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Dienstag, 15. Juli 2014

Ehre dem Gleichbleibenden

Es gibt Unternehmenskonzepte, die zwar - scheinbar - über Jahrzehnte Gewinn abgeworfen haben oder abwerfen, in Wahrheit aber ... haben diese Unternehmen volkswirtschaftlich betrachtet aber nie auch nur einen einzigen Groschen Gewinn erwirtschaftet. Vielmehr kommt es zum großen allgemeinen Erstaunen, wenn etwa wie in diesen Wochen über halb Europa ausgebreitete Unternehmen wie Baumax vor der Pleite zu stehen scheinen, und sich zur Sanierung zum Teil wenigstens aus "Märkten" zurückziehen.

Sie haben aber nie, wirlich nie funktioniert. Sie haben nur scheinbar funktioniert, weil in der Buchhaltung, in der Mathematik der Faktor Zukunft eine dominierende Rolle spielte. Solche Unternehmen "funktionieren" nur unter der Vorspiegelung zukünftiger Erträge und Marktmacht. Nur so behält das - per Kredit! - eingesetzte Kapital Wert, und Mehrwert. Eine ganze Epoche hat an diese Art von Wirtschaft aber fest geglaubt, hat ihre Zukunft darauf gegründet, frei nach dem Motto "na, wenn es so auch geht?!" Und dabei - sie hat immer geahnt, daß das keine Substanz hat, und deshalb ist das Verhalten der Menschen, aller Menschen im Westen, das Verhalten von Dieben gewesen, und darauf haben alle Sozialstrukturen aufgebaut. Die Vernichtung der Familie - Lebensform, Lebensweise bedingt das realpolitische, faktische Verhältnis zur Wahrheit - beruht nicht zuletzt genau darauf.

Es gab eine ganze Periode der westlichen Wirtschaft, die in den 1950ern begann, und etwa Ende der 1980er, Mitte 1990er endete, die ihre Geschäftskonzept darauf bezog, Arbeitsvorgänge unter Wert anzusetzen: Plötzlich schien es dieselben Dinge von zuvor - viel billiger zu geben. 

Aber diese Geschäftsgebahrung zehrte vom Vorhandenen. Und sie zehrte von einer Restwirtschaft, einem Branchenethos, den sie selbst unterhöhlte. Karl Wlaschek, der vor zwanzig Jahren mit einem Geniestreich seinen Billa- und dm-Läden um einen Milliardenpreis an den Rewe-Konzern abschlagen konnte (der dasselbe Konzept verfolgte), meinte selbst einmal: Heute wäre das alles nicht mehr möglich, er habe gerade zum richtigen Zeitpunkt verkauft, heute wäre sein Laden nicht mehr überlebensfähig. Und die Liste der Namen, die heute noch im Gesellschaftsleben Österreichs und Deutschlands eine scheinbar so mythische, große Stellung einnehmen - man denke nur an "Hendlvater Jahn", an ... ach, endlos - ist nicht enden wollend. Legenden, heute noch so gehalten, und noch mehr von den Prominenten-Nachrichten der Medien, und den Börseabteilungen der Banken.

Aber es ist ein Fehler.  Ein schwerer, weil grundsätzlicher Fehler, ein Systemfehler sozusagen, der sich auch bei Baumax zeigt. Niemals hätte diese Firma, diese Art des Unternehmertums so hochgeschätzt und hochgespielt werden dürfen. Die Folgekosten dieser absolut verkehrten Art zu wirtschaften, die nur ein "Geldproduzieren" war, ja sogar ein "Geldschaffen" im nationalbanklichsten Sinn, haben wir heute zu tragen. Gemeinwirtschaftlich! 

Niemals haben diese Unternehmen auch nur je einen einzigen Schilling an realen Steuergeldern produziert, der das rechtfertigen würde. Auch wenn es sich nominell, auf mathematischen Papierlisten, anderes darstellt.

Aber wir können gar nicht anders, wollen wir dieses System erhalten, und dazu haben wir uns entschieden. Denn in Wahrheit wissen wir alle, was wir in den letzten fünfundzwanzig Jahren getrieben haben, wir wissen, wie wir die Wahrheit und Wirklichkeit bestohlen haben ... Wir müssen deshalb diese Schulden - die vom ersten Moment des Bestands der Unternehmen an bestanden und weiter aufgebaut wurden - in harter Realarbeit abzahlen. Wir nehmen sie gerade in einer nicht mehr übersehbaren Menge auf diese unsere Schultern. Indem wir so tun, als wären Unternehmenszusammenbrüche die Baumax "Schicksal", oder "durch unglückliche Entwicklungen entstanden". Nein. Sie sind nicht "entstanden". Sie waren darauf angelegt. Und zur Ehrenrettung der Unternehmerpersönlichkeiten soll gesagt werden: Sie sind nur ein Bruchteil einer ganzen Bewegung der Zeit. 

Realarbeit, die diese Unternehmen niemals geleistet haben, müssen wir aber nun gegen diese Illusionen halten, die ach Gott wie finanzmathematisch begründet und substantiiert waren. Ihre "Mühe", ihre "Sorge", die keinesfalls abgesprochen werden soll, war nie eine Sorge um Reales - wobei: ja, genau das war sie: Reales, das nie vorhanden war! - sondern ihr Rennen rund um die Uhr war das Mühen um das Aufrechthalten eines virtuellen Gebäudes.

Bis heute wird nicht erkannt, was vor zwanzig Jahren ein alteingesessener Wirt - oh, sie sind die wahren Kenner der Dinge des Lebens, sie sehen alle Hintergründe! - so formulierte: Wann immer er ein Unternehmen scheinbar rastlos und unermüdlich ausweitend tätig erlebt habe, habe es nach einigen Jahren einen katastrophalen Zusammenbruch gegeben. Deshalb Hände weg von wachsenden Unternehmen, schon gar schnell wachsenden! Und alle Ehre jenen, die auf demselben Niveau, oder gar auch mal schrumpfend, ihre Existenz beweisen.

Nur sie verdienen sich wirklich. Nur die haben den Faden gefunden, der über alle Zeitzufälligkeiten besteht, und auf den alle angewiesen sind. Sich vermeintlich "sich ändernden Bedürfnissen" anzupassen, so der Wirt, haben nur die notwendig, die nie die Substanz ihres Betriebes erreicht haben. Ihnen sollte man nicht vertrauen. Wer auf diesen Pfad geführt wird, hat schon verloren. Sieht man von denen ab, die das wissen, und sich bewußt darauf spezialisieren, und damit auch wissen, daß es ihr Unternehmen gar nicht länger als ein paar Jahre geben KANN, und ihre Schulden darauf ausrichten.

Spätestens, als sich Baumax über halb Europa auszubreiten begann, hätten sich die Banken und Regierungen ihren Kopf zerbrechen müssen, hätten erkennen müssen - wenn sie von der Branche schon nichts verstanden) daß das Grundkonzept nicht funktionierte, weil es ständig Erweiterung, Zukunft brauchte! 

Aber dort sind keine Lebenskenner, wie Wirte es sind. Dort sind verbildete Doofbürokraten. Ausnahmslos. Dei noch nie einen Realschilling erwirtschaftet haben, selbst wenn sie Bosse von Wirtschaftsunternehmen sind, ja Konzernchefs und "Milliardäre", oder Minister und Kanzler. Dort sind selbst die Ursachen für das Unbezahlbare, das wir längst auf unseren Schultern lasten, nein, aufgenommen haben, weil wir selbst einen Moment vielleicht nur an diese Luftschlösser glaubten weil glauben wollten. Diese Herrschaften aber glauben nach wie vor daran. Für die ist die Wirlichkeit nach wie vor ein abstruses Konglomerat von Schicksal. "Blöd gelaufen", sozusagen.

Dabei kann man das Steuer- und Gesetzes- und Politikwesen der ganzen Welt ändern - es wird nur deshalb etwas bringen, wenn es "Probleme" scheinbar behebt, weil man diese Steuern und Abgabengesetze und politischen Bedingungen so lange um diese Scheinfrüchte herum dreht und anpaßt, bis eben nichts mehr zu vertuschen ist und alles zusammenfällt.

Dann war es aber sicher etwas anderes.




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