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Dienstag, 18. März 2014

Non, je ne regrette rien

Edith Piaf

Gibt es ein Lied, in dem die Verzweiflung deutlicher wird? Die Piaf gibt sich nicht einmal den Ansatz von Mühe, den Trotz zur "Wahrheit" umzulügen. Und kann es wohl auch nicht. Aber das ehrt sie als Künstlerin. Sie ist in ihrer Kunst wahrer, als in all ihren sonstigen Äußerungen.

Was würde ein heutiger Regisseur einer (unbekannten) Sängerin und Schauspielerin sagen, die so aufträte? "Edith, das ist nicht überzeugend, Du scheinst es DOCH zu bereuen. Was soll die Tragik - sei fröhlicher, überzeugter! Du bereust doch nichts! Sag, woran denkst Du? Das muß sich ändern, Edith, ... Du kannst nicht schauspielen." Und sie würde nie mehr Engagements bekommen.






Und nun schauen Sie diese Aufnahme, die Piaf gealtert. "Non, je ne regrette rien!" Als erzählte Sie von ihrem Leben. Und niemand hatte ihr gesagt: Paß auf, hüpf vom rechten auf den linken Fuß, schiebe die Hände von hier nach da und wiege doch im Salsa-Schritt, denn das mit dem Mikrophon schaut beschissen aus, und das macht man so im Show-Buiseness. Die Dame sang, was sie glaubte. Und dieselben Leute von heute, würden niederknien und den Saum ihres Kleides küssen, sobald man ihnen sagen würde: "Das ist die Piaf!" "Was, DIE Piaf?" "Ja, DIE Piaf." "Na dann - machen wir doch eine coole und hintergründige Doku?"




Wenn man dann diese Lied, die "Hymne a l'amour", aus demselben Mund hört, kann man durchaus den Eindruck gewinnen, er verstünde mehr von Liebe, als so mancher Papst. Selbst, wenn er sie zum Frühstück bei Otto's zu Muffins und Chocolades Entrice einladen würde.





Sie meinen, geneigter Leser, das könne gleich mal wer, bei DIESEM Lied? Na, dann hören Sie sich das mal an. Sting. Einer, der offenbar auch gern mal echte, tiefe Gefühle gehabt hätte. Und damit reich wurde. Was etwas aber ist, was etwas gilt, in einer Kultur, ist ein komplexes Zueinander von Schöpferischem des Menschen selbst - und dem Sein. Daß diese Lied "so gut ankam" war eine Leisung der Person Piaf. Alle anderen sind Windschattensegler, die in dem Maß vom Schöpferischen keine Ahnung haben, als sie ihre Interpretation, den Wert dessen was sie tun, quasi übernommen haben und von einem "absoluten" Guten ausgehen. Das Ergebnis ist widerliche Imitation des Gefühls eines anderen.







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