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Montag, 21. September 2015

Mit Fleisch lebt es sich länger. Weil besser.

Es bleibt zwar zu hoffen, daß es den regelmäßigen Leser dieses Blog nicht nervt, aber manche Themen bleiben auf der Speisekarte, weil sie nicht und nicht von der Speisekarte des Alltags verschwinden und sich so dem zur Wahrheit offenen Geist immer wieder als Ärgernis präsentieren, auf das es zu reagieren gilt. Wobei die Hoffnung hier an dem Punkt seine Sättigung findet, an dem ein Gedankenkreis der Widersprüchlichkeiten, auf den man zuhauf trifft, ausgetrocknet, ins Eine geführt ist. 

So der des "gesunden Lebenssstils" als Motor der verlängerten Lebenserwartung, mit der die Menschheit seit Jahrzehnten gesegnet zu sein scheint. Die Gründe dafür sind aber umstritten, und wie immer hat der Sieg viele Väter. Aber viele schmücken sich mit fremden Federn. Vor allem eben- die Apostel eines "gesunden Lebensstils". 

Denn wie Udo Pollmer berichtet, hat eine umgemein umfängliche Studie der Melinda und Bill Gates-Stiftung ergeben, die auch arme und ärmste Länder einbezog, daß es eigentlich nur einen Faktor gibt, der lebensverlängernd wirkt: und das ist die ungestörte, durch keine Kriege oder Katastrophen beeinträchtigte Entwicklung der genetischen Anlagen. (Denn auch Kriege wirken tiefgreifend auf statistische Lebensalter-Ermittlungen.)

Dabei wirkt sich statistisch vor allem eines aus: Die etwa durch verbesserte Trinkwassersituation oder verbesserte (nicht zuletzt: energieabhängige) Krankenversorgung in unterentwickelten Staaten (im Weltmittel) stark nach unten gegangene Säuglingssterblichkeit. Das alleine läßt jede Altersstatistik nach oben schnellen.

Aber wie die umfangreichen, wirklich umfangreichen Studien ergeben, haben der Lebensstil und die Ernährungsgewohnheiten selbst so gut wie keine Auswirkungen. Vorausgesetzt, die Menschen haben genug zu essen, und sauberes Grundwasser. Und Abwasserlösungen, die sie nicht in Brutstätten für Krankheitserreger versinken lassen. Aber vor allem der immer breitere weil leichtere Zugang zu hochwertiger Nahrung - FLEISCH - hat ungemein segensreiche Auswirkungen.* 


Denn fleischlose Kost ist eine Mangelernährung, eine Ernährung mangels besserer Nahrung, und sonst nichts. Das gilt nicht weniger für die asiatischen Staaten oder Regionen, in denen vegetarische Kost häufig ist. Von den bewußten Asketen abgesehen, die sich eben bewußt - egal aus welchen Gründen - dieser Mangelernährung, dieser Armut aussetzen. Die Bevölkerung aber hat (oder: hatte) nichts Besseres, das ist alles, was sich dazu sagen läßt. Dies zum "Lebensstils des Heiles" hochzustilisieren, kann nur überfütterten, gelangeweilten Wohlstandsprodukten des Westens einfallen. 

Es ist im übrigen blanker Zynismus. Milliarden von Menschen wären heilfroh, endlich Zugang zu leistbarem Fleisch am Mittagstisch zu haben.

Ansonsten läßt sich so gut wie nichts aussagen. Selbst Lebensbedingungen sind nämlich nicht verallgemeinerbar. Was hier lebensverlängernd wirkt, wirkt dort und zu anderen Zeiten lebensverkürzend. Mit viel Mühe läßt sich ein Anteil von 5 % an der weltweit verlängerten Lebenszeit schätzen.

Denn auch der Mythos, "Bildung" würde in diesem Sinne wirken, ist schlichtweg Unsinn, und ("wissenschaftlich") nicht haltbar. Sondern nur Ausdruck des perfiden Wunsches der Verbildeten, die Menschheit in denselben Taumel zu versetzen, indem ihnen selbst die Welt ins Unerkennbare verrutscht ist. Vehikel also für ganz andere, ideologische Zielsetzungen. Denn Ideologie greift nur, wenn die Menschen entsprechend an deren Grundlagen glauben können, und das ist nur möglich, wenn man ihren Glauben weil ihr Weltbild umgelenkt hat. Vom Natürlichen, vom eigenen Wahrnehmen weg - zum Pseudologischen und Rationalistischen, zum Zweifel an sich selbst, zur Hörigkeit also den Welterklärungen der Ideologen hin.

Um gutes Trinkwasser von schlechtem zu unterscheiden, braucht es keine Bildung. Das weiß jeder Mensch, denn er erkennt es schon am Geschmack. Verdorbenes Wasser trinkt man nur trotz des Geschmacks, als geringeres Übel, und dem Verdursten vorzuziehen. Es braucht also alleine Zugang dazu. Und Energie, um es zu fördern oder zu reinigen oder zu verteilen.

Eines, so Pollmer, läßt sich also mit Sicherheit sagen: Daß die tausenden Ratschläge und Aufforderungen, mit denen wir täglich konfrontiert sind, "gesund" und damit lebensverlängernd zu leben, völlig nutzlos sind. Im Gegenteil. Sie versetzen uns in psychischen Dauerstress, neurotisieren einfachste Lebensvollzüge, verbauen damit wirklichen Lebensgenuß (den sie durch pseudowirkliche, simulative "Befriedigungskonstrukte" ersetzen), und bewirken vor allem eines: die Vergeudung wertvoller Lebenszeit für völlig Nutzloses.



*Der VdZ kann hier auch nicht dem sonst so respektierten Robert Spaemann folgen, der da einmal meinte, vegetarische Kost wäre das Richtigere - bemerkenswerterweise: ohne es zu begründen. Jede relevante ethnologisch-historische Forschung ergibt nämlich das Naheliegende der Deutung, daß ZUERST das Tier dem Menschen als Nahrung diente, und erst später - als Folge und Bedingung dessen Domistikation - der Ackerbau entstand. Wofür übrigens auch metaphysische Gründe (die Welt als Stufenordnung) sprechen.




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