Dieses Blog durchsuchen

Montag, 3. August 2015

Die fatale Folge der Gleichheit

Wo liegt aber der prinzipielle Fehler in dem Irrglauben, daß es Information wäre, die jeden Menschen - er müsse nur ausreichend damit versorgt sein - in die Lage versetzte, alles (Vereinzelte) zu beurteilen? Immerhin haben wir es ja hier mit den Grundlagen dessen zu tun, was viele sich als "Demokratie" vorstellen. Und die meisten Vorstellungen von Volksdemokratie, der Abstimmung von den Graswurzeln her, beziehen sich auf dasselbe.

Weil wir es im Urteilen des Menschen nur in einer gewissen Zuordnung der Pole Verstand, Denken und unbewußten Vorgängen zu tun haben. Die jeweilige Verlagerung, die Rolle des Verstandes also, hat aber nicht mit dem Menschen zu tun, so als müßte sich jeder nur ausreichen darum bemühen, sondern sie wird bestimmt vom Ort, an dem der Mensch steht. Machen wir es noch einfacher: Vom Amt, das er (als identität) innehat. Denn Urteil wird bestimmt von der Bedeutung, die jemand einer Sache, einem Sachverhalt beimißt. Daraus geht hervor, daß diese Bedeutung sich ihr Maß von der Rolle holt, von der Identität, die der einzelne zu erfüllen hat. Von seinem Namen.

Diese Namen sind es im übrigen auch, in denen sich der Mensch auf den ordo Gottes - auf die Ordnung der Ideen in Gott, die der Welt zugrundeliegen - bezieht. Und aus diesem Ort, in dem er somit per Zeugung und damit Vereinzelung aus dem Schöpfungsakt des Menschen sui generis steht, in seiner Epoche, in seinem Land, seiner Familie, etc. etc., fließt ihm sohin auch jene personale Gnade der Wahrheit zu, aus der er dann sein Urteil setzt oder setzen sollte (weil er andernfalls, im Ungehorsam sohin, im nächsten Moment das Wahrheitsmoment bereits verscheuchen würde.)

Deshalb gilt auch in einem Staat, einer Gemeinde, einem Sozialwesen egal welcher Ort, daß es Erkenntnis und Urteil nur in dem Maß überhaupt gibt (das ja weit mehr ist als rationales Rechenspiel), als dem Ort zukommt, an dem der Mensch - in seiner Rolle - steht. Deshalb ist, nehmen man politische Entscheidungsprozesse, der Einzelne auf Gemeindeebene durchaus anders gefordert, als auf Länder- oder Bundesebene. Wo er nämlich Ebenen gegenübersteht, die er eigentlich überhaupt nicht beurteilen kann. Und zwar NICHT, weil er etwa eine Sache nicht versteht. Ein kluger Unternehmer vermag etwa sehr wohl eine Budgetpolitik auf ihre sachliche Wirkung hin zu beurteilen. Sondern weil ihm jene Inspirationen gar nie zufließen, unter denen der Politiker auf Staatsebene (in dem Fall) steht, wenn er seine Rolle wahrnimmt. 

Denn jedes Aufgabe ist die Wahrhabe einer Gestalt, und in dieser wiederum ein Kreis der Gestaltbeziehungen. Nur von Gestalt zu Gestalt entscheidet sich aber Wirksamkeit. Und nur IN einer Gestalt wird jene Ganzheit eines - die Gestalt als Aufgabe aus ihrem Ort heraus betreffenden - Urteils und Handelns möglich, die der Handlung angemessen ist.

Der heute enorm weit verbreitete Irrglaube, Aufgaben wären (nur) eine Sache von Information und richtigen Rechenoperationen, geht bereits von einem irregeleiteten Weltbild aus. Einem des Materialismus, in dem das Gefüge der Welt ein von unten heraus aufsteigender Aufbau von simplen, von unten bis oben gleichen Ursache-Wirkungsbeziehungen wäre.

Daß sie das nicht ist, zeigt nicht nur die Quantenphysik seit 100 Jahren. Daß sie nicht so ist, sagt auch die menschliche Erfahrung, die sich der Welt wieder als Gefüge und Ordnung aus dem ordo Gottes zu erschließen bereit ist - und plötzlich auch wieder Dinge wahrnimmt, die ihr bislang, im Nebel des Irrtums, verborgen bleiben. Weil er den Platz ausfüllt, auf den er gestellt wurde, und in dessen Anteil und Stellung zum Licht (als dessen Bedingung) die Welt sieht.

Im Gegenbeweis läßt ein Nachdenken über den Neid - der Sünde der Ortslosigkeit - die Richtigkeit dieser Aussage erkennen. Denn der Neid zielt nie auf einen faktischen Zustand ab, das täuscht (weil er ja konkret sein muß). Er zielt zuerst auf einen beanspruchten Ort im Gesamtgefüge ab, AUS DEM sich dann Ansprüche und etwa Besitzrechte ergeben. 

Die Menschen werden am meisten mit Neid verfolgt, die aus der Ebene ausbrechen (aufsteigen) wollen, der man selbst angehört. "Der glaubt wohl, er sei etwas Besseres?!" Umgekehrt akzeptiert man lustigerweise ja sogar jene, die zwar mehr besitzen, aber sich nicht im Stand, in der Ebene, erheben. Ein - sagen wir - Papst, der Gummischlappen trägt, wird nicht angefeindet werden. Denn er ist ja nicht Papst, also über mir, er stellt keinen Gestaltanspruch, er stellt keinen Anspruch auf einen Ort, auf ein Amt. Denn das, was ein Papst zu geben hat, ist NICHT sein Gerede. Es ist seine Gestalt! So, wie Gott inkarniert ist. Er hätte ja auch eine Schriftrolle vom Himmel fallen lassen können, wie es im AT ja quasi passiert ist, oder der Arianismus resp. Islam es behauptet, für den Gott eben NICHT inkarniert ist.

Und jene werden am meisten vom Neid geplagt, die nicht sicher sind, welcher Ebene sie angehören. Denn dann könnten sie ja auch weiter nach oben gehören. Oder bzw. auch, weil man ihnen die Illusion geweckt hat, sie hätten es weiter oben verdient. 

In einer Volksgemeinschaft etwa aber, in der sich alle per Verordnung auf quasi "gleichem" Niveau befinden, wird jeder jeden verfolgen, zum einen, weil jeder weiß, daß das gar nicht stimmen kann. Und zum andern: jeder in Lethargie und Desinteresse an seinem Tun absinken, weil ihm Gerechtigkeit und gerechter Lohn immer vorenthalten bleiben, weil mangels Ort gar nicht bestimmbar sind. Vor allem aber wird generell die Fähigkeit eines Volkes, Lösungen für auftretende Probleme zu finden, verloren werden. Denn niemandem wird mehr jener Geist zufließen, der einem Bezugsganzen, einer Gestalt alleine innewohnt, der einem Problem angemessen ist. Er Egalitarismus führt also zwangsläufig in eine generelle Absenkung des Niveaus, ja zum Selbstverlust aller. Und damit zur Dummheit aller, worüber bestenfalls eine gewisse (niedrige) Cleverness hinwegzutäuschen versucht. Eine Gesellschaft, ein System, funktioniert nur in einem Band des Gehorsams, der sich aus der Hierarchie der Gestalten, der Rollen ergibt.





***