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Donnerstag, 5. Dezember 2013

Sonst wird er besessen

Erwachsenheit ist also der Moment, in dem das (tendenziell: alles) Teilhafte des faktischen Moments in das Bleibende des Sinns, und damit der Ordnung des Seins gestellt wird. Erst hier kann von (beginnender) Freiheit gesprochen werden, zumal im Heranwachsenden das jeweils sich Entwickelnde (auch körperlich erkennbar) seine Herrschaft beansprucht, eine Ganzherrschaft noch gar nicht möglich macht. Weil eine solcherart zu früh "begonnene (versuchte)" Ganzherrschaft die Wirklichwerdung des noch auszubildenden Teilharften verhindern würde. (Während in der Pubertät diese Herrschaft versucht werden muß, auch wenn sie immer wieder neu ansetzen muß - was die Charakteristik des Jugendlichen, der sich mit Enthusiasmus jeweils auf Teilergebnisse und -erkenntnisse wirft, gut beschreibbar macht.)

Aber erst da ist es möglich, von Geistigkeit zu sprechen, weil er erst ab hier die Herrschaft über den Menschen hat. Ab hier erst kann er auch in die Weisheit wachsen - indem er das jeweils Herantretende des Lebens nach und nach in das Insgesamt des Sinngefüges einzuordnen vermag.

So, wie ein Organismus in seiner Hierarchie das jeweils untergeordnete integriert. Er kann zwar nicht ohne es sein - die Zelle nicht ohne das Atom, das Organ nicht ohne die Zelle, der Leib nicht ohne die Organe, der Geist nicht ohne Leib - aber er läßt sich nicht von unten heraus bestimmen, sondern prägt seine Charakteristik dem unteren auf. Er besitzt sich nur und erst in diesem Maß. Andernfalls wird er besessen.*




*Und bewußt sei hier auf das Wesen der Autoimmunkrankheiten in ihrer Verbindung mit Persönlichkeit und Identität hingewiesen. Die bekannte Zunahme von Autoimmunkrankheiten in der Gegenwart ist deshalb ein direkter Verweis auf fehlgeleitete Persönlichkeitsbildungsprozesse, in denen es nicht mehr zum Selbstbesitz, zur Geistigkeit kommt. Die von früher (gerne belächelte) bekannte Sichtweise der Nähe von (etwa) Epilepsie ("zerrüttete Ordnungskraft des Bewußtseins") oder Legasthenie zur Dämonie ist also alles andere als lächerlich, sondern durchaus naheliegender, wenn auch nicht schlicht einfach zu ziehender Schluß. Genauso wie es direkte, wenn auch nicht schlicht linear auszudeutende Verbindungen zwischen der Popularität von Horrorfilmen (als Erfahrung des Schreckens, des Nichts, meist wohl  nur die Fremdhilfe des Selbsterlebens des zum geistigen Selbst bereits zu trägen Ich) und Persönlichkeitsbildern gibt.




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