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Montag, 23. Dezember 2013

MIT einander und miteinander

(Fragment) Es hat etwas Seltsames, und ist (denkt man es durch) irrational, wenn wir der Kommunikation Richtung "auf den anderen" beilegen, sie damit verzwecken wollen. Diese Verzweckung muß immer scheitern. Denn Zweck ist zwar eine ihrer Wirkungen, aber nur indirekt, ja sogar nur indirekt erreichbar. Er ist nicht Ursache der Kommunikation.

In ihr nämlich wollen wir, als Grundrichtung unseres Menschseins, selbst das Ewige in uns darstellen, das Gültige, an dem WIR teilhaben. (Selbst, wenn wir simple Tatsachen "mitteilen", etwa auf der Pirsch dem anderen zeigen, daß der Wind ungünstig steht Denn unsere Leiblichkeit IST eine Darstellung jenes Geistes, an dem wir teilhaben, der durch uns wirkt, und das ist auch unsere Wirklichkeit.

In einer Zeit, die sich dieses Geistes unsicher geworden ist, deren Theorien und Anschauungen ihn gar verleugnen, ist das Unterstellen der Kommunikation unter einen Zweck deshalb logisches Reaktion auf diese Unsicherheit der Selbstgewißheit. Aber das, was wir heute "an den anderen richten", ist in der Regel ein Versuch, seine Rezeptionsfähigkeit zu beeinflussen, zu manipulieren, warum auch immer.*

Sinn und Wesen der Kommunikation ist aber einerseits die Darstellung des wahren Geistes (als ANALOGIE, als Ähnlichkeit in Angleichung und Gehorsam - Gehorsam als erste Grundhaltung des Erkennens - zu verstehen, NICHT als "identitäre Gegenwart eines anderen Geistes"! Die sakramentale Wirklichkeit als Sonderfall lassen wir hier einmal weg²) durch mich, und im Ganzen die Präsenz dieses Geistes durch die Menschen selber. Kommunikation gelingt dann, wenn beide Seiten, die sich sagen wir in einem Gespräch begegnen, sich auf diesen selben Geist hinwenden (nicht: EINANDER zuwenden!)

Die Zuwendung "zum anderen" ist immer eine Zuwendung zu seinem (den von ihm repräsentierten, durch ihn durchleuchtenden) Geist, der sich in die Welt neigt. Und in der Liebe eine Hilfe, die Trübung dieser Darstellung zu beheben. Kommt es zu einer Übereinstimmung im Wort, in der Sympathie, so deshalb, weil beide Seiten am selben Geist teilhaben und ihn darstellen. Die Liebe sieht den anderen genau als dieses Durchscheinende, und nicht als Bezweckenden.**

Deshalb kann sich die Wahl des Kommunikationsmittels, des Mediums etwa, in dem man etwas sagt, nicht daran orientieren, ob ein (letztlich: irrationaler) Zweck erreicht wird oder nicht. Er kann sich nur daran orientieren, ob in diesem Medium, durch diese oder jene Geste oder Situation, der Geist der Wahrheit darstellbar - und DADURCH mitgeteilt wird. Mitgeteilt, weil der andere IN MIR (und in dem von mir gestalteten Mittel, das eine gewissermaßen "ausgelagerte" Weise des Selbstseins ist) und meiner Gestalt an diesem Geist teilnehmen kann. Ich bin ihm Verweis, Hinweis, Tangente in das Transzendente, das allem Dinglichen, das immer ein solcher Verweis ist, zugrundeliegt.



*Was wir heute als Zuwendung, als Liebe etc. bezeichnen, ist häufig nur noch ein Versuch, die Rezeptionsfähigkeit des anderen - man überlege etwa nur den Sinn des Satzes, der andere solle "sich geborgen fühlen", worauf wir da nämlich abzielen - zu manipulieren.

**Füge ich einem anderen körperlich Übles zu, so zerstöre ich wie bei einem Spiegel das Glas, nie das Bild. Nur kann das Bild bei zerbrochenem Glas (Tod) nicht mehr erscheinen. Wobei zwischen dem physikalisch vermeßbaren "Körper" (der Masse) und dem Leib (der ein Ausdruck ist) zu unterscheiden ist. Das größere Übel ist deshalb, den Geist des anderen zu trüben. Denn damit ergreife ich ihn ganz. Dieser Hinweis kann oder muß als klare Absage an die heutige Pädagogik verstanden werden.

²Vorsicht dabei, diesen Gedanken weiterzuführen - Leib und Geist stehen sich nur auf eine Weise gegenüber; beide sind GEEINT in der Persönlichkeit. IN ihr. Der Leib ist damit nicht "weniger" als der menschliche Geist, er ist ihm auf eine Weise gleichberechtigt. In Leib und Geist drückt sich das Wesen der Persönlichkeit als Einheitsprinzip aus. Sehr gut dargestellt findet sich diese Thematik u. a. in H.-E. Hengstenberg, "Der Leib und die letzten Dinge"



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