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Mittwoch, 8. April 2015

Sinn und Wirklichkeit im Werk

Ein Werk, schreibt Paul Valery in seinen Cahiers, muß aus sich selbst halten. Alles, was er immer versucht habe, sei eine Suche jener Zustände der Dinge (und seiner selbst) gewesen, die er als "enchantement", als Verzaubertheit bezeichnet. Das schließt ein Reihe von Themen und Ausdrücken aus, und zwar von Anfang an; die Maximen, die Plädoyers, die unmittelbaren Bezüge zum Wirklichen, und jeden persönlichen Eingriff!

Alles, schreibt er weiter, schien ihm dazu aber transpositionsbedürftig. Um diesen seltenen Zustand zu konstituieren, in dem alle Produkte unter sich austauschbar waren und der ebenso getrennt vom gewöhnlichen Zustand ist wie der, den die Musik hervorruft durch Ausschluß von Geräuschen und Geräuschähnlichem.

Das Werk sollte aus sich selbst halten kraft seiner Struktur - und nicht durch seine äußeren Ähnlichkeiten und Bindungen.

Ebensowenig durch unmittelbare Erregung der dem Leben eigenen Leidenschaften. In erster Linie und als erste, unabdingbare Voraussetzung dieses enchantement, das in einem Gefühl des Verbundenseins der Elemente und der Ideen Bilder besteht, dergestalt, daß ihre "Sympathien" oder ihre gegenseitige Anziehung so weit wie möglich ihrer Annäherung rechtfertigen sollen - (während die Nachahmung dies rechtfertigt durch den Bezug auf eine äußere Erfahrung-). Jedes Element oder Glied ruft andere hervor gemäß Kontrast, Ähnlichkeit, Symmetrie, Herbeiführung des Maximums an Wachheit oder an Hypnose und Verzücktheit - und so fort.

Die Darstellung von Beobachtungen verbindet dagegen die Elemente unter einer einzigen Bedingung, die außerhalb ihres Bereichs liegt, und sie vernachlässigt (oder mißhandelt sogar) die inneren Linien und Verbindungen dieses Universums.

Aber was mich betrifft, schreibt er an anderer Stelle weiter, um nun nicht verzichten zu müssen auf meine recht gestraffte Wahrnehmung der Dinge und vor allem der Menschen (die außerhalb und gegen jede Dichtung entstanden war und sich entwickelt hatte), habe ich den eigentümlichen Entschluß gefaßt, der Musik, den Modulationen und Inflexionen fast allein die Funktion des enchantement zuzuweisen und den Sinn meinem Denken vorzubehalten, um ihn nur auszudrücken, wenn ich ihn nicht in den Kulissen des Gedichts lassen konnten - als unsichtbaren Dirigenten.




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