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Dienstag, 24. September 2013

Zeit des Manichäismus

Das eigentliche Problem des Manichäismus (der ein Moralismus ist), in dem wir uns heute befinden, ist daß er den Dimensionswechsel nicht schafft, den anzustreben er vorgibt. Manichäismus, der ja auch im Christentum von den Anfängen an seine Urstände gefeiert hat und auch heute feiert. Er will aus seiner Ebene heraus eine Evolution in die höhere Dimension schaffen. Und damit verwickelt er sich in unlösbare Widersprüche.

Schon mit dem Grundsatz der Wirklichkeit selbst - wonach ein Ding (Seiendes als Sein) nur ihm gemäß handeln kann. 

Sein Programm der "Welt als Läuterung", in der sich das vermischte Hell-Dunkel der Welt zum Licht selbst erhebt, in unterschiedlichsten manichäischen Mythen dargestellt, in denen (grosso modo) Ohrmizd, der reine Gott, als Opfer vom Bösen zerfleischt und verspeist wird. So ergibt sich die ethisch gemischte Faktizität der Welt, die aber in der Geschichte durch Läuterung das reine Licht ausschmelzen soll.

Daraus ergibt sich, in der Unterscheidung von Gut und Böse, der Weg der Läuterung einerseits, und anderseits wird in jedem Manichäismus die Moral verabsolutiert: als Weg zu dieser Befreiung des Lichts. Mit dem Endpunkt, dem Jüngsten Gericht.

Dazu muß er das Böse als Anti-Ethik dem Guten von Anfang an entgegensetzen, ihm absolutes Sein zugestehen, kann gleichzeitig etwa aber das Problem nicht lösen, daß am Endpunkt das noch im Gemischten, aber ungeläuterten Sein vorhandene Licht gleichfalls dem Bösen anheimfällt. Das Böse wird in einem eigenen Seinesbereich gesehen, Rettung besteht lediglich in einer Abgrenzung davon - der eigentlichen Lebensaufgabe.

Vereno zeigt die Logik, mit der aus dieser Argumentation heraus der Wechsel der Dimension nicht (auf vernünftige Weise) geschafft wird. Nur eine höhere Dimension aber ermöglicht jene Sinnerfassung, aus der heraus eine Dimension ihr Handeln außerhalb ihrer dimensionseigenen Logik begreifen kann.

Im Manichäismus soll das Höhere aus der Reinigung des Niederen, innerhalb einer Dimension also, erfolgen. In seiner notwendig rigorosen Ethik vermischt sich Böses mit Licht als Notwendigkeit und Kompromiss. Kein moralischer Rigorismus deshalb, der nicht um eines "höheren Zieles willen" unmoralisches Handeln als Mittel in Kauf nimmt: Luther der zur brutalen Niederschlagung der Bauernaufstände aufruft, der Marxismus der die Beschränkung menschlicher Freiheit zum Wohle einer besseren Zukunft für notwendig erachtet, die calvinistischen Puritaner die im schlimmsten Kommerzialismus landen, der Bußprediger Savanarola, der sich dem heruntergekommenen Karl VIII. in die Arme wirft, Robespierre, dessen juristischer Moralismus im Terror der Gouillotinen mündet - die Geschichte ist voll von solchen Beispielen, die Ökologiebewegung der Gegenwart, die zur Rettung der Welt die schlimmsten Umweltzerstörungen und Eingriffe in Freiheitsrechte inkaufnimmt, die den Kontinent je überzogen haben.




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