, und lehnt damit genau das ab, was ihr Halt geben könnte: die selbstverständlichen Bezüge, die in ihnen als Erbe lebendig sind. Die aber nur dann ihre Kraft entfalten würden, wenn sie sie nicht beurteilen, sondern in Selbstüberschreitung auf das je aktuelle Begegnende antworten würden.

Sie verstehen ihre eigenen Gesten nicht, in denen sie zur Welt stehen, ja hassen sie, und damit sich selbst, und ihre tiefsten Sehnsüchte. Ihr Leben versiegt in inneren Widersprüchen - zur Wahrheit fehlt der Mut, die Lüge hinterläßt Hoffnungslosigkeit. Ihr Haß wird stellvertretend, ausgelagert, um vermeintlich ausgelebt werden zu können. Wie im Haß auf die Kirche, das Institutionelle, das Gestalthafte, die Liturgie, den Ritus, das Rituelle, Gestalthafte, und fanatisch verfolgen sie das Funktionale, als Ersatz für den fehlenden Ritus. Aber Welt wird nur im Ritus, Welt IST ein Ritus, Welt wird nur im Kult.

Es bleiben nur noch apokalyptische, irrationale Bedrohungsbilder, und neue Ersatzkulte. Denn der eigentliche Kult der Welt, der ein Kult der Väter ist, ist ihnen versperrt. Als Impulse der Niederschlagung der Bedrückung.

Während die Frauen nunmehr alles daran setzen, den Mann darzustellen, der ihnen fehlt, den Vater, dem Frausein selbst in Haß-Sehnsucht zugeneigt, hassen die Männer die Frauen und Mütter, weil sie ihnen ihr Vatersein entzogen haben und entziehen, hassen sich selbst damit, weil sie ihre Wesenslosigkeit hassen, die zu überwinden ihnen die Kraft fehlt. In oft genug wilder Wut, weil die Scheinwelt, in der sie stecken, nur dann Siege verheißt, wenn sie ihr Selbstsein verleugnen, weil nur jene Sieger sind, die charakterlos und Muttersöhnchen genug sind und lügen, daß sich die Balken biegen.

Aber so bereitet sich aus beiden Richtungen her ein unbewußtes Wiederaufgreifen der "ursprünglichen", der natürlichen Ordnungen (als analoge Ordnungen des Geistes) vor. Die Nacht hat im selben Augenblick, als sie am tiefsten ist, bereits verloren, und geht aufs Licht zu. Entscheidend über die zukünftige Gestalt wird dabei die Frage der Wahrheit.

Denn in dieser Polarität - Niederschlagung aus Läuterung weil bewußter Sünde, und Neuanfang als Rückweg zum Ursprung, aber mit unbewußter Sünde - bewegt sich jede Kultur, man könnte sagen: zwangsläufig.

Der sogenannte arabische Frühling zeigt die auch für uns realistischeste Variante. An deren Ausgang die stärkste, positivischeste Richtung steht, die Scharia, der radikale Islam als ordnende Macht. Pendant zum bei uns aufgestandenen radikalen Moralismus, meist in seiner säkularen Form ("Energiewende" etc.)*



*Diese Rhythmologien noch herauszukennen, ist mittlerweile sehr schwierig. Das liegt an den globalisierten Medien und deren Rolle als "Sprachraum" (und damit geistiger Raum), die keine Rücksichten mehr auf lokale Entwicklungsstadien, den nur lokal möglichen Atmungsimpuls nehmen, und dreinschlagen. Zeit, und damit Rhythmus, kann aber nur lokal entstehen. Weshalb nahezu alle Gesellschaften der Welt, insbesonders aber die des modernen entwickelten Europas, pausenlos an "Herzrhythmusstörungen" leidet.




*210913*