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Dienstag, 16. Juni 2015

Eine klimagerettete Welt (2)

*Anmerkung - Was den Menschen zum Menschen macht




Um diese Determiniertheit zu überschreiten, braucht es den Geist, und zwar in einer bestimmten Höhe. Deshalb gilt diese Determiniertheit sogar für den Menschen, der ja nur die MÖGLICHKEIT - als Anlage, deshalb als Auftrag für den Menschen überhaupt - seinen Geist (und damit seine Freiheit, auch in der Ortswahl, in der Wahl seiner Lebenswelt) zu entwickeln. Auch wenn er - als Person zur Selbsttrage berufen - immer auf diese Geistigkeit hin ausgerichtet sein wird, sie also auch nicht wirklich unterschreiten kann. Der Mensch wird entweder Geistesmensch, oder er sinkt sogar unter die Tiere herab. Deshalb ist die einzige, dem Menschen mögliche Lebenswelt, seine bzw. eine Kultur.  

Denn auch der Mensch ist auf eine Umwelt existentiell angewiesen: sein Personsein (das er nie unterschreiten kann, gleichgültig, auf welcher Entwicklungsstufe er sich befindet, also unabhängig von seinem Aktuierungsgrad - als Embryo, als Behinderter, als kraftstrotzender Intelligenzbolzen) ist ein Ausgreichtetsein auf ein Gegenüber. Erst im Du wird sein Ich aktuiert (wenn auch nicht geschaffen). Ohne ein Du, das ihn anruft, würde der Mensch nicht leben können. Deshalb hängt jedes Menschsein in seiner Geistigkeit - in Gott, dem absoluten Du. Und jeder, wirklich jeder Mensch ist auf dieses absolute Du ausgerichtet: Ohne absolute Wahrheit kann kein Menschen leben, er würde wahnsinnig. 

Weil aber jeder Mensch aus diesem Du wird, hängst seine Aktuierung zu sich selbst, zur Gestalt seines Ich, vom Freiheitsgrad des Gegenüber ab. Deshalb gibt es große Unterschiede in den Kulturen, die nicht in Schnellsiedeverfahren, durch Angleichung äußerer Lebensbedingungen etwa, überwindbar sind. Die praktische Beantwortung dieser Frage ist für Europa, das mit gewaltigen Einwanderungswellen zu tun hat, von existentieller Bedeutung. Und sie ist mit "Ausbildungsmaßnahmen" ganz sicher nicht zu bewältigen, es ist eine Frage der Religion. 

So, wie Europa seine Kraft (fast könnte man sagen: ausschließlich) dem Christentum verdankt. Verliert es sein Gegenüber, sein "Du" in Jesus - und das heißt ja erst: Christentum - fällt es ohne jeden Zweifel in ungekannte Tiefen zurück. Denn nur in Jesus Christus ist die Welt in den ordo Gottes zu führen, und "sie wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes." Denn die Welt ist nicht unabhängig vom Menschen vorzustellen, sie hängt direkt an ihm, und muß durch ihn in den Geist hineingenommen werden. Das ist Kultur. DAS ist alternativlos, weil nur Gott als Du den Menschen zur Freiheit führen kann. Andere Völker mögen hohen Zivilisationsgrad erlangt haben. Aber ihnen fehlt genau und immer dieses Freiheitsmoment. Weshalb historisch gesehen ausnahmslos alle "hohe Kulturen" Kulturen gradueller Vermassung waren. 

Das gilt übrigens auch für die abendländische Antike, man übersieht es meist freilich. Sieht man von Einzelerscheinungen ab (wie Sokrates), in denen diese eigentliche Berufung des Menschen als Ahnung aufblitzte, hat es keine historische Kultur geschafft, den Spagat zwischen "Art und Person" zu vollziehen, beides in eins zu führen. Sie sind deshalb - aus einer ursprünglichen, ganzheitlichen, traumartigen Erinnerung heraus, in der aber noch kein "Ich" aktuiert war bzw. ist - immer in die eine (individualistische) oder die andere (vermasste) Richtung degeneriert. Das war und ist nur dem lebendigen, fleischgewordenen Gott möglich, der diese Synthese des Einen und Alles - die Wahrheit - IST, und an der deshalb, als Gestalt, der Mensch teilhaben KANN, wenn er will.
 
Nur in dieser Freiheit im Geist aber ist der Mensch das, was man mit "Persönlichkeit" bezeichnet: Frei, weil von seinem Personsein frei - in der Konkretion der Welt - getragen. In der Persönlichkeit hat er sich die Welt angeeignet, ihre Formen in seinen Geist hinein übersetzt. Und aus diesem Geist heraus, der nur der Geist Gottes sein kann, weil nur der Freiheit bedeutet, vermag er die Welt in ihrer Ordnung - zu einer vitalen Ordnung - zu gestalten. Tut er das nicht, fällt die Welt - mit ihm - ins Chaos, fällt in ihre ungeordnete, nicht auf ihren Sinn hinorientierte Eigengesetzlichkeit (soweit man davon sprechen kann), die die (mathematische) Gesetzlichkeit eines überkritischen, zufälligen Systems ist, zurück.
 
Deshalb ist jeder Versuch, die Welt "technisch zu retten", das heißt, als technisches System zu sehen und in diesem Rahmen mit ihr umzugehen, ohne jeden Zweifel zum Scheitern verurteilt, ja er muß zwangsläufig zum Gegenteil führen. Sämtliche Weltrettungsversuche der Gegenwart führen (oder: würden das tun) in ein nur noch größeres Chaos. Das macht jede ökologische Bewegung, wie wir sie heute kennen, zum törichten Unternehmen. Denn es gibt keinen "Umweltschutz". Es gibt nur den Geist der Liebe, in dem die Welt in die Vorsehung Gottes hineingezogen wird.
 
Der, aus der Torheit geboren (die nicht durch Rationalismus, durch noch so perfektes rationales Handeln aufgehoben werden kann, weil alles am Geist hängt, nicht an der Richtigkeit einer Rechnungsoperation), immer und ausschließlich zu noch mehr Chaos führt, schon gar, wenn er sich vorgeblich "auf die ganze Welt" bezieht. "Erfolge" kann es nur dort geben, und auch da nur temporär (!), wo einzelne Aussschnitte aus dem Weltganzen quasi paralysiert, versteinert werden, indem man ihre Bedingungen, wie in einem Modellbaukasten, soweit als möglich fixiert. Entsprechend ist alles, was wir heute zur "Klimarettung" unternehmen, nie mehr als lächerliches und im letzten kontraproduktives Stückwerk. Denn es wird dadurch die Reaktion des Insgesamt, die Stellung dieses Baukastens darin, nur noch heftiger.
 
Es gibt nur eine Rettung der Welt - und die ist von den Menschen nicht zu trennen. Sie liegt im Sinn der Welt: der Heiligung, als Hineinführung in die göttliche Vorsehung im Heiligen Geist, wie immer dieser göttliche Plan dann auch aussieht. DAS ist dann auch Gerechtigkeit. "Klimarettung" ist deshalb eine Häresie, eine schwere Sünde, und kein gutgemeintes und deshalb verzeihbares oder akzeptables Kavaliersdelikt. (So, wie jeder Universalismus, der Universalität als Ding, als Objekt menschlicher direkter Manipulationshoheit behandelt.) Sie ist der Versuch, der am Anfang vom Ende stand: Der Hochmut, wie Gott zu sein. Frei nach dem Motto: Erst retten wir einmal die Welt, erst sind wir mal wieder "gut", dann kann eh Gott wieder Gott spielen. Gutheit ist von diesem Geist der Vorsehung nicht zu trennen. Gut ist nur, was aus diesem stammt.





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