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Mittwoch, 29. April 2015

Nur mit Konsequenz möglich

Noch 2013 kamen an Australiens Stränden 300 Boote mit über 20.000 Flüchtlingen an. Die Zahl der Toten aus Schiffen, die auf See sanken und nie ankamen, dürfte mehrere tausend betragen, von 1200 Toten weiß man. Getragen wird diese Methode der illegalen Zuwanderung vom Schlepperbusiness, für die gesunkene Boote und tausende Tote und Rettungsaufrufe nur beste Werbung sind. Denn auch in Europa entkommt man so dem medial aufgeblasenen schlechten Gewissen nicht, und sieht sich kaum eine Wahl als das zu retten, was von anderen bewußt und gewissenlos riskiert wurde. 

Auch Australein stand unter diesem Gewissensdruck. Doch wie auch in anderen Fragen, die so manche Regierung der Welt vor sic her treiben, ohne daß man sie beantworten kann, hat die australische Regierung einen konsequenten Weg des nüchternen Verstandes gewählt.  

Ab 2014 wurden ausnahmslos und konsequent ALLE Flüchtlingsboote und auf diesem Weg  bzw. per Schlepperunwesen angelandeten Flüchtlinge wieder zurückgeschickt. Alle. Ausnahmslos. Denn das Land hat gesagt, daß es offizielle Wege der Zuwanderung gäbe, und wer das wolle, solle diese beschreiten. Denn man nehme nach wie vor Zuwanderer auf (jährlich: 190.000), aber man müsse die gesamte Angelegenheit unter Kontrolle behalten können. Ein Staat kann nicht einfach akzeptieren, daß ihm ein Verhalten durch Unterlaufen seiner Gesetze aufgezwungen wird. 

Der Effekt? Wie es aussieht - überwältigend. Denn es GIBT 2015 bereits KEINE Boote mehr. Die Rigorosität, mit der man vorging, und wirklich jeden zurückschickte, hat das Schlepperwesen vollständig ausgetrocknet.

Es ist nur ein Beispiel dafür, wie ein Land aber den Wirklichkeiten ins Auge blicken muß, um ihnen auch zu begegnen. Australien hat etwa ein Einwanderungsgesetz, das nicht so tut, als wäre man zwar kein Einwanderungsland, einerseits, würde aber anderseits doch aus moralischen Gründen jeden Flüchtling, der ein solcher sei, aufnehmen. So, wie es nämlich fast ganz Europa tut, das damit die Problematik einfach unsichtbar zu machen versucht - und genau deshalb aus den Latschen geschwemmt wird. Was man dann auch noch damit rechtfertigt, daß man ja ohnehin Zuwanderer brauche.

Um sie dann doch nicht zu brauchen - denn wie immer wieder festgestellt wird, sind 80 % der Zuwanderer definitive Kandidaten für Arbeitslosenunterstützung. Ihre Ausbildung reicht einfach nicht. Aber wieder zieht man keine Schlüsse. Sie reicht deshalb nicht, weil die Politik von einer high-tech-Wirtschaft träumt, die es ja ebenfalls gar nicht gibt. Dieses Ziel paßt gar nicht zur vollen Wirklichkeit in Deutschland (und Österreich), was sich auch darin ausdrückt, daß jährlich nur in Österreich 30.000 hochqualifizierte, hier um teures Geld ausgebildete junge Menschen das Land VERLASSEN,  weil die wirtschaftlichen Strukturen gar keine adäquate Beschäftigung für sie haben. Die Faselziele der Politik sind also auch hier bloße Utopien. 

Niemand macht sich Gedanken darüber, was das heißt und ob da nicht Zusammenhänge bestehen, daß einerseits die Industrie wegen zu hoher Arbeits- (und bald auch: Energiekosten) in Niedriglohnländer in beängstigendem  Maß auswandert, während hierzulande Niedriglohnarbeiter, deren Zahl sich von Jahr zu Jahr erhöht, beschäftigungslos bleiben. Nur, weil sie dem Traum der Utopie von einer "high-tech-Zivilisation" nicht entsprechen. Ist es nicht ein Grundsatz jeder Wirklichung, zu schauen, wo reale "Möglichkeiten" liegen, um dann zu begreifen, daß jede Möglichkeit tatsächlich eine Chance ist, auch wenn das daraus erfließende Endbild nicht unbedingt irgendwelchen Traumsequenzen entspricht?* 

Dieser Utopismus reicht ja bis in die Bildungspolitik, wo man stolz darauf ist, mittlerweile 2/3 der Jugendlichen zur Matura (Abitur) zu bringen, und gar zum Studium zu animieren, obwohl man ganz andere Menschen bräuchte: Handwerker, Facharbeiter, Zupackende. Wenn man von angeblichen Anforderungen der Wirtschaft spricht drängt sich also der Verdacht auf, daß man ganz etwas anderes meint: Anforderungen, die man überhaupt erst zu schaffen hofft, die aber nicht den realen möglichkeiten entsprechen. Und so lange schleppt man eben Millionen an Arbeitslosen mit herum.

Die Australische Lösung wird zwar vielleicht nicht 1 : 1 auf Europa übertragbar sein, vielleicht aber doch. In jedem Fall gibt sie einen prinzipiellen Weg vor: sehen, was wirklich ist, und die Dinge konsequent und ohne emotionale Weichquatscherei am Schopf packen. Denn Gutheit ist nicht ohne Wahrheit und ohne Freiheit möglich. Nur so kann man auch von moralischem Handeln sprechen.



*Der VdZ erinnert sich noch - als Beispiel - an Gespräche mit einem älteren Türken, der seit Jahren arbeitslos war, und es bis zur Rente weitere zehn Jahre sein würde, weil ihm einfach die Qualifikation fehlte. Angeblich. Bald stellt sich (in einem schwierig zu führenden, aber recht sympathischen Dialog - der Mann war zwar 25 jahre in Wien, sprach aber kaum Deutsch) heraus, daß er eigentlich Landwirt gewesen war, ehe er des Geldes wegen aus Anatolien nach Wien auf den Bau wechselte. Er war es auch gerne gewesen. Was tat das Arbeitsamt? Es wollte den schlichten, dabei gar nicht unklugen Mann "höher qualifizieren". Also suchte man für ihn auch höher qualifizierte Tätigkeiten. Auf die Idee, ganz woanders zu suchen - in Gärtnereien, in landwirtschaftlichen Betrieben etc. - kam man erst gar nicht. Dabei hätte der Mann dort nicht nur Geld verdient (statt gekostet), sondern wäre sogar noch ein wenig glücklich geworden, weil er begreift, daß Arbeit mit Persönlichkeit zu tun haben könnte, und nicht einfach Geldbeschaffungsmaßnahme ist. Vielleicht hätte er sogar eine neue Tomatensorte oder Hühnerbeine gezüchtet. Wir werden es nie wissen. Er will in der Rente, auf die er in aller Gemütsruhe hinlebt, denn Arbeit findet er sowieso nicht mehr, in die Türkei zurück.




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