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Montag, 14. April 2014

Verlorene Blicke (1)

Bei Dreharbeiten in den Bergen Gespräche mit den Einheimischen über das Wetter. Sie erzählten, daß dieses kleine Tal, und jedes angrenzende bzw. in der Großlandschaft, ein ganz eigenes Wetter- und Temperatur verhalten habe. Innerhalb weniger hundert Meter oder Kilometer sei oft ganz anderes Wetter und ganz andere Temperatur zu beobachten. Natürlich muß man davon ausgehen, daß diese Kleinzonen wieder mit den größeren, in die sie eingebettet liegen, kommuniziert. Aber auch, daß sie ein Eigenleben haben, das sich gegen die äußeren Einflüsse verhält, keineswegs direkt überträgt.

Als der Verfasser dieser Zeilen vor einigen Monaten von Irland zurückreiste, bei prächtigem Flugwetter (der Hinflug fand in der Nacht statt), sah er die irische Insel, die englische Insel, Frankreich etc. so klein unter sich liegen, daß ihm die gesamte Erde auf einmal klein vorkam. Da konnte er sich vorstellen, daß man vergessen könnte, wie groß sie in Wahrheit ist. Wieviele einzelne Elemente sie enthält, die in einem Zueinander von je einzelnen Wesensformen stehen.

Es ist kein Wunder, daß in einer Zeit, die nicht mehr weiß, wie lange man braucht, um zehn Kilometer zu gehen, und was sich auf diesen zehn Kilometern in Landschaft und Kleinklima ändert, um 2 Kilometer im Gebirge bergauf und bergab zu erfahren, die die unmittelbare Erfahrung des Wetters gar nicht mehr macht, weil sie entweder in einem weltabschließenden Auto sitzt und über die Welt nur abstrakte Daten aus dem Radio oder dem iPod erfährt, die in der Stadt die U-Bahn benützt, und über Land mit Hochgeschwindigkeitszügen braust, die per Flugzeug - eine Massenerfahrung mittlerweile! - Meere und Kontinente überbrückt, die kaum mehr bewußt und notwendig die Straße vor dem haus wahrnimmt, sondern per Internet und social media "kommuniziert", raumlos, die ortlos wird (weil die Orte zu bloßen Durchgangsstationen werden), daß eine solche Menschheit auch plötzlich meint, die Erde sei ein kleines, leicht zu manipulierendes Teilchen, das vor einem liegt wie ein Werkstück auf der Drehbank. Eine solche Menschheit meint plötzlich auch, es mit lauter "alles umfassenden Problemen" zu tun zu haben. 

Der Verfasser dieser Zeilen behauptet, daß es direkte Zusammenhänge mit dem Flugverhalten der Klimaforscher und deren Ansichten über das Weltklima gibt. Daß es alles andere als Zufall ist, daß diese Herrschaften enorme Strecken im Flugzeug zurücklegen, um auf Kongressen etwa über den Zustand der Welt zu reden.

Die großen Weltprobleme der Gegenwart, wie sie uns dargestellt werde, sind ... Erscheinungen der Orts- und Wurzellosigkeit der Menschen, deren Weltwahrnehmung von den Medien geprägt ist, ja diese selbst wurde. Ihre Größe (als persönlich wirkende, ideologische Dringlichkeitsform) nahm und nimmt proportional zur Nihilierung des Raumes und der Durchdringung mit weltumspannenden Medien zu. Ohne Internet hätte es niemals eine "Klimawandel-Theorie" in heutiger Form gegeben. 

Nicht, weil wir "mehr und anders sehen", nicht nur weil sich die Problemgewichtung völlig verändert, sondern weil "große Phänomene" regelrecht geschaffen werden, um der Erfahrung der Beobachtung gerecht zu werden. Während niemand mehr weiß, wie es im Nachbartal zugeht, weiß - Anführungsstriche - nun jeder abgeleitet aus dem Großen, wie sich das Heizverhalten in Hamburg auf die Schmelzgeschwindigkeit der Gletscher in Grönland auswirkt. Nicht, weil die Ursache-Wirkverhältnisse klar liegen. Die sind viel zu komplex, und damit gar nicht vorhersagbar und berechenbar, nur und prinzipiell nachträglich analysierbar. Sondern weil aus Korrelationen Zusammenhänge konstruiert werden. Vor allem aber sind sie ... extrem kleinräumig!

In einer solcherart innerhalb der Medienwelt abgeschlossenen menschlichen Urteilswelt aber nehmen Prognosen den Charakter von selbsterfüllenden Prophezeiungen an. Weil den Menschen genau das fehlt, was sie - angeblich! - zur Grundlage ihrer Entscheidungen machen: Empirie! Sinnliche Wahrnehmung dessen, was sie zur Grundlage ihres Einschätzens machen. Ja, Empirie wird sogar zum Feindbild.

Und so latscht jemand durch dieses kleine Tal, in dem der Verfasser dieser Tage drehte, und sieht wie warm es dort wird, und notiert in seinen Laptop von den Veränderungen des Klimawandels. Und weiß gar nicht, daß ... das dort immer schon so war. Weiß nicht, daß man aber in den letzten zwanzig Jahren die Wälder zu Fichtenplantagen umgewandelt hat, und daß es deshalb - in diesem Tal, und sonst nirgends - trockener und wärmer wurde. Und er liest die Wetterwarte ab, die am Waldrand dieser nunmehrigen Fichtenplantage seit hundert Jahren steht, und belegt an den steigenden Temperaturen die Erwärmung des Weltklimas. Und erklärt daraus die Steigerung der Niederschläge (die wiederum mit dem durch den veränderten Waldbau geringeren Speicherverhalten des Bodens zu tun haben). Und weil es im statistischen Überblick 100 solcher Orte gibt, erklärt der nächste daraus das beobachtbare Zurückgehen von Gletschern, das von Gletscher zu Gletscher eine eigene Ursachenkette hat, zu einem Gesamtsystem. Denn er ist über den Atlantik geflogen. Er sah, daß die Welt ... klein ist und überschaubar, ein manipulierbares Ding. Kleiner als das Nachbartal, in dem die Temperaturen sogar gefallen sind. (10 % der Alpengletscher wachsen. Und das bei einem einheitlich erwärmten Weltklima?)



Morgen Teil 2) Solche Meta-Theorien sind die logische Folge von 
Wirklichkeitsferne - und Wirklichkeitsflucht




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