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Dienstag, 21. Januar 2014

Wegmarken (1)

Stellen wir uns einmal in einem fragmentarischen Umriß wesentliche Unterschiede gegenüber, die sich aus dem Durchsetzen des Hegelianismus - selbst in einer Linie mit dem Nominalismus und Descartes² zu sehen - in der westlichen Denkweise in Gegensatz zur "Philosophie des Hausverstands", dem aritsotelisch-thomistischen Realismus ergeben.

Tatsache ist auch bei Thomas v. Aquin, daß der menschliche Verstand aus den Einzeldingen nur das Allgemeine (aus dem Tätigsein des Verstands) erkennt, im Vergleichen, im Differenzieren. Das Individuelle selbst ist ihm unerkennbar. Es ist (Aristoteles) nur als "to-tein", als Eben-dies erkennbar. Man kann auf es nur verweisen, es selbst bleibt ein Geheimnis. Dennoch ist klar, daß das Sein sich nur dort manifestiert und damit (daraus) erkennbar ist, soweit dieses (geheimnisvolle) Seiende (das individuelle Ding also) überhaut IST.

UMGEKEHRT bei Hegel. Für ihn ist alles Individuelle - weil nur das Allgemeine erkennbar und damit "Geist" ist - eine Täuschung, Schein und Zufall. Es ist also unbedeutend. Damit fällt die reale Bedeutung des historischen Bildes, und das Wesentliche an den Dingen (und für den Menschen) ist ein a-historisches, quasi neutrales "Generalwesen", das dialektisch herauszuschälen einziger Sinn der Geschichte ist (das nur so nebenbei.)

Das hat enorme Konsequenzen.

Für Thomas ist nämlich die Gestalt, die Form das Wesentliche der Erkenntnis, weil ihr Träger, und alles Abstrakte ist ohne sie gar nicht zu erkennen. Der Erkenntnisprozeß ist ein Übergang von Gestalt, über die Wahrnehmung, über die Sinne, der aktive Prozeß dabei ist das Zueinanderstellen (Urteilen) durch das Ich des Menschen, sein individuell geistiger Akt, der ihm ohne reales "Hören" (Offenbarung) damit gar nicht zugängig ist, weil ihm das Licht fehlt, unter dem das Wahrgenommene erkennbar wird. 

Die Welt ist damit ein Zueinander von Gestalten, wo eine der anderen die Botschaft des Seins (das in seiner Ordnung zu Einem wird) damit nur deshalb übermittelt, WEIL sie diese und keine andere Gestalt ist. Nur im Zueinander der Gestalten, aus ihren Beziehungen, offenbart sich das Wesentliche des Seins, und die Geistigkeit des Individuellen entscheidet sich aus dem Selbsttätigsein des Seienden selbst (in gewisser Hinsicht als Sittlichkeit benennbar). Damit ist die Geschichte wesensnotwendiges Antlitz der Erkenntnis, weil sich Sein im Seienden NUR geschichtlich darstellen kann, es umgekehrt kein Geschichtliches gibt, das sinnlos wäre, sondern immer ein mehr oder weniger schwer erkennbares Gesicht der Grundzüge des Seins selbst präsentiert, das sich aber letztlich nur im Respekt der Gestalt gegenüber überhaupt erschließt. Individuelle Erkenntnis ist also ein Gefüge aus Gestalten, die über die sinnliche Erkenntnis sozusagen "in den Menschen" gelangen, einerseits, und von ihm anderseits als sittlicher Leistung ins Eine zusammengeführt werden. Der Einzelne bleibt damit immer aber auch ein Geheimnis des Hier und Jetzt, weil er sich immer auf dieses in seinem konkreten Dasein bezieht, in dem eben alleine sich Sein (das alles Umfassende also) darstellt und verkörpert.*



Morgen Teil 2) Zum Strom geworden, 
an dem die Gegenwart sich wässert


²In ihm äußert sich in dieser klaren Form zum ersten mal Geist auf den menschlichen Verstand alleine bezogen. Das muß man bei späteren Entwicklungen, wie bei Hegel und Marx, im Blickfeld bewahren, um schon gar in einer gerafften Form wie hier deren Konzeption von Geist zu verstehen (oder "mitzuspüren", wie man im Film sagt).

*Wir wollen hier nicht weiterführen, denn natürlich beginnt hier das Problem des Faktischen als Konglomerat aus Sein (im Seienden) und Irrtum (aus individuell möglicher, größerer oder kleinerer menschlicher Verlorenheit ins Viele, das nicht ins Eine geholt ist, der sich dennoch nie ganz vom Sein, an dem er irgendwie noch teilhat, entfernen kann, sonst wäre er gar nicht).





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