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Freitag, 17. Januar 2014

Pars pro toto

Vom Ruin der Gemeindekasse in Rosenau-Sonntagberg durch ausufernde Finanzgeschäfte, die Finanzierungsgeschäfte waren, bis die Kredite nicht mehr bedienbar waren, weil sämtliche (reale) Substanz verspielt war, war hier bereits die Rede. Dort regierte (Stahlwerke) seit je die SPÖ. Kaum 15 km entfernt liegt, wie sie bezeichnet wird, die Wiege Österreichs, Neuhofen an der Ybbs. Dort regiert (Bauern) seit je die ÖVP. 

Und nun wird bekannt, daß der zu den Kleinen unter den über 2.300 Gemeinden Österreichs gehörende Marktflecken, die tiefere Heimat des Verfassers dieser Zeilen, gleichfalls 2007 von der Idee geritten war, an internationalen Finanzmärkten ihr Haushaltsbudget aufzubessern*, und 1 Mio Euro eingesetzt hatte.

Das Geschäft ging negativ aus, berichtet jetzt (erst) die NÖN, die ohnehin ein einziger Verrat am Journalismus ist**, und nun liegt die Gemeinde (wie etwa in der um Dimensionen größeren Städten Linz, Salzburg und Wien) mit der örtlichen Raiffeisenbank im Streit. Denn sie weigert sich diese Schulden, die ursprünglich keine sein sollten, zu bezahlen. Sie hat das Geld auch gar nicht, denn der Schuldenstand ist ohnehin groß genug.

2.300 Gemeinden, von 1000 Einwohnern bis zu 1,7 Millionen. Kaum eine hat NICHT spekuliert, ja die Landesregierungen haben über eigene Berater sogar dazu geraten. Man hört nur selten und krasse, oder nicht mehr zu verheimlichende Fälle über die Medien. Milliarden und Aber-Milliarden, die hier an Börsen über Wetten und Spekulationen Hebelwirkungen erzielten, und damit die Krise, an der die Träume von Volksbeglückung und ewig währender Geldflüsse besonders cleverer Politiker, die sich in immer komplexeren Geldbeschaffungsmethoden übten, zusammenfielen, direkt ausgelöst haben. Etwas anderes zu sagen wäre einfach nicht sachgerecht.

Wen will man hier bestrafen, wen einschränken, wenn man von Beschränkungen der Kapitalmärkte spricht? Populistisch verbreitet sind es ja die Reichen, die aus Langeweile und Gewinngier ihre Milliarden verschieben. Wen träfe man damit aber real am schlimmsten?

Tatsächlich ist es nämlich zu ZWEI DRITTELN die Politik, die auf den Finanzmärkten als Agitateur aufgetreten ist. Etwas, das sie nie hätte tun dürfen, aber seit tausenden von Jahren tut. Nun muß - wie immer - die übriggebliebene freie und verantwortliche Bevölkerung, längst auf 40 % reduziert, die Zeche dafür zahlen. Denn wer sonst sollte diese Gelder je erarbeiten? Beamte? Staatshörige? 

Nichts hat sich geändert, die Geschichte zeigt es. Zentralismus braucht Geld. Und zwar NUR Geld. Und er rechnet es sich froh.

Auf wen waren diese Spekulationen abgezielt, von Anfang an, wenn nicht auf die Werkschaffenskraft der realen Menschen? Wer glaubt, daß Geld etwas "für sich" wäre, und macht es damit zu so einem Ding? Sicher nicht der seine Existenz in direkter Verantwortung bewältigende Mensch. Es ist vielmehr die bereits zur Mehrheit gewordene Schichte der Bevölkerungen, die sich als Elite fühlt (90 % der Österreicher fühlen sich als Mittelschicht!), aber absolut keine Ahnung mehr hat, weil es ihr an sittlichender Erfahrung mit der Wirklichkeit der Dinge fehlt, wie etwas von realem Wert aufgebaut wird. Diese Hohlheit des Selbstgefühls der Menschen ist die wahre Gefahr, an der wir auch zusammenbrechen werden, daran gibt es keinen Zweifel mehr.





*Diese Tatsache ist insofern bemerkenswert, als der Vater des Verfassers dieser Zeilen 1945/46 Bürgermeister dieser Gemeinde war. Und er war abgewählt worden, weil seine Gemeindevorhaben - Investitionen in Gemeindebetriebe (Ziegelwerk, überregionales Freibad), die den Ort finanziell weitgehend autark machen sollten - den Bauern zu fortschrittlich waren. Heute wählen die Bauern der Landschaft Politiker, die Geld auf internationalen Finanzmärkten lukrieren wollen. Das erzählt viel über die Veränderungen in der Mentalität.

**Die Niederösterreichischen  Nachrichten (NÖN), zu deren Ursprüngen nach 1945 die Zeitung des Vaters des Verfassers dieser Zeilen gehörte, der (mit seinem Sekretär) in seinem "Amstettner Boten" ein Wochenblatt sehr anderen, freiheitsbetonten Typs gründete, gehören der Kirche. Es gibt kaum eine Zeitung in Österreich, deren Verpflichtung zur Wahrheit so deutlich erkennbar zugunsten einer ideengelenkten, pädagogisierenden "Verbesserung der Menschen" (und das heißt heute vor allem: politically correct) ausgeschaltet ist. Die Lächerlichkeit und nichtige Kleingeistigkeit der regelmäßigen Kolumnen der Chefredakteure sämtlicher Kirchenpublikationen ist ja kaum noch zu überbieten. (Man denke in Deutschland, wo nichts anders ist, an das Schicksal des "Rheinmerkur". Einst einer hervorragenden Zeitung, die gemäß der theologie nouvelle, der Taktgeberin des 2. Vaticanum, zu Tode "gegutet" wurde - bis sie keiner mehr las.) Aber der Verfasser dieser Zeilen weiß aus eigener Erfahrung, daß dies dem wahren Charakter der Kirchenfunktionäre entspricht. Wie meinte einmal Konstantin Wecker? "Nur ned auffallen, dann kannst ned reinfallen."




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