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Samstag, 1. Februar 2014

Woher und wohin die Milliarden fließen

Blicken wir wieder einmal hinein, in die Hintergründe und Zusammenhänge der Finanzkrise, der Staatshilfen und Euro-Rettung. Arte brachte vor etwa einem Jahr einen an sich interessanten Film dazu. Dem aber Anfangs- und Schlußstein fehlt, in den Profiteuren - denen der überhitzten (und sinnlosen) Investitionen in den Ländern, und denen, die der Herkunft des Geldes, das in diese Länder floß, um Renditen zu erwirtschaften. Wo es in oft genug haarsträubende Fehlinvestitionen samt aberwitziger Fehlbewertungen floß, wo sachliche Kriterien durch die Hoffnung auf selffulfilling prophecies (und die völlige Verkennung dessen, was Geld überhaupt kann) schöngerechnet wurden.* Das Spiel beginnt nicht bei "den Banken", und es hört schon gar nicht dort auf.

Mit diesem Geldzufluß wurde in Irland wie in Spanien das Wohlstandsniveau auf eine Höhe gepumpt, die es gar nie hätte haben dürfen.** Es war nicht gesund und aus dem regionalen Zueinander der Menschen und Dinge gewachsen. Es ist ein fundamentaler Irrtum zu glauben, daß Geldzufluß (sei es in Krediten, sei es als Anlagegeld) einer Volkswirtschaft "hilft". Das haben die Finanzkrisen Europas in den letzten Jahren eindrücklichst bewiesen. Diese Gelder richten enormen Schaden an, und müssen letztlich wieder abziehen, hinterlassen aber enorme Systemlöcher, mit denen diese Staaten nicht leben können. Die Internationalisierung der Wirtschaft, zumindest in dieser Form wie sie stattfindet, und damit ein Leitbild der EU-Politik, ist also in sich ein ganz schwerer (Denk-)Fehler. Wer wissen will, warum etwas so und so ist, muß die Ursachen suchen, nicht kurz davor aufhören.

Dieser eklatante Mangel an Tiefenschärfe (als wären alle diese Problemem auf der Ebene von Sensationsblogs zu lösen) zeigt sich auch in der naiven Frage, warum man denn nicht alle diese Milliarden Schulden, die ja "nur auf dem Papier" existieren, einfach ... per "Taste delete" streichen könne? Daß die Invertiewpartner darauf keine schlagkräftige Antwort finden (nur Schäuble versucht es, und an sich trifft er das Richtige) liegt lediglich an der verbalen Darstellbarkeitshürde des Problems.*** Je unanschaulicher aber die Dinge, das kann man fast generell sagen, desto dramatischer weil prinzipieller ihre Auswirkungen.

Damit fällt auch trotz vieler richtiger Details das Gesamtresumé des Films einfach falsch aus. Er zieht nicht die treffsicheren Schlüsse, sondern neigt zur Abschiebung der Schuld an Dinge, die "im Dunkel" bleiben, und angeblich gewollt im Dunkel bleiben. Aber vielleicht wollte das der Film auch gar nicht.

Er ist sehenswert, weil man manche sachliche Zusammenhänge recht deutlich aufbereitet sieht. Doch neu ist das alles nicht, und auch keine Sensation oder Aufdeckung einer Weltverschwörung, die als Geruch leicht drüberhängt.

Nur an einem Punkt wird dennoch das Fazit angedeutet, das alles zusammenfaßt, wenn man es richtig interpretiert: Alle diese Maßnahmen der Banken- und Staatsrettungen sind ausschließlich Maßnahmen zur Rettung der politischen Systeme, zur Rettung des Scheinwohlstands BEI UNS (aber auch in diesen Ländern), zur Rettung einer gar nicht mehr wirklichkeitstauglichen, durch staatliche Eingriffe deformierten Wirtschaft und Gesellschaft, was alles der interventionistische Sozialstaat seit Jahrzehnten aufgebaut hat. Man fürchtet die Wirklichkeit. Denn die könnte die Bevölkerungen aller Länder auf den Gedanken bringen, daß das herrschende System alles erdrosselt. Der sozialistische (marxistische) Gedanke ist in sich ein solcher Fehler. Schon theoretisch, nicht erst praktisch. Deshalb ist mit Praxis, mit Ablaufoptimierungen, auch nichts zu beheben. Es wird nur noch schlimmer.

Aber dieser marxistische Gedanke steckt hinter den ständigen Bezügen auf 1929 (Weltwirtschaftskrise) und die "Folgen" in Europa, als Gottseibeiuns, der alles rechtfertigt. Denn damals LIESZ man die Banken pleitegehen, damals ließ man die Wirklichkeit durch ein Fenster ein. Aber es gibt nur einen Feind des Scheins - und das ist die Wirklichkeit. Die kein Schein der Welt (im wahrsten Sinne) auf Dauer aber zurückhalten kann, die zur Verdrängung aber immer weniger Freiheit verträgt.







*Wo das Geld herkommt? Na dann überlege man einmal scharf ... Und die Listen, die Schumann da zugespielt erhält und öffentlich macht zeigen es ja. Alleine in den USA wird 5 % des Vermögenskapitals in Risikounternehmen gesteckt. In einem Land, in dem es keine offiziellen Pensionskassen gibt, ein gigantischer Geldbetrag. Die Schweiz mit ihren 3000 Pensionsfonds (!) überlegt nun genau dasselbe (mit vorerst 40 Milliarden Euro). Geld das in dem Moment, wo es dem Geldgeber (dem Einzahler in den Rentenfonds, also den Rentnern) ausbezahlt wird, von der gegenwärtigen Generation und Wirtschaft sehr real erwirtschaftet und damit mit Leistung gedeckt werden muß, sonst bricht tatsächlich "alles zusammen". Man kann es drehen und wenden, wohin man will - die massivste Dynamik am Geldmarkt (weil sich dieses Geld "neureich" verhält; s. a. a. O.) kommt von den einfachen Bürgern selbst. Die sich ihr Schicksal quasi selbst verhängen. Das 20. Jhd. ist aber nun das Jahrhundert der massenhaften Emporkömmlinge, ja das ist DIE Erscheinung dieser Zeit! Es ist damit auch solches "neues Geld", das von Bewertungsaktualitäten abhängt, das spekuliert. Man denke nur an George Soros, ein Emporkömmling reinsten Wassers. Substantielles Vermögen spekuliert nicht, es verhält sich substantiell und tendentiell konservativ.

**Wirtschaft ist realontologisch etwas völlig anderes als Mathematik. Das zu begreifen ist aber für viele sehr schwer. Und fällt der Politik noch schwerer, weil es den Traum vom gottgleichen Status der Regierenden gefährdet. Den in der Demokratie heutigen Zuschnitts die einen bereits haben, die anderen gerne hätten.

***Jede Sprache ist nur das Hinweisende auf ein durch Wahrnehmung zuvor und nicht weiter zerlegbar Gewisses, Gegenständliches, als es selbst Begegnendes, das der direkten Anschauung der Dinge, die immer ein geheimnisvolles "dieses da" sind, entspringt. Damit zeigen zwei Gesprächspartner einander lediglich, was sie je in der Welt wissen - sie "erfinden" es (das Ding) nicht mit ihrer Sprache, tragen es mit ihren Begriffen lediglich "am Henkel". Sonst würde Sprache leer. In einem Gespräch kann deshalb nur dann Übereinstimmung (communication) stattfinden, wenn beide dasselbe Ding anschaulich vor Augen haben. In abstrakten Termini, die kategorial zusammenfassen, als je nach Abstraktions- und damit Allgemeingrad je mehr konkrete Dinge "mit sich führen", aber sich gleichzeitig von diesen konkreten Dingen entfernen, zu sprechen verlangt deshalb sehr viel Gewahrheit von den Gesprächspartnern. (Deshalb ist das allgemeinste Wort - Sein, Gott - das Wort, das alles in sich führt, aber am unbegreiflichsten ist.)




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