Dieses Blog durchsuchen

Montag, 7. April 2014

Die Vermeidung des WARUM

Auf eine ganz gefährliche Tendenz auch in den Wissenschaften weist ein Bericht in der FAZ hin, basierend auf einer Diskussion von Datenexperten in Frankfurt. Denn mehr und mehr verdrängt die Verknüpfung von Daten die Frage nach dem Warum. Ursachen werden nebensächlich - stattdessen wird aufgrund von Parallelerscheinungen (Korrelationen) von Phänomenen geschlossen, und vor allem: gehandelt. Die Versuchung dazu geht von der immensen Menge an Daten aus, die bereits gesammelt sind und werden. Man sucht nicht mehr "nach" etwas, sondern man "findet zufällig etwas".

Da gelingt es etwa eine kanadische Medizinerin bei Frühgeborenen dank der Verknüpfung von Vitaldaten mit Krankheitsverläufen, den Ausbruch lebensgefährlicher Infektionen zu prognostizieren: „Carolyn McGregor hat keine Ahnung, warum, aber sie rettet damit Leben.“

Warum das so ist, weiß die Kanadierin also gar nicht. Nur das alleine wäre noch nicht einmal das Problem. Die Prognose aufgrund von Verknüpfung von Daten macht vielmehr eine Überprüfung durch empirische Daten gar nicht mehr möglich. Ein illustratives Beispiel: Wenn alle Demonstranten einer radikalen Gruppe Schnupfen haben, werden durch die Algorhythmen zukünftig alle Schnupfenträger auch zu potentiellen Radikalen. Die Prävention verhindert zukünftig eine Verifizierung, weil die Demonstration unterbunden wird, indem das Auftreten von Schnupfen Maßnahmen bewirkt, die eine Demontration verhindern. Es bleibt aber der Generalverdacht allen Schnupfenträgern gegenüber.

Oder: Wenn eine Personengruppe mit bestimmten Eigenschaften präventiv gegen XY behandelt wird, kann gar nicht mehr gesagt werden, wieviele dieser Gruppe wirklich an der Krankheit erkrankt "wären". Bei Impfungen etwa, die immer Kollateralschäden nach sich ziehen - ein bestimmter Prozentsatz stirbt oder erkrankt WEGEN der Impfung, und sei es an Nebenwirkungen - läßt sich Nutzen und Schaden damit gar nicht mehr abwägen.

Ein weiterer Schritt also in jene Richtung, die da heute bereits eine so große Rolle spielt: Wir wissen zwar nicht was wir tun, aber wir sind schneller. Wer jedoch Ursachen und Wirkungen ignoriert, kann überhaupt nicht mehr verantwortungsvoll handeln, weiß nicht mehr, was sein Handeln, in dem er sich auf bestimmte Willensziele beschränkt, die er hofft (gar nicht: weiß!), so erreichen zu können, noch alles bewirkt.

Handeln wird damit schlichtweg irrational. Und wir sind bereits sehr weit in diese Irrationalität vorgedrungen, die sich so gefährlich "rational" tarnt, weil Gedanken vorkommen. Wer alleine den weiten Bereich der Esoterischen Heilmethoden betrachtet, der im Grunde immer auf diesem Grundsatz beruht - ich weiß nicht was ich tue, aber es wirkt; Korrelationen ersetzen das Wissen um Ursachen - sieht, wie sich diese Grundhaltung bereits verbreitet und verfestigt hat. Rationale Zweckargumente sollen dann nur noch rechtfertigen und scheinbar mit Vernunft taufen, was bereits tiefer Aberglaube ist: der war nämlich zuerst.

In noch größerem Maßstab, und mit gravierenden sehr realen Auswirkungen, läßt sich die gesamte Klimawandel-Hysterie der letzten Jahrzehnte so summieren. Denn auch in der Klimaforschung weiß niemand um Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge gerade in den entscheidenden, großen Bereichen. Wer anderes sagt, lügt. Ja, es kann sogar nachgewiesen werden - über kybernetische Modelle - daß diese Zusammenhänge prinzipiell (!) gar nicht erkennbar sein KÖNNEN. Die Klimahysterie geht direkt auf das Ersticken in Daten zurück, und erhält ihren Handlungsdruck durch eine postulierte, behauptete Apokalypse. Die natürlich auch nicht so einfach (man beachte die Rolle der Massenmedien dabei) widerlegbar ist, aber die Grundbefindlichkeit der heutigen Menschen - ein gigantisches, aber irrational gehaltenes Schuldbewußtsein, das DURCH die Klimathesen Rationalisierungsangebote erhält, und dennoch weiter wächst - scheinbar erklärt und damit Sündennachlaß verspricht. Klare Religionsmuster!

Die Frage nach dem Warum zu vermeiden ist ohnehin selbst bereits Ausfluß eines tief religiösen Vorgangs. Die scheinbare "Wirklichkeitshärte" von Daten ist verführerisch, und taugt hervorragend zur Herstellung der Illusion, mit "Wahrheit" zu operieren. Weil natürlich auch Korrelationen "wahr" sind. Was auf einem tiefen Irrtum aufruht, der natürlich zur Wirklichkeitserfahrung in Widerspruch steht, die Menschen also in sich spaltet und in Unruhe treibt. Kein Mensch aber kann ohne Wahrheit existieren, als werden die vermeintlichen Unruhegründe, die den rationalen Erklärungsmodellen widersprechen, immer aggressiver bekämpft: Bis zur Auslöschung zu bekämpfender Feind ist heute, wer etwas SAGT oder MEINT, das diesen rationalen Scheinsicherheiten und (ethischen) Handlungspostulaten (siehe: "political correctness") widerspricht.

Damit sind aber prinzipiell ungerechten Zuschreibungen und massiven neuen Fehlurteilen Tür und Tor geöffnet. Wirkliche Zusammenhänge zu erkennen ist nämlich nur möglich, wenn man der Frage nach dem Warum nachgeht. Die pragmatische Haltung, die solchem "Früherkennen" aber zugrundeliegt, kann sich blitzschnell zum Orwellschen Albtraum entwickeln. Mittlerweile stehen über eine Million Personen auf der amerikanischen "no fly-"Liste - Terrorismusverdacht, und die Verlagerung von Risikobeurteilungen auf solche Datenverknüpfungen bei Einstellungsverhandlungen oder der Beurteilung von Kreditwürdigkeit oder dem Risiko und damit der Prämienhöhe bei Versicherungsverträgen zeigen uns bereits mitten darin. Auf Algorhythmen - Faktenkorrelationen - gestützt, bewegt sich Erkennen in einer sich selbst zeugenden Endlosschleife, während neue Erkenntnisse über wirkliche Ursache- und Wirkungszusammenhänge gar nicht mehr möglich sind oder keine Rolle mehr spielen.




***