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Freitag, 18. Oktober 2013

Ende der Herrschaftsusurpation

Diese Rückbindung legitimen Herrschertums (Königtums) auf göttliche Abstammung, auf die sich die Ineinssetzung von Geschlecht und Herrscherwürde als Legitimitätsausweis bezieht, wirkte und wirkt bis heute.

Auf ihr im übrigen beruhen die Legenden von der Wiederauferstehung der nur schlafenden Könige - Karl dem Großen, Friedrich Barbarossa, Friedrich II.. Denn in deren Geschlecht ruht die uralte Herrscherberufung. An das Wiederkommen dieser Herrscher knüpft sich also die in der Volksseele ungemein tief verankerte Hoffnung auf legitime und NUR damit für das Volk gedeihliche Regentschaft. Denn nach ihnen war Herrschaft nur noch eine Angelegenheit von Usurpatoren.

Die wo und wann immer sie an die Macht kamen und kommen alles tun, um Legenden ihrer Gottesabsendung zu konstruieren. Denn nur daraus läßt sich Legitimität - und damit Gehorsam, Akzeptanz als erste Bedingung, regieren zu können - ableiten. Und sei es durch den Versuch, sich in eine geistige Abstammungslinie zu stellen, um wenigstens als "Purpurgeborene" (porphyrogennetos - im Herrscherhaus geboren) zu erscheinen.

Niemals nämlich hat sich ein Volk von "seinesgleichen" regieren lassen. 

Das ist heute nicht anders.

Etwas, das viele Diskussionen über Macht, Staat und Legitimität schlichtweg übersehen. Denn kein Staat ist schlichtweg Funktionsmechanismus. Diese Argumentation ist selbst bereits Argument von Usurpatoren. Je banaler, alltäglicher auch in einer Demokratie eine Regierung ist, desto mehr wird sie von seinen Bewohnern aufgegeben, wenden sie sich der Suche nach legitimen Herrschern zu.

Werden sie fortlaufend enttäuscht, weitet sich diese Suche auf eine Suche nach einem "besseren" Staat aus, und sei es durch Wahl eines Hinzukömmlings, eines Fremden, oder gar einer Fremdherrschaft. Ein historisch zu beobachtendes Geschehen.* Denn banale Herrschaft löst den Staat auf. Weshalb banale Herrscher dazu tendieren, auf den Totalitarismus, auf die Gewaltherrschaft auszuweichen.**



*Selbst die Sucht mancher, sich einer "starken" EU in die Arme zu werfen, hat darin ihre Wurzeln. Wird sogar oft direkt damit begründet.

**Und hinter dem Gedanken, daß die Hysterie, mit der sich viele heute aufs Internet, die social media, stürzen, genau darin begründet ist - in der Sehnsucht nach legitimer, machtvoller Herrschaft und Wiederherstellung von Ordnung - dürfte viel Wahrheit stecken. Dieselbe tiefenseelische Grundsstruktur (als ontisches Zueinander der Dinge) dürfte im Spiel sein. Denn die Haltung, mit der die Menschen dem Internet (etc.) begegnen, ist eine Haltung der "Erwartung", daß etwas Hinzukommendes, Mächtiges ihr Leben ändere.




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