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Samstag, 9. November 2013

Sein als Tätigkeit

Ein Leser meinte in einer Zuschrift, es sei doch wohl sehr abstrakt, ihm nicht nachvollziehbar, warum man das "Sein" als Tätigkeit, als "Akt" bezeichnen könne. 

Vielleicht hilft da das Sprechen, um den Inhalt dieser Aussage vor das Erleben zurückzubringen, zu zeigen daß dieser Aussage ein durchaus sinnlich fundiertes Erfassen der Wirklichkeit vorausgeht, sie also keineswegs rein verstandesmäßig induktiv erfolgt ist. 

Denn daß etwas, mein Ding "ist" läßt sich nicht ins Passiv setzen: Man beobachte das innere Wissen über die Welt, wenn man sagt, daß "etwas ist" und wenn man sagt: "etwas wird geseint", oder "wird existiert", oder "wird geisst".  

In dem Moment würde das Sein als erkennbare Eigenschaft der Dinge von diesen abgelöst, und den Dingen selbst käme gar kein Sein mehr zu, sie wären gar nicht mehr. Das ist aber offenbar nicht so, denn es gibt die Welt (als Gesamtheit alles Seienden).

Man kann also nur sagen, daß etwas "ist" (also: "seint"), daß etwas "sein tut", "existieren tut". So erfaßt das Verstehen den Sachverhalt besser, wenn gesagt wird, daß Sein ein Tun (in den Dingen) ist.*

Das Sein ist also der erste, der Grundakt alles Seienden, und Grundlage alles Wirkens und Tätigseins des Seienden. Dieser Grundakt wird in den einzelnen Teilakten des Erkenntnis- und Liebeslebens noch verdichtet und intensiviert, und es liegt jeweils umso voller (vollkommener, was nicht einfach mit quantitativ umfassender gleichgesetzt werden darf) vor, je intensiver das Seiende im Wirken (als es selbst) steht.

Alle Tätigkeit des Seienden ist also nur Ausfaltung und Verdichtung der einen Grundtätigkeit des Seienden: der Seinstätigkeit. Was immer ein Seiendes tut (denken, reden, spazierengehen, lieben, arbeiten ...) ist nichts als "sein tun".



*Das sagt noch nichts darüber aus, ob das Seiendsein von dem Ding alleine, als Selbstursache gewissermaßen, vollzogen (ausgeübt, gewirkt) wird, oder ob es - wie sich philosophisch aufweisen läßt - nicht sowohl von Gottes Schöpfermacht her als auch dem endlichen Seienden selbst "gewirkt" und "erwirkt" wird. Denn das Sein kann nicht in der Vielheit (des Seienden) liegen, sondern die Vielheit kann nur als Teilhabe am unendlichen, alles (Mögliche) umfassenden Sein hervorgehen. So, wie das Prisma das Licht in Farben ausfaltet. Alles Seiende muß im absoluten Sein enthalten sein, aber es selbst IST nicht das Absolute, sondern ähnelt ihm nur, je nach Vollkommenheit.




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