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Mittwoch, 26. November 2014

Nüchternes Fazit

Obschon dem deutschen operativen Denken unstrittig strukturelle Fehler zugrunde liegen, die ihre Ursache in einer mangelhaften Einbindung in eine dem deutschen Kräftepotenzial entsprechenden Gesamtstrategie haben, und im Fall "Unternehmen Barbarossa" (der Angriff auf Rußland 1941; Anm.) geöffnet haben, liegt der deutschen Doktrin grundsätzlich keine verbrecherische, auf totale Vernichtung fixierte Absicht zugrunde. 

Die deutsche operative Doktrin ist der militärische Versuch, das strategische Dilemma zu lösen, eine kontinentale Hegemonie ohne ausreichende wirtschaftliche, militärische und politische Machtbasis zu erringen. Diesem lag die Unfähigkeit der deutschen militärischen und politischen Eliten im Zeitalter der Weltkriege zugrunde, das unzureichend reale Machtpotenzial Deutschlands zu erkennen und zu akzeptieren.

Das deutsche operative Denken barg stets hohe, die Existenz des Reiches infrage stellende Risiken und war beileibe kein Siegesrezept, sondern letztlich nur eine Notlösung. Eben die Doktrin für "den Krieg des armen Mannes", der gleichwohl einen "Platz an der Sonne" anstrebte.


Gerhard P. Groß, in "Mythos und Wirklichkeit
Geschichte des operativen Denkens im deutschen Heer, 
von Moltke d. Ä. bis Heusinger"




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