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Sonntag, 22. Dezember 2013

Das hatten wir echt nötig

Na endlich spricht es einer aus, darauf haben wir doch alle gewartet, und das öffnet uns so richtig die Augen - der Papst höchstselbig warnt vor dem Internet. Nicht alles ist darin gut, wußten Sie das nicht, geneigter Leser? Dachten Sie auch schon, wie der Verfasser dieser Zeilen, daß ...? Mitnichten und mitneffen. Denn da treiben sich ja auch so allerlei zwielichtige Gestalten herum, wie wir jetzt hören, und wer es noch nicht gewußt hat, dem wird es nun gesagt: mache meinen es so gar nicht ehrlich mit einem!

Ratschläge an die Lebenstände in Stadt und Erdkreis

Also, Vorsicht Mädels, Vorsicht mit dem Schließen von Freundschaften, Vorsicht, wenn Euch ein vermeintlicher Freund, der da mirnixdirnix aus dem großen weiten Meer des Internet auftaucht und mit euch so ganz lieb tratscht, schließlich seine tiefe Liebe gesteht, in die er nun verfallen ist. Dann schickt ihm nicht einfach so ein Nacktbild von Euch, da müßt Ihr schon vorsichtig sein! Und ein guter katholischer Vater prüft auch genau, wem das Dirnderl Photos ihrer [zensuriert; Anm. d. Verf.] schickt, das vorgreifend bereits an die verantwortlichen Männer unter uns gerichtet. 

Und Vorsicht Burschen, wenn Euch eine Internetseite mit schnellem Gewinn oder geilen Videospielen lockt. Man hört doch allerorten, daß Ihr da manchmal brutal abgezockt werdet! Also gebt gut acht, wem Ihr da Eure Moneten per Internetbanking zuschiebt, sucht Eure Warcraft-Spiele - und die Partner, mit denen ihr das spielt - sehr sorgfältig aus! Am besten wählt Seiten mit Vatikan-Werbebanner für den Papst-Twitter, ehrlich, dann tut Ihr zugleich auch was für Euer Seelenheil, und macht Euch selber erkennbar als Gute.

Und Vorsicht Hausfrauen aller Länder, bei welchem Versandhaus Ihr Eure Schuhe bestellt, denn da gibt es durchaus den einen oder anderen, der Euch Latschen schickt, bei deren Anblick Ihr sofort aus den Euren kippt, zumal über ebay, und wer weiß welche zarten Kinderhände an ihrer Herstellung beteiligt waren! Viele viele Halunken überall, also: Vorsicht!  Und tragt Eure alten Plastiktöffler gefälligst fünf Jahre länger, schon aus Solidarität mit den Armen in den Slums von Rio. Und auch mit deren Wurfeigenschaften könnt Ihr Euch jenen Respekt verschaffen, der Eurer leitenden Rolle für ein gedeihliche Zukunft in Kirchengremien und UNO-Ausschüssen entspricht.

Und alle Acht, Ihr Männer, wenn in Eurem Mail-Eingang ein Schreiben von einem Neffen eines afrikanischen Diktators landet, bei dem als Provision beim raschen Transfer von 20 Mio. Dollar aus garantiert rechtens erworbenen Ölquellenanteilen seiner Witwe 3 Mio am eigenen Konto landen sollen, wofür nur rasch 4500 Euro am Konto des Anwalts landen sollten, um den Transfer abzuwickeln - nichts davon ist wahr! Der Neffe ist sein Schwiegersohn, möglicherweise, die Witwe war seine Konkubine, und die Zulassung des Anwalts stinkt. Zähmet also Eure Gier, und gebet Eure Moneten nur vertrauenswürdigen Sparkassenvertretern zur Altersvorsorge, oder stopft sie in Eure Socken - immer dieses mehr, mehr, mehr, ist doch krank. Oder noch besser: spendet sie an den Hilfsfonds für die Janillo-Indianer, die zur Verhinderung eines Staudamms gegen die gottver... Kapitalistenkonzerne kämpfen, und noch nie etwas von Rente gehört haben.

Und nicht zuletzt: Achtung Ihr Kleriker und Priester! Daß Euch des Herzens Vorfreude auf das Fallen des Zölibats nicht versehentlich auf Seiten pornographischen Inhalts führe, auf denen Ihr schon mal vorkosten wollt, was Euch später - vielleicht, bitte schön, und nur, wenn Ihr schön brav seid und den zu erwartenden Weisheitsergüssen dieser Pädophiliekommmission folgt - einmal zugestanden wird. Geduld, alles zu seiner Zeit!

Und, an alle gerichtet, daß auch keiner mehr als drei, oder sagen wir vier Stunden am Stück im Netz herumsurft, ja? Außer, er liest gerade die Papstbotschaften, fromme Nachrichten oder Homilien, organisiert den nächsten Weltjugendtag, bestärkt Justin Bieber der gerade wieder bestätigt hat daß er durchaus an einen Gott glaube, oder bekehrt überhaupt mal schnell einen Atheisten im Zeitungsforum. Oder - meinetwegen - bestellt mal schnell eine Pizza Margaritha fürs Familienleben oder den Pfarrgemeinderat. Es kommt ja immer darauf an, wofür man es braucht.

Auf daß das Schlimme alles einem richtigen Katholiken nicht passiere. Der sei nur tief gläubig im Netz unterwegs. Sind doch so viele Betrüger darunter, bitteschön!

Schlußwort und Fazit

Also, geneigter Leser, mal halblang mit dieser Begeisterung fürs Internet. Nicht ALLES dort ist toll und super, denkt mal darüber nach! Und wenn Ihr twittert oder am iPod herumwischt, geschätzte Internetnutzer, gefälligst nur für das Gute. Und wenn Ihr Euch beim Tastentippen im Hin- und Hergeflirre der aufbauenden Worte eine Sehnenscheidenentzündung holt, dann nur, weil das den Tastenicons entspringende Gezwitschere ein einziger Lobpreis und Ausdruck der Gaudi am Glauben ist.

Wirklich, wahrhaftig, ein Papst aus der Zeit für die Zeit, so richtig für die Menschen, die heute leben, mit all ihren Sorgen und Nöten, an allen Brennpunkten dabei. Und dabei immer ein kleines Lächeln um seinen Mund.

Ausklang

Jeder vom Ernst tiefer Philosophie wie zuletzt so Geplagte darf nun zufrieden aufatmen, darf seinem ohnehin immer vorhandenen Impuls nachgeben, und die Wälzer ins Eck stellen, die zu lesen er sich verpflichtet fühlte, aber sich nie dazu überwinden konnte. Die Welt ist doch viel einfacher. Auf daß eingestimmt werde in den Chor der Loberanten:

Wahrlich, und in jeder Hinsicht - ein Papst für die Minderbemittelten.* Endlich endlich - ein Papst für die Doofen.

Nachsatz

Man kann ihn ja nicht IMMER kritisieren. Man ist doch kein Sedisvakantist.





*Im Österreichischen umschreibt dieses Wort auf durchaus vielfältiger anwendbare Art den Begriff "arm".




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