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Montag, 4. Mai 2015

Womit haben wir es beim Islam zu tun? (1)

Die Ergebnisse der linguistischen Forschungen von Christoph Luxenburg, erstmals veröffentlicht 2004, sind genauso sensationell wie höchst plausibel, weil auf penibler wissenschaftlicher Arbeit beruhend: Der Islam muß völlig anders, und neu gelesen werden, um überhaupt verstanden werden zu können. Die Annahme, daß er auf eine Art Ur-Arabisch zurückgeführt werden kann, das durch den sehr frühen Abbruch der mündlichen Überlieferung quasi verloren ging, ist genauso falsch, wie die daraus folgende Annahme, der Koran sei überhaupt nur aus dem Arabischen heraus verständlich. 

Er ist nämlich über weite Strecken, vor allem in Schlüsselbegriffen, gar nicht arabisch, so Luxenburg. Er ist - aramäisch. Syro-aramäisch. Denn er hat die jüdischen, noch mehr die christlichen Traditionen und Lehren aufgegriffen und mit arabisch-beduinischen Naturreligionen vermengt. Er ist also tatsächlich am allerbesten als christliche Häresie verstehbar, die sich im Laufe der Zeit zu einer "Religion" weiterentwickelt hat, indem sie sich aus sich selbst zu begründen begann.

Die Tatsache, daß der Koran über weite Strecken von Muslimen kaum verstanden werden kann, führt sich auf die als Legende zu qualifizierende Deutung aus dem Arabischen heraus zurück. Demgemäß ist ja die Sprache Gottes selbst das Arabische. Analysiert man aber Begriffe des Koran linguistisch, so ist deren vielfacher syro-aramäischer Ursprung mehr als naheliegend. Der Koran besteht somit aus einer Mischung aus (vor-islamischem) aramäisch und arabisch.  Die sogenannten "dunklen Stellen" im Koran, die auch offiziell so bezeichnet werden, weil sie in ihrer Sinnlosigkeit von niemandem vernünftig verstanden werden können, sind nur daraus erhellbar.**

Selbst Ortsnamen wie Mekka (mekk = aramäisch; die Niederung) und Medina sind aramäischen Ursprungs, und aus dem Alten Testament heraus verstehbar, wonach Abraham diese Orte bezeichnete. Auch der Name Medina ist aramäischen Ursprungs, beide Orte waren ursprünglich aramäische Siedlungen. Die Behauptung, der Koran sei ursprünglich nur auf mündlicher Tradition weitergegeben, und erst allmählich niedergeschrieben worden, muß schlicht falsch sein, ist auch nicht belegbar, und nicht, wie meist behauptet und später vielfach verklärt, mangels anderer Erklärungen bzw. Annahme der Richtigkeit der offiziell verkündeten Prämissen, auf ein poetisches Ur-Arabisch rückführbar. 

Tatsache dürfte vielmehr sein, daß er sehr früh vertextlicht, aber zunehmend als "arabisch" klassifiziert wurde, weshalb man über das bis heute gültige Hoch-Arabisch einen Zugang suchte, der gar nicht besteht. Was zu zahllosen Fehlinterpretationen führte. Eine arabische Hoch- und Schriftsprache gab es erst ab der Mitte des 8. Jahrhunderts. Die mündliche Überlieferung durch Beduinen, auf die man sich beruft, um diese so offensichtliche Lücke zu füllen, konnte also dem ursprünglichen Verständnis gar nicht mehr gerecht werden. Ob es eine solche mündliche Überlieferung aber überhaupt gab, ist sowieso fraglich, und reine Annahme. Vielmehr belegen auch Forschungen anderer (etwa die Günter Lülings), daß der Koran aller Wahrscheinlichkeit nach in seinem Kern auf frühchristlichen (syro-aramäischen) Hymnen beruht.

Luxenburgs Buch - in Fachkreisen unwiderlegt - gilt als das vielleicht faszinierendste Buch, das je über den Islam bzw. die Sprache des Koran geschrieben wurde. Im Islam würde, als Fazit, somit lediglich das Fortleben einer genuin christlichen Tradition sichtbar, die sich - selbst nicht christlich - zu einer eigenen "Religion" entwickelt hat bzw. dazu entwickelt wurde. Die aber vielfach der gesetzten Prämissen wegen am gar nicht möglichen Verständnis ihrer eigenen Quellen scheitert. Es scheint ohne Zweifel, daß zahllose Berichte, wie der Islam entstand, wie er tradiert und ausgedeutet wurde, nicht mehr sind als (später gestrickte) Legenden, um Widersprüche auszuglätten. 

Einen "Araber" Mohammed, der ein verbindliches Arabisch quasi vorlegte, was sogar essentieller Teil der Lehre ist und nicht verändert werden darf (der Koran ist an sich nur in seiner Originalsprache zitierbar, jede Übersetzung ist nicht mehr als "hinweislich informell" zu verstehen), kann es - in der erzählten Form zumindest - gar nicht gegeben haben. Die linguistisch gesehen unauflösbaren Widersprüche und Aporien sind einfach zu groß, erhellen sich aber bei Veränderung der Prämissen. Es ist eine bloße Legende, die von einem post-mohammedanischen "Ur-Koran" (dessen angeblicher Herausgeber historisch gar nicht faßbar ist) erzählt.

Die ersten erhaltenen Koran-Fragmente datieren aus dem 9. Jahrhundert. Die Saga von der "raschen Verbreitung" des Koran - wir haben an dieser Stelle bereits von den psycho-soziologischen Grundlagen seiner Verbreitung gehandelt - sind unbeweisbare Legenden, die ganz andere Geschehen unterlegen und rechtfertigen. Und dann erst begann auch die Fama vom "Propheten Mohammed", auf den der Koran zurückgehe. Rund 30 Prozent der koranischen Schriften sind eindeutig VORmohammedanischen Ursprungs. Koranschriften VOR dem Gründe des Islam, und des Empfängers des von Gott hereingesenkten Koran?

Der Koran müßte völlig neu gelesen werden. Weil die Prämissen, unter denen er zu deuten versucht wird, vom linguistischen Standpunkt her gesehen - gar nicht zutreffen KÖNNEN. 

Mit "Dialoggequatsche" kommt man in der Auseinandersetzung mit dem Islam also sicher nicht weiter. Wie soll man mit einer Religion "Dialog führen", die gar nicht IN DER LAGE IST, zu definieren, weil zu verstehen, was ihre eigenen Grundlagen sind? Ist nicht genau das das Bild, das selbst bei oberflächlicher Betrachtung vom Islam entsteht? Wer, bitte schön, ist denn in der Lage, von einem "wirklichen Islam" zu sprechen? Die Lächerlichkeit oft gerade sich als "besonders katholisch-dialogbereit" nennender Kommentatoren ist doch einfach kaum noch zu überbieten. Dazu muß man nicht einmal Luxenburg heranziehen, dazu genügt simpler Hausverstand und wache Beobachtung die sagt: das stimmt doch etwas nicht?


Morgen Teil 2) Da stimmt nämlich wirklich einiges nicht - 
Wunschländer männlicher Phantasien



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