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Samstag, 23. November 2013

Annäherung durch Abstand (1)

Die Frage um den EU-Beitritt der Türkei wird wohl verkehrtherum geführt, und die Ablehnung, auf die sie trifft, auf eine Argumentationsbasis gehoben, die lediglich zum Ventil einer "gefühlten" Unvereinbarkeit wird, die die wahren Konflikte verbirgt. Denn dazu wäre ein Mut nötig, der Europa's Bevölkerung bereits abhanden gekommen ist.

In dem unten gebrachten Video, einer Diskussion aus dem deutschen Fernsehen, scheint ein seltsamer Konsens zu bestehen - als ginge es um die Loslösung der Wertelandschaft der Menschen genegerell von Religion. DANN wäre die Türkei integrierbar, wenn sie die europäischen Werte und Menschenrechte" akzeptiere und verwirkliche. Und dazu, so der Tenor aus den Meinungen, muß die Religion ausgeklammert werden.

Wer so aber argumentiert, sitzt einem tiefen Irrtum auf. Nämlich dem, daß es "absolute Werte" gäbe - ohne Religion. Diesem Mythos mögen viele heute aufsitzen, und kein Tag vergeht, ohne daß er öffentlich verkündet wird. Aber das macht ihn nicht wahrer weil wirklichkeitsgerechter.

Was zu der mehr als seltsamen Tatsache führt, daß plötzlich vorgeblich "konservative" oder gar "rechte" Parteien und Parteiungen von der Türkei "Wertebekenntnisse" verlangen, die aus ihrer Natur heraus ... linke Destruktion sind. Denn gerade in so manchen fundamentalen Werten klafft zwischen der Türkei und Europa ... gar kein Loch! Hier wird mit Ablehnung reagiert, obwohl gerade in diesen Punkten gar keine Ablehnung angebracht wäre. Selbst "Rechte" machen sich damit also zum Hebel einer binneneuropäischen Destruktion des Wertefundaments der Menschen, und blasen ins Horn der Linken!

Wenn es zu einer Annäherung zwischen Europa und der Türkei kommen soll, dann wird das nie auf der Basis "säkularer, demokratistischer Werte" im Erbe der französischen Revolution möglich sein, auf welchem Ruinenfeld wir heute stehen, auf welchem schwanken Boden wir selbst ersaufen. Davor wäre also strikt zu warnen! Damit nämlich würden diese Werte noch mehr in die Beliebigkeit und Relativität der Historizität absinken, so wie das bereits passiert ist und noch mehr passieren wird, das zeichnet sich längst ab. Damit würden sie in die Irrationalität einer irrationalen, mit Zwecksetzungen rechtfertigend und widersprüchlich argumentierten Neo-Religiosität absinken, wie wir es ja längst auch erleben. In dem sich gerade die vermeintlichen Retter des Abendlandes als Leitfiguren eines ideologischen Voluntarismus herausstreichen, der mit der einen Hand zerstört, was die andere umso heftiger aufzurichten sucht. 

Solchen "Werten" fehlt die absolute (geistige) Verankerung, die uns ganz einfach nur nicht bewußt ist, von der unsere europäisches Denken und Werteempfinden aber zutiefst geprägt ist, auf dem wir durch die Jahrhunderte und Jahrtausende in die Gegenwart geweht werden. Deshalb NOCH geprägt ist, und - immer sein wird. Denn nur aus dem Religiösen läßt sich überhaupt so etwas wie ein persönliches Wertverhältnis zur Welt definieren (und nur darauf kann überhaupt Gesetz, Recht, Staat gründen), das über kurzsichtige subjektive und momentane Interessen und Zwecksetzungen hinausgeht. Im sturen Rationalismus versinkt der Wert des Menschen (und damit das, was wir Menschenrechte nennen) unweigerlich, wir erleben auch das längst als Motor einer Bewegung auf einen Totalitarismus zu, bei dem uns Hören und Sehen vergeht. Ein nur rationalistischer Staat ist nicht ein Staat der Vernunft, er ist ein Staat der unter den Teilzwecken versinkt, unbeherrschbar wird, und damit Staat nur noch als immer uferlosere Gewaltinszenierung möglich macht.

Europa - die EU - selbst IST eine christlich-abendländische Idee. Nicht mehr und nicht weniger. In ihrer Nachfolgerin auf die Reichsidee ist ihre Konzeption die Nachbldung des Reiches Gottes ... der Kirche. Und auf dieser Basis hat sich entwickelt, was heute als Europa um eine politisch-pragmatische Form ringt. Die Frage kann also nicht sein, die Religion in die Irrelevanz abzudrängen, sowohl in Europa wie in der muslimischen Türkei. Sondern sie muß sein, was sich mit der Reichsidee problemlos verträgt: die überspannende Form auch unterschiedlicher Religionsbekenntnisse, vor dem Hintergrund einer Reichsidee, die geistige Basis jeden Zusammenlebens ist.


Morgen Teil 2) Auch ein Problem wird erst ein 
solches unter der Sinnfrage





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