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Samstag, 12. September 2015

Wer immer moralisch gut ist

Der ist links. Jan Fleischhauer sagt es treffend: Linkssein ist an sich keine rationale Theorie. Es ist ein Selbstgefühl, moralisch der Einzige zu sein, der das Recht auf Einfluß weil - eben weil moralisch gut - immer recht hat. Es ist, wie die Kommentatorin sagt, das Recht darauf, den Schalthebel der Macht zu bedienen. Und das tut sie, die Linke - als überwältigende Mehrheit jener, die diese Hebel in unseren Ländern bedienen. Als nicht zu hinterfragendes Postulat, das bestimmt, was gut ist. Was aber gut ist, immer an das Linkssein selbst gebunden. 

In dieser Funktion hat das Linkssein mittlerweile sämtliche Lebensbereiche durchdrungen. Die Gutheit sucht immer neue Felder, in denen sie sich sich selbst beweisen kann, und die Welt vor dem Bösen rettet. Ob im Essen als Vegetarismus (oder, noch totalitärer, im Veganismus) oder einfach Bio-Wahn, ob in der "Gleichberechtigung der Frauen" in Gendering und dem Griff nach der Sprache, oder der "Toleranz" gegenüber Geschlechtsidentitätsverwischung. Über allem schwebt die Unterscheidung in "gut" und "schlecht". In allen Varianten und Vermischungen und Überschneidungen. Grundtenor dabei: Ein prinzipielles Mißtrauen gegenüber der Welt, die uns umgibt. Denn das Gute ist losgelöst vom Sein selbst, es ist eine zusätzliche Qualität.

Deshalb sind immer jene Lebensbereiche, wo es um viel geht - im Film sehr richtig als Beispiel gezeigt: die Medizin - die also an das Wesen der Dinge angepreßt halten, die gewesen, die am meisten gegen diesen Moralismus resistent waren. Im Umkehrschluß ist auffällig, daß es gerade die Linken sind, die sich ihre Systemfeindlichkeit (mit eloquent vorgetragenen Rechtfertigungsargumenten, natürlich) von eben diesem System finanzieren lassen, ja so abhängig davon sind, wie keine andere Personengruppe. Mit einem (O-Ton Film:) "beachtlichen Talent, ihre Schäfchen aufs Trockene zu bringen."*

Gerade in letzter Zeit hat der VdZ wieder etliche Gespräche mit Linken geführt. Und das ist ja nicht besonders schwer, denn linke Ansichten haben das alltägliche Weltsehen gerade der jungen Menschen (nicht zuletzt in starker Verbindung mit social media) in einem Ausmaß durchwirkt, daß man aus dem Staunen nicht herauskommt. Das Auffallendste war der sublime, erschreckende Hochmut, den jedes dieser Gegenüber an den Tag legte, in der sie alles was man vorbrachte wie in einer Luftblase einhüllten und apriori entwerteten. Natürlich ohne es selber so zu sehen. Der gegen jede Form von Erkenntnis und Vernunft resistenz macht, weil er den Blick auf die Wirklichkeit zur Gefahr macht und verhindert. Dazu müßte man sich vom Selbstgefühl der Gutheit nämlich lösen, es riskieren, frei dem entgegenzugehen, was die Welt einem entgegenträgt. Was am meisten erschreckt ist dabei zu sehen, wie fast lückenlos links bereits die üblichen Sozialisierungswege (v. a. die Schulen, Universitäten) ausrichten.

Sie implementieren maßgeblich ein weiteres Präpositum: Linke halten sich generell für intelligenter als alle anderen. Das muß ja auch so sein, denn hier findet sich diese seltsame Verbindung von Sein und Gutheit wieder, zumindest als archaische, ontologische Matrix. Das begründet auch den Griff der Linken nach der "Wissenschaft", auf die sich gerade Linke so extrem häufig berufen.**

Einbrüche von Wirklichkeit, Offenheit für realistische Weltsichten, bieten da nur noch Einzelerfahrungen, die wenig Ausweg in Theorien bieten. Zweifel an feministischen, gegenderten Sichten etwa, wie sie jüngst ein junger, sonst links ausgerichteter Mensch geäußert hat, nachdem er in einer Beziehung so ganz andere Erfahrungen mit Frauen machte, als sein "sollten".

Unterschätzt wird aber die psychologische Wirkung aller dieser öffentlichen Demonstrationen und Wirkmechanismen als Verankerung des Ich im Absoluten. Und dabei ist es (auch hier der stille Verweis auf die ontologische Tatsache des ersten Gegenübers, von dem alles kommt, damit auch die eigene Rechtfertigung: Gott, dem Sein) konstituiv für den Menschen, daß dieses Gegenüber "gutheißt".*** Denn vor allem Verändern des anderen, ist etwa die Gender-Sprache die Selbstvergewisserung für den Anwender, zu den Guten zu gehören, gutgesprochen zu sein (weil die Allgemeinheit die Analogie zu Gott bietet) - die Selbstheiligsprechung also, die an anderer Stelle in diesem Blog längst als Gegenwartsströmung thematisiert wurde, weil sie bis in die alltägliche Liturgie und "Spiritualität" vorgedrungen ist. Gerade die Gendersprache liefert noch dazu die Möglichkeit einer praktisch permanenten Demonstration der eigenen Gutheit - dieser Ausweis der Gutheit ist es, der hinter jeder "geschlechtergerechten" Endung steckt. Nicht unähnlich der moralisierten Essensgewohnheit, desintegriert sich ihr Vertreter aus jeder Normalität, und signalisiert, sie verbessern zu wollen, indem jeder Akt (im Veganismus geht es ja bis zu Kleidung) einer abstrakten Moral unterworfen wird.

Apropos: Einer der Hauptfeinde der Linken ist nach wie vor die Kirche, die Inkarnation des Seins, noch vor genereller Religion. (Die in der Faktizität seiner Proponenten freilich selbst bereits von linkem Gedankengut durchwirkt ist, daß einem Hören und Sehen vergeht.) Das kann auch gar nicht anders sein. Dem Sein selbst wird dabei arrogante Selbstherrlichkeit zugesprochen. Warum aber ist noch niemandem aufgefallen, daß jede Hl. Messe mit ... der Selbstbezichtigung beginnt, gesündigt zu haben? Daß der Schritt der ernsthaften Zerknirschung über die eigene Fehlerhaftigkeit der entscheidende erste Schritt für Erkenntnis überhaupt ist?

Der halbstündige Film von Spiegel-TV zu "Den Linken", der dieser Befindlichkeit nachgeht, ist immer wieder sehenswert. Mit so manchen witzigen Momenten.







*Versagt das Wirtschaftssystem diese Versorgung, diese Mutterbauchmentalität, bricht die linke Welthaltung (die ist es nämlich) unweigerlich zusammen. Nirgendwo hat der VdZ so - auch gedanklich - klare Ablehnung des linken Gedankengutes (bei gleichzeitiger, oft erstaunlicher Klarheit der immer realismusbasierten Vernunft) gefunden, wie im ehemaligen Ostblock. Sozialstaat, Staatsabhängigkeit des Berufsfeldes und linke Anschauung hängen deshalb direkt zusammen. Aber anders, als Linke glauben: Ersterer bringt nämlich zweitere hervor. Als Lebenshaltung eines pseudologischen Autonomismus der Wirklichkeit gegenüber, als Zweitwirklichkeit. Aus diesem Grund hängt Linkssein auch ganz direkt mit der Haltung der Mutter zusammen, daraus wird es in Wahrheit geboren.

**Übrigens ist das eine sehr taugliche Möglichkeit, mit Linken in ernsthaftere Gespräche zu kommen: sie wirklich beim Wort zu nehmen, und seriöse Wissenschaft anzupeilen. Es gibt keine "zwei" Wahrheiten. Selbst das Thema Klimawandel - der derzeit mächtigste, universalste Hebel der Linken - würde sich bei Durchwirkung mit seriöser Wissenschaft binnen kurzem erledigt haben. Gerade Linke leben nämlich wie kaum eine andere Gruppe von verschwommenem Begriffswesen, denn es geht ihnen ja zuerst um Moral, um den Zweck, um die Effektivität, um Pastoral - nicht um Wahrheit. Also muß man sie oft einfach nur beim Wort nehmen.

***Deshalb ist es wesensnotwendig für die Linke, die Kindergenerationen von den Eltern loszubrechen. Und hier wiederum vor allem vom Vater, dem ersten "Gutheißer", der zu allererst als Analogie zu Gott, der absoluten Macht, diese Rolle im Selbstwerden des Menschen spielt. Während die Mutter, die in der hautnahen Identifikation die Haltungen des Kindes formt weil dieses sie automatisch übernimmt, sogar zum Instrument für die Linke umgestaltet werden kann, wenn man sie aus der (natürlichen) Ordnung in der Ehe und Familie herausbricht - emanzipiert, wörtlich: dem Mann, dem Prinzip der Einheit der Familie, aus der Hand  nimmt.






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