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Freitag, 15. August 2014

Zeit für Realismus (1)

Es ist ein bißchen so wie bei Dresden. Auch hier wurden die Opferzahlen der (zweifellos: verheerenden) Bombenangriffe der Alliierten von den verschiedensten Seiten instrumentalisiert. Fallweise sprach man von bis zu 1,5 Mio Toten, sechsstellige Zahlen waren jedenfalls üblich.  Daß Bombenangriffe auf die Zivilbevölkerung eines Kriegsgegners ein Kriegsverbrechen sind, ist dabei unbestritten, und zeigt, und das ist vollen Ernstes gesagt, in welchen Barbarismus wir bereits gesunken sind. Das gab es nur bei den schrecklichen Raubzügen heidnischer Völker, der Hunnen, der Tataren bzw. Mongolen, der Türken, die wirklich auf Raub und Mord als Teil ihres "Broterwerbs" aus waren. Das christliche Europa hat dieser Art Kriegsführung, spätestens nach den Erfahrungen in Südamerika, ein definitives Ende bereitet, und das Völkerrecht entstand.

Bleibt dennoch die vor wenigen Jahren wirklich einmal serios recherchierte Opferzahl in Dresden. Es waren maximal 20.000 Tote. Naja, der Augenschein, der subjektive Eindruck, kann eben trügen. Wobei: Moral, Ethik ist kein Gesetz der Masse. Nicht nach christlichem Standpunkt! In der Beicht entscheidet immer der Einzelfall. Hier bricht sich alles auf den einen und einzigen Augenblick, selbst wenn das Maschinengewehr auf Dauerfeuer liegt.

Aber Opferzahlen haben eben auch eine Funktion. Hier, um an einem geschehenes Unrecht großzusprechen, das (zweifellos) Sühne und Bitte um Vergebung verlangt. Dort aber, und dort vor allem - denn Geschichte wird von den Siegern geschrieben - um eine Macht zu behaupten, die auch weitere strategische Vorteile bringen soll.

Schon deshalb waren die Amerikaner zumal 1945, als die Bande der Allierten allmählich brachen, als man sich auf das "danach" zu besinnen begann, auf die nun notwendige Neuordnung von Einflußzonen, höchlichst interessiert, ihre Waffentechnik als besonders "effizient" darzustellen. Und das traf sich im Fall Hiroshima und Nagasaki mit dem Interesse Japans, das Unrecht großzusprechen - in beiden Fällen: Durch die ausgewiesenen Opferzahlen.

Nichts hat im Kalten Krieg so funktioniert wie die wechselseitige Furcht vor den Folgen eines Atomwaffeneinsatzes. Ja, das war sein Prinzip, das sogar zum politischen Wirkprinzip erhoben wurde. Wenn auch auf verschiedene Weise! Denn den amerikanischen Militärs war es mehr als recht, daß die Bevölkerung der USA an die "alles vernichtende" Bedrohung durch die Atomwaffen der Gegenseite glaubte. Es hat eine beispiellose Aufrüstung, respektive deren Kosten, vor der Bevölkerung gerechtfertigt. Gestützt von Mythen, die den Glauben an die damit bewirkte Überlegenheit der Waffensysteme stärken sollten weil mußten.

Selbst die Sowjetunion ist diesem Kasperletheater auf den Leim gegangen. Das Reagan'sche Starwars-Programm hat sie nämlich endgültig in den finanziellen Kollaps gestürzt. Ein Raketenabwehrsystem aus dem All, das den Russen jede Chance, einen atomaren Krieg zu gewinnen, nahm. Angeblich. Weil in diesem System der Abschreckung entscheidend war, wer einen Erstschlag bei Kalkulation des darauf folgenden Gegenschlags führen konnte. Die USA blieben darin Sieger, und als Sieger fühlen sie sich bis heute, und verlangen von den Russen, den ehemaligen Sowjets, sich als Verlierer zu gebärden, die das Diktat des Siegers gefälligst zu ertragen haben. Die Entwicklungen im ehemaligen Osteuropa (das ja in Wahrheit meist ein Mitteleuropa ist) tun es kund.

Aber wie viel davon war Schimäre. Wie viel davon so typisch amerikanisch ... Propagandaerfolg, und nur Propagandaerfolg. Denn bis heute zweifeln sämtliche Militärexperten, ob so ein Raketenabwehrsystem aus dem All je funktionieren kann. Unter realistischen technischen wie atmosphärischen Bedingungen sind die Fehlerquoten extrem. Auch bei solchen Raketen. Und dazu gäbe es eine Menge technischer Details zu erzählen.

Und sie haben weitergestrickt, die Amis, an diesem Mythos. Mithilfe der wichtigsten Waffe, die sie besitzen - der Propaganda ... die Hollywood heißt. Und nicht nur durch Finanzierung, sondern weil auch dort natürlich Menschen arbeiten, die an diese Mythen glauben. Als Regisseure, als Drehbuchautoren, und noch entscheidender: als Produzenten, die allen vorgeben, was wovon zu handeln, was sich wie zu entwickeln, was wie auszugehen hat.


Morgen Teil 2) Wir leben in einer Welt der gemachten irrealen Annahmen



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