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Sonntag, 8. Dezember 2013

Schleichender "brain drain" (3)

Teil 3) Maßnahmen, damit der Damm nicht bricht ... 
Römische Zustände anno 200





Nur noch ein Damm konnte im 2. Jhd. den Zusammenbruch aufhalten - und er wurde errichtet, bis auch er brach: (Heeres)disziplin. Rekrutiert, nicht mehr freiwillig, von (sicher nicht aufmüpfigen) Bauern aus den Provinzen, nicht mehr vom Edelmut italischer Bevölkerung war der Soldatendienst zu leisten, den Disziplin zusammenhielt. Die von Hadrian, als Gegenbewegung auf das Geschehen des 1. Jhds., sogar zur Göttin erhoben wurde, Rom noch einmal aufrichten sollte.  

Leistung und intellektuelle Begabung und Verdienst sollten die Herkunft ersetzen. Technik die Gestalt. Identität wurde zur voluntaristischen Idee, Emporkömmlinge, Zugewanderte zur zahlenmäßig enorm anwachsenden führenden Schichte. Der Einzelne konstituiert damit notwendig und willentlich den Staat, sonst bricht er. Römer wurde, wer Römer sein WOLLTE.

Cassius Dio beschreibt, wie sich die Soldaten des stehenden Heeres primitivisierten, während die römische Jugend Ableitung ihrer Aggressionen im Räuberhandwerk und in Gladiatorenschulen suchte. Das öffentliche Klima verbarbarisiert sich völlig. Die Verwaltung ist perfekt zentralisiert, Rom ruht auf ihr und auf dem Heer. Und nur "die Besten", wo immer sie herkommen (und sie kommen aus den rasant vermehrten Städten des gesamten Reichs), sollen über "die Masse" (der Großteil der Römer lebte ohnein längst von der Wohlfahrt, der "Mindestsicherung" - von öffentlichem Getreide und Spielen zur Unterhaltung) regieren (s. u. a. Aelius Aristides' Romrede) die zu gehorchen hat. 

Die öffentlichen Budgets explodierten ebenso wie die Maßnahmen für Regulierungen, mit denen etwa Preise niedrig gehalten werden mußten, so wie die Beträge, mit denen die vielen öffentliche Einrichtungen, die Schulen, die Straßen in Stand gehalten werden mußten. Meist zahlten die Reichen. Freiwillig. Und Reiche gibt es erstaunlich viele, im 2. Jhd. - reich geworden durch den Handel.

Während die Bereitschaft der Massen, aggressiv "ihre Rechte" zu fordern, stieg und stieg. Aber das Gespenst des Untergangs, den doch so viele ahnten*, sollte noch einmal vertrieben werden.



*Im 3. und 4. Jhd. steigert sich diese Stimmung zu einer allgemeinen Erwartung des Weltuntergangs.



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