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Montag, 11. August 2014

Mediale Stimmungsbilder

Angesichts jüngster Nachrichten, nach denen Exxon mit Rosneft ein milliardenschwere Kooperation in der Arktis begonnen hat, faßt ein Leser des Artikels in der FAZ, Thomas Schmidt, die Lage und Stimmung zusammen:

"Es ist an der Zeit die gesamte Kopflosigkeit der deutschen bzw. europäischen Außenpolitik offen zu benennen. Hat irgendwer eigentlich mal Ziele definiert? Also, realistische Ziele, jenseits von Russland und Putin mögen sich bitte in den Staub werfen und zusehen, wie von uns geförderte Kleptokraten ethnische Russen töten? Nein, realistische Ziele gibt es keine. Haben wir wenigstens etwas bei der ganzen Aktion zu gewinnen, unter dem Strich? Nein, haben wir leider auch nicht, weil Russland Europa Rohstoffe bieten kann, im Vergleich zur völlig irrelevanten Ukraine, die auf absehbare Zukunft ein Faß ohne Boden bleiben wird. Nimmt es außer den dummen Deutschen irgendwer ernst? Nein, die Franzosen verkaufen munter schwerstes Kriegsgerät und die transatlantischen Freunde scheinen auch nur Spaß gemacht zu haben. Wie sich die deutsche und europäische Außenpolitik hier haben vorführen lassen, in einer derartig amateurhaften Schuljungenmanier, läßt einen verzweifeln. Alle zurücktreten, sofort!"

Man stelle sich vor, da drängt die USA die Europäer zu Sanktionen gegen Rußland, die diese auch brav beschließen, obwohl ihnen die Hände vor den unausbleiblichen wirtschaftlichen Folgen für sie selber zittern - denn Rußland demonstriert auf fast humorvolle Weise durch Abkommen mit der halben Welt, daß es doch überall Ersatzlieferanten gibt, sodaß sich Europa nur selbst aus Rußland mobbt - und lancieren gleichzeitig riesige Kooperationsprojekte mit eben diesem Rußland. Als hätten sie nur ein Ziel gehabt: ´die EU aus dem Markt zu schlagen, um dann selbst reüssieren zu können.

Da klingt der Vorschlag des ehemaligen EU-Landwirtschaftskommissars Franz Fischler noch wenigstens handfest, der ganz offen im Kurier den Tip gibt, daß man sich angesichtgs der russischen "Gegenembargos" nicht ins Hemd machen solle. Weil doch niemand verbiete, landwirtschaftliche Produkte weiter nach Rußland zu exportieren - man müsse nur einen Schein-Dritten einbauen, am Balkan, in der Schweiz, der dann einerseits die österreichischen Waren bezieht, sie anderseits an Rußland weiterliefert. Und alles geht weiter wie bisher!

Und die Planhaftigkeit der Amerikaner? Die jetzt mal ein paar Flugzeuglein in den Irak geschickt haben, die ein paar Bömblein gegen die islamische Kalifatsbewegung IS abwerfen. Nachdem sie sich wie so oft einfach davongeschlichen haben, weil ihnen das selbst angerichtete Chaos über den Kopf gewachsen ist. Als Musterbeispiel für die vollmundig noch von Bush angekündigte "New World Order", die in Wahrheit heilloses Chaos ist. Dazu bleibt einem ohnehin schon lange nur noch der Mund offen stehen. Denn wer soll, ja wer darf dieses Land noch politisch ernstnehmen (außer der EU), das doch nur noch mit Raketen und Bomben um sich wirft, weil ihnen nichts sonst einfällt? Wer nimmt denen noch ab, daß das was sie so tun und sagen auch nur einen Funken Substanz hat, das heißt: Vernunft, das heißt: die Spannung mit einem objektiv überlegten und solide durchdachten Konzept? 

Sie sind eben, wie Amis sind! Dampfplauderer, reine Stimmungsmenschen. (Und der Leser weiß ja, was das heißt: Stimmungsmenschen, die sich jeden Moment von anderen Anregungen wegziehen lassen, zeigen Lasterhaftigkeit, zeigen eben genau keine Persönlichkeit sondern sind unberechenbar.) Die die Hosen gestrichen voll haben vor Stimmungswolken im eigenen Land, weil ihnen Menge auch Qualität bedeutet. Die gerne und jederzeit zu Spaß und Selbstironie bereit sind, aber denen kein einziges geistvolles Wort entschlüpft, weil sie (das schreibt Hermann Keyserling 1930, bitte) hohl wie Kokosnüsse sind - einfach keinen Geist haben. Deshalb ist es das Land des Behaviorismus, der alles aus den Umständen ableitet. Weil ihnen die Erfahrung von Geist und Freiheit glattweg fehlt.  Solche Menschen aber sind tatsächlich Objekte der Propaganda, und zwar: nur Objekte der Manipulation. Das zeigt die Werbung, das zeigt die Politik, das zeigt die Wissenschaft, das zeigt das verteufelte Internet, das zeigt Facebook's jüngster (bekanntgewordener) Manipulationsskandal. Alles kommt auf einen Nenner heraus: Wie bringe ich die Leute dazu, sich so und so zu verhalten.

Diesmal ist es die Neue Zürcher Zeitung, die diese Tatsache auf den Tisch legt. Selbst in den USA mehren sich die Stimmen die sich lustig über das machen, was die Regierung als Politik bezeichnet, das vor allem von einem bezeichnet ist: von völliger Planlosigkeit. Ist  nicht alles, was die USA seit vielen Jahren machen, ein einziger Versuch, wie ein Halbstarker verhindern zu wollen, daß der Andere entdeckt, daß da gar nichts ist? Haben nicht die Amerikaner nur eine Angst: daß die Welt entdeckt, wie hohl und zukunftsleer sie wirklich sind? Behauptung, Mythos, Legende, Lüge, verbale Aufplusterung und Scheinkonstruktion sind nämlich die typischen Merkmale eines Landes, das schöpferisch tot ist, und bis in die letzten Knochen schlottert, daß man diesen Zustand realisiert.




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