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Sonntag, 1. Februar 2015

Diskretion über alles

Als König Ludwig I. (dessen geheime Geschichte mit Lola Montez Legende ist, vor allem: in deren Behandlung durch das bayrische Volk) ein von der Geheimen Hofkommission abgefangener Brief hinterbracht wurde, in dem ein Verschwörer bösartige Absichten gegen den König kundtat, weigert sich der Bayer, ihn zur Kenntnis zu nehmen, und verbot auch seinen Kanzleien, ihn zu berücksichtigen. Schon gar verbot er, den Inkriminierten zu verhaften. 

Nach den Beweggründen gefragt, antwortete er einfach: 

"Der Brief ist nicht an mich adressiert."

"Aber Majestät! Der Mann trachtet Ihnen nach dem Leben!"

"Ach,"meinte der leutselige Monarch, "man schreibt schnell einmal etwas. Aber die Diskretion ist ein viel wichtigeres Gut, und sie betrifft die Decke, die das Land erst zu einem macht. Ich breche doch nicht das Briefgeheimnis?! Ein Schuß, mein Gott, der trifft nur mich, und mich muß  man erst einmal unter die Erd bringen. Die Bürger sollen aber wissen, daß Sie von der Obrigkeit respektiert werden. So, wie ich respektiert werden möchte, der ich zufällig die Bürde dieses Amtes trage, und auch in einem Geheimnis zu leben das Recht habe. Grad so, wie jeder Mensch ein Geheimnis ist, das man nicht brechen darf. Ich will freie Personen als Untertanen haben, sonst freut mich das ganze Geschäft doch nicht. Und frei kann man nur sein, wenn einen jeder so behandelt, als hätte man auch ein Geheimnis. Außerdem - wozu hab ich meine Leibwache?" 

Es kam übrigens nie zu diesem Anschlag. Obwohl Ludwig nach wie vor im offenen Wagen fuhr, und in den üblichen religiösen Prozessionen (unschützbar) mitging, und sein Bier am öffentlichen Wirtshaustisch trank. 

Bayern galt zu der Zeit als "extrem rückständig". So, wie Tirol.


P. S. Ach ja, einer der zahllosen Geheimdienste des selbst dazu ausgerufenen Mutterlandes aller Freiheiten, USA, hat nun auch die (fast) letzten Codes geknackt, die private Schriftverkehre im Internet schützen könnten. Wen wundert's. Bei einem Land, das sich nicht innerhalb des Wertebogens des christlichen Abendlandes befindet und deshalb schon lange geächtet werden müßte.




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