Dieses Blog durchsuchen

Dienstag, 30. Juni 2015

Das Glück der Griechen

Als nahezu perfekt muß man die Politik der Griechen im Poker mit der EU bgezeichnen, folgt man den ziemlich erhellenden - und höchst einleuchtenden - Ausführungen von Hans-Werner Sinn. Der nichts tut als 1 und 1 zusammenzuzählen. Mit einem Makel für die Politik: daß er das ganz reale Geschehen in seinem Blick etwas weiter umfaßt.

Denn Griechenland pokert perfekt. Während es im Plan A um Rettung zockt, bereitet es in Plan B eine Last vor, die die EU mit jedem Tag (!) mehr unter Druck setzt. Und damit den Preis für einen Austieg der Griechen aus dem Euro in immer gewaltigere Höhen treibt.

Hier schon vor fünf, sieben Jahren vorhergesagt - und ein Armutszeugnis einer wirklich völlig imkompetenten, handlungsunfähigen Politik, die das nur sein kann, weil sie um den unendlichen Rückhalt in steuerzahlungswilligen Bevölkerungen weiß, denen niemand reinen Wein einschenkt. gar nicht einschenken kann, weil die Politiker und der Beamtenadel das Geschehen nie überblickt haben, deshalb spielend leicht an der Nase herumzuführen waren. Damit ist die Lage ausreichend beschrieben. 

Das haben die Linken in Athen ziemlich luzide erfaßt, und rein für sich gesehen - sind sie für die Griechen ein Glücksfall. Aus den einst einmal taxierten 300 Milliarden - bereits überwiesenen, von Steuerzahlern der EU bedeckten - Ausstiegskosten Griechenlands für die EU wurden längst 500 Milliaren, und es werden mit jedem Tag durch clevere Maßnahmen der Regierung in Athen mehr. Mittlerweile diktiert nämlich Athen der EU, was zu tun ist, oder nicht.

Und sie tun es auf die Weise eines nie erzogenen Kindes. Das nämlich den Zusammenbruch eines Systems riskiert (ohne ihn freilich wirklich zu wollen), indem es die Verantwortung für das Ganze brutal dem anderen überläßt, um sich selbst aber jedes Ausscheren zu erlauben.

Einige Auszüge aus der brillanten Sinn'schen Analyse aus dem Artikel in der Presse. In welcher selben Ausgabe auch Josef Urschitz den Fall Griechenland als einem Fall klassischen Politikversagens bezeichnet. Alleine Österreich hat mittlerweile 9 Milliarden Euro - 140 Milliarden Schilling - Ausfallsrisiko zu tragen, und durch als Steuer bezeichnete Enteignung von realem (nicht einfach nur monetärem, denn sonst wären die Schulden Österreichs auch nichts mehr wert) Privatvermögen zu decken.

Während das der Griechen sicherer wird denn je. Hintergrund: Die Schulden des griechischen Staates waren von Anfang der Krise an nicht mehr eintreibbar. Weil Griechenland - mit hoher Wahrscheinlichkeit: aus US-geopolitischen Gründen - mit Geld zugeschüttet wurde, ohne auf die Bonität zu achten, und damit flugs einen politiknützlichen Sozialstaat aufgebaut hat, der sich einfach und naiv-mathematisch - Gott möge die Ökonomen endlich vernichten! - nach dem europäischen Modell richtete (und schon dort selbst natürlich niemals finanzierbar war und ist).

Ach, welche Überraschung. Es gab damals übrigens eine bezahlte Regierungs-Claque, die in Zeitungen heftig postete, und jeden augenblicklich verleumdete, der genau das, was jedem mit Verstand klar war, behauptete: Ein Land, das pleite ist,  muß eben pleite gehen.

Wie lange werden wir aber diese Pseudo-Elite aus strunzdummen Ablaufoptimierern ohne Ahnung von der Welt noch ertragen!?

(cit./) "Der griechische Finanzminister, Yanis Varoufakis, arbeitet als Mann fürs Grobe an PlanB, während Alexis Tsipras, sein Regierungschef, sich für PlanA zur Verfügung stellt. Das Rollenspiel gehört zur Strategie.
Die Vorbereitung von PlanB, dem Austritt aus dem Euro, hat zwei Elemente. Einerseits muss man provozieren, um die eigene Bevölkerung für den Fall eines Austritts zu emotionalisieren. Andererseits gilt es, die Kosten des PlansB für die Gegenseite in die Höhe zu treiben. Das tut Athen, indem es den Bürgern die Kapitalflucht erlaubt. Athen könnte die Flucht eindämmen, und es könnte sie mit Kapitalverkehrskontrollen sofort unterbinden. Aber das würde seinen Drohpunkt verschlechtern.

Die Kapitalflucht heißt nicht, dass Kapital per Saldo ins Ausland wandert, sondern nur, dass privates gegen öffentliches Kapital getauscht wird. Griechische Bürger leihen sich bei ihren Banken Geld, das im Wesentlichen durch ELA-Notfall-Kredite der griechischen Notenbank gegenfinanziert wird. Dann überweisen sie das Geld ins Ausland. Die Überweisung zwingt die Notenbanken der anderen Länder, neues Geld zu schaffen und griechischen Bürgern zur Verfügung zu stellen. Damit geben diese Notenbanken der griechischen Notenbank einen Überziehungskredit, wie er durch die sogenannten Target-Salden gemessen wird.

Tritt Griechenland aus dem Euro aus, haben die griechischen Kapitalflüchtlinge ihr Vermögen im Ausland in Sicherheit gebracht, während die ausländischen Notenbanken auf ihren Euro-Target-Forderungen gegenüber der griechischen Notenbank sitzen bleiben. Letztere ist dann nämlich bankrott, weil ihre Aktiva auf abgewertete Drachmen lauten und der griechische Staat weder haften muss noch haften kann. Im Jänner und Februar stiegen die griechischen Target-Schulden um fast eine Milliarde pro Tag, Ende April lagen sie bei 99 Milliarden Euro. Kein Wunder, dass Varoufakis und Tsipras auf Zeit spielen und sich weigern, eine echte Reformliste vorzulegen.
(./cit.)




***