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Samstag, 30. Mai 2015

Es fehlen nur ZEHN SEKUNDEN (2)

Teil 2) Das hätte man weit besser machen können





Julia Stiles
Es hätte aber besser gemacht werden können. Weil das nur etwas klarere Herausarbeiten der erwähnten Grundwirklichkeit, die freilich den Plot (Handlungsstrang) etwas gestraffter hätte, die Identifikation des Zuschauers deutlich erhöht hätte, der sonst - wie eben passiert - speziell im zweiten Teil innerlich um Halt sucht. Dazu hätte man dieses eigentlich tragende Element im ersten Teil - dazu hätten wenige Momente genügt - stärker herausarbeiten müssen. Daß das nicht bewußt war, zeigt sich an der Spielweise der Darstellerin der Sekretärin im ersten Teil. Es könnte freilich auch nur im Schnitt so entschieden (und damit geschwächt, nicht gestärkt) worden sein, vielleicht gab es diese Varianten auf Material.

In jedem Fall hat man schon im ersten Teil damit viel verschenkt. Denn selbst, als sich Bourne und Marie am Schluß des ersten Teiles "finden", ist der Zuschauer nicht befriedigt: Man ahnt aus vielerlei "Nichtverortungen" (und Wirkliches gibt es nur mit Verortung) von Details die Vorläufigkeit des Glücks. Ein kurzer, schnitttechnischer Einschnitt der Sekretärin am Ende des ersten Teils hätte die Wiederholung genau derselben Abweichung im zweiten Teil (die Rolle der CIA-Agentin Pamela Landy, gespielt von Joan Allen) als versuchten Weg besser gelingen lassen.

Ein entsprechend (melancholisch, oder sehnsüchtig) interpretierbares Bild von Julia Stiles über gerade einmal 10 Sekunden, am Schluß des ersten Teiles eingefügt, hätte den gesamten Plot nicht nur deutlicher gemacht, sondern den ersten Teil erfüllt, und jeden folgenden Teil wesentlich stärker getragen - denn der zweite Teil zeigt die Unschlüssigkeit schon sehr deutlich, und erst der dritte wird wieder stärker, WEIL sich dann diese Grunddramatik wieder herausarbeitet. Ja, dann hätte man sogar so etwas wie eine "Endlosschleife" etabliert, die noch weiter Teile möglich gemacht hätte.


Daß sich die Hersteller der Filme aber darüber nicht klar waren, zeigt die fast solistische Stärke der erwähnten "Liebesabweichung" im zweiten Teil, die an den erwähnten Hauptplot (der, wie hier wieder einmal deutlich wird, mit Zeitlängen gar nicht viel zu tun hat, sondern mit dramaturgischer Akzentuierung).

Deshalb überrascht dann die Offenbarung der Liebe der Sekretärin (Julia Stiles) im dritten Teil sogar ein wenig, wirkt fast wie ein unbeholfener Kunstgriff. Wenn auch nicht ganz: Man wußte als Zuschauer eben darum, von Beginn an: Es war dieser tiefste Grund nämlich vorhanden, wurde aber in der Dramaturgie zu wenig gesehen.

Während genau dort, im dritten Teil, sogar offenbar wird, daß diese Liebe AM ANFANG stand. Womit man offenbar die dramaturgische Brisanz quasi nachträglich etablieren wollte - obwohl diese "Scheu" (man hatte wohl ein wenig schlechtes Gewissen ob der selbst vermeinten "Streckung", was sich in winzigen Details zeigt) gar nicht notwendig war! Ja, die Figuren, die Schauspieler (deren Bedeutugn in Wahrheit immer noch weit unterschätzt wird, darüber zu handeln würde hier aber jeden Rahmen sprengen) *

Es zeigt sich auch daran, daß diese (erste, ja alles grundlegende) Liebe im zweiten Teil so wenig Rolle spielt, man sich von der eigenen Findigkeit - der in Wahrheit dramaturgisch nur zweitrangigen Franka Potente, als Hindernis, als Irrweg vor der eigentlichen Liebe - täuschen ließ.

Falsch ist in den Augen des VdZ aber zu meinen, die Geschichte wäre rund um eine Geheimdienstverwicklung aufgebaut, oder DESHALB spannend. Das Zufällige verwirrt aber immer, erkennt man nicht die tragende Wirklichkeit. Auch die Identifikation hat Hierarchie-Ebenen, und damit Wirkkraft. Der Sprung von einer zu anderen ist aber sprung-exponentiell.

Es könnte vermutet werden, daß nur die Angst vor der eigenen Courage, die Hollywood-Methodik zu verlassen, in der (aristotelische) Dramaturgie seit je zur Methode erstarrt ist, und die einfach als "Geschäftsgeheimnis" um die Bedeutung von Liebe als Erfolgrezept weiß, das relative Gelingen der Trilogie bewirkt hat. In der doch Ahnungen erkennbar sind, die nicht ganz ausgelöscht worden sind.








*In Wahrheit ist nicht nur Hollywood, sondern fast jede Filmproduktions- und Sendeanstalt heute überfordert, die Wirkung und Bedeutung eines ganz bestimmten Schauspielers im Vorhinein einzuschätzen. Ja, man schätzt sie fast immer falsch ein, und das ist einer der Gründe, warum Publikumswirksamkeiten von Filmen regelmäßig "zufällig" sind. Man hält heute Schauspieler für ersetzbar, weil man die Welt und damit das schauspielerische Ergegnis, die "Performance", linear-funktional sieht. Ein tragischer Irrtum, der sämtliche Produktions- und Sendeanstalten selbst in der Werbung mittlerweile an den Rand des Ruins gebracht hat. Weil er zum einen den Erfolg "zufällig" gemacht, die Sendeanstalten zum starren Festhalten an "Bewährtem" geführt hat. Denn gerade das Schauspiel wird von "Persönlichkeit" getragen, nicht von "zu quittierender Erfüllung von Erwartungen". Das ist nur deshalb noch wenig offenbar, weil zum einen das für "relevant" gehaltene Publikum gelähmt ist, das eigentlich relevante Publikum aber ignoriert wird. Es wird erst relevanter, wenn ersteres aufwacht, und in sein programmatisches Chaos fällt.



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