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Mittwoch, 3. Juni 2015

Bedeutung der Historizität (1)

Eines muß klar sein: Ohne Historizität wäre das Christentum leerer Wahn. Denn der Glaube an Jesus Christus ist ein Glaube an seine Geschichtsmächtigkeit, ja, die Geschichte wird überhaupt zu einer Konfrontation im Angesicht der Wahrheit. Deshalb ist er heutig, deshalb ist er auch heute ganz real DA. Personal. 

Aber diese Wahrheit ist in gewisser Weise nebensächlich, weil sie als historische Tatsache nur belegt, was in dem Moment erschlossen wird, als diese Historizität begriffen wird. Dann wird Jesus Christus tatsächlich, dann wird er sogar zum Gegenüber des täglichen Daseins. Ja, er wird zum Schlüssel dafür. Und diese Wahrheit erhellt jedes tägliche Geschäft, jedes tägliche Tun. Sie läßt in der Prägung der Vernunft jede noch so kleine Faktizität, Tatsächlichkeit, überhaupt erst erkennen. Sie erschließt deshalb zur Kulturleistung, weil sie in die Lage versetzt, der Warhehit gemäß zu handeln. Und es gibt nur eine Wahrheit. Deshalb erschließt sich auch das, was als "Wissen" einzubuchen ist. Wer glaubt, bäckt bessere Brötchen, um es salopp zu formulieren. Wer nicht glaubt, bäckt schlechtere.

Und das unterscheidet, ja das wird zum Gegenteil zum Islam, der an Anti-Christentum ist. Denn zwar stimmt, daß die Wirklichkeit zeitlos ist,  daß die Geschichte nur die Spielart immer derselben Wirklichkeit(en) ist, aber sie ist nicht NUR zeitlos. Sodaß die Faktizität bedeutungslos würde. Im Gegenteil, ist das Wesen der Wirklichkeit, daß sie nach Tatsächlichkeit strebt, ja nur Tatsächlichkeit bedeutet. Nur was tatsächlich ist, ist auch wirklich. Gott ist auch reine Tatsächlichkeit.

Einem Islam, aus dem Arianismus geboren, diese Faktizität Gottes bestreitet. Gott ist ihm fern. Das Wesen der Welt, ihre Geschichtlichkeit, hat mit Gott nichts zu tun. Darin lassen sich die Wurzeln des Arianismus - im Manichäismus, der das Leibliche dem Bösen, Gott unvereinbar Fernen zuordnet - erkennen. Deshalb ist Gott alles möglich, die Welt ist ihm bedeutungslos, und dem Gläubigen ist das nicht-kausale Wirken das eigentliche Wirken Gottes.

Damit wird die Welt unerkennbar, ihre Logik hat mit Gott nichts zu tun. Gott ist der Demiurg, der fernsteht, und wenn er will eingreift. Deshalb ist dem Muslim Logik, Ablaufnotwendigkeit, ein unnötiges Accessoire, eine menschliche Täuschung, der er nicht verpflichtet ist. Der Muslim ist Fatalist. Alles wird zwar von Gott gelenkt, aber es hat mir unserer Vernunft nichts zu tun. Kein größerer Technizist deshalb, als ein Muslim. Lüge in der Welt ist ohne Bedeutung. Alles, was in der Wlet passiert, ist ohne Bedeutung.

Während es dem Christen Erzählung über Gott ist. Deshals ist das tatsächliche Geschehen nicht ohne Bedeutung, ja im Gegenteil, dort liegt die Selbstaussage Gottes. Wenn man sich um Wahrheit müht, sich selbst transzendiert, auf die Wahrheit des Begegnenden hin, ist diese auch erkennbar. 

Im Islam zeigt sich deshalb die Folge extremer Äquivokation. In der abstrakte Inhalte, die es real nicht "gibt", wenn sie auch wirksam sind, also Wirklichkeit, zu Dingen werden, zu realen Dingen, ja, zu den eigentlichen Dingen. Nominal ist das, was der Islam im Wesentlichen sagt - man nehme nur "Es gibt nur einen Gott!" - nicht zu widerlegen, ja "wahr". Aber es ist nur ... richtig. Es ist nicht wahr.  Denn der Islam kennt keine Wahrheit, kann er gar nicht kennen. Denn jede Wahrheit fundiert in einer Person.

Wenn aber Jesus Christus NICHT Gott war, nicht Gott und zugleich Mensch, wie es der Arianismus, der sich vor allem im Orient (und von dort in den Norden, zu den Germanen etc., als "versimpeltes Christentum") stark ausbreitete, schon sehr früh (ab dem 2. Jhd.) behauptete, dann kann es auch keine fleischliche, in der Welt wirksame Wahrheit geben. Dann bleibt Wahrheit eine Aussage der "Richtigkeit", und nicht im Insgesamt der Sittlichkeit als personales (im Fleisch wirksames) Geschehen verankert. Gott ist nämlich damit fern. Und jeder Gotteskünder sinkt herab zum Propheten. 

Deshalb die zweite Aussage des Hauptspruches des Islam, die man in ihrer Akzentuierung nur richtig erkennen muß: "Und Mohammed ist sein Prophet!" - Wenn man weiß, daß "Mohammed" nie ein Eigenname war, sondern ein dem Aramäischen entstammendes Gerundium, also zu lesen ist als "der Gesendete, der Gesegnete", und damit nur transkribiert, was "Christus" bedeutet, wird die Herkunft des Islam aus dem arianischen Christentum, das damals auch noch ganz Nordafrika erfaßt hatte, noch klarer.

Damit baut der Islam auch sein zweites Standbein auf einer Fiktion auf. Auf ... Poesie. Er leugnet die Bedeutung der Historizität, weshalb das Abstraktum "der Gesendete" auch als "historische" Person möglich wird. Denn es geht ja immer nur um ... Wirklichkeit. Das ist die Wirkweise Gottes, das ist der eigentliche Grund der Welt. Und nominell stimmt das auch! Aber es reißt die Welt aus ihrem Weltsein. Es zerstört die Bedeutung der Gegenwart. Und es macht die Vergangenheit wertlos, weil jedes Ereignis ersetzbar, umkleidbar durch ein anderes Gewand. 

Genau das ist die frühe Geschichte des Islam, geht man von seiner eigenen Erzählung seiner Entstehung aus. Die deshalb nicht zufällig je später entstanden, desto detailreicher ausfällt, und ab dem 14., 15. Jhd. den "alten Geschichten" jede und eine immer wachsende Menge Details beifügt. Als erfundene Geschichten, die nur eine Wirklichkeit zur Aussage haben. Die aber nicht historisch ist, weil sein muß. Weil die Welt, ihr Wesen, für Gott ohne Bedeutung ist.

Deshalb ist dem Islam jede Umdeutung ganz anderer Vorkommnisse - wenn etwas die Kämpfe arabischer Stämme um Vorherrschaft um den von Byzanz ins Vakuum gestürzten arabischen Raum zum "Kampf des Propheten gegen Byzanz" stilisiert werden - eine interpretatorische Abstraktion also, die einen sehr spät (9. BIS 11. Jhd.) entstehenden, definitiven, sich allmählich realpolitisch durchsetzenden "Islam" legitimiert, und interessanterweise: denn doch in der Geschichte verankert - deshalb ist ihm diese Umdeutung nicht "Lüge". 

Sie ist nur die besondere Sichtweise Gottes, der nur in zeitlosen Wirklichkeiten existiert. Und als solche ist es bedeutungslos, was "real" passiert ist. Selbst wenn Franz gegen Heinz kämpfte, in Wahrheit (!) war es ein Kampf, in dem (weil sich später aus dem Sieger dieses Kampfes entwickelnd) Mohammed gegen die Ungläubigen kämpfte. Historisch gibt es nicht einen einzigen Beleg, der eine historische Figur dieses Namens auch nur andeuten würde. Und das ist bei diesen historisch weltumstürzenden Bewegungen, die die Islamerzählung schildert, doch bemerkenswert.

Deshalb kann auch nicht ander Existenz des Propheten "Mohammed" gezweifeltwerden. Denn ob es so eine Person gab oder nicht - es ist bedeutungslos. WEIL es dann den Islam gab, MUSZ es so eine Person gegeben haben, wie immer sie sich manifestierte, darüber kann weil darf man nicht nachforschen, das ist alles. Denn forscht man nach, verstößt man bereits - weil im Zweifel - gegen das Prinzip des Islam. Der sich nur über totale, fideistische Unterwerfung erschließt. Fideismus aber heißt, daß ich bedingungslos "glaube", also nie anzweifle, was gesagt wird.




Morgen Teil 4) Der Islam ist nicht a-kultural, er ist anti-kultural - 
Und: Einige Worte zur Türkei





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