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Sonntag, 22. November 2015

Man muß das wissen

Es gibt das alles nicht mehr, was den Islam schön, ja zu einem der Höhepunkte der Poesie der Weltgeschichte machte. Das heutige Klima im islamischen Raum ist geprägt von einem Verlust von Freiheit und Kultur, einem Bruch mit der eigenen Tradition, daß man seine extremistischen Ausprägungen als Krieg der Islamisten gegen den Islam bezeichnen muß. Es ist der vorläufitge Höhepunkt einer Entwicklung, die schon seit mehr als hundert Jahren, spätestens im 19. Jhd. beginnend, die islamische Kultur und Tradition mittlerweile fast restlos zu zerstören begann. Die heutige Kultur in diesen Ländern hat mit dem Islam nichts mehr zu tun. "Was uns heute dort um die Ohren fliegt, sind die Trümmer einer gewaltigen geistigen Implosion." Es gibt die islamische Kultur nicht mehr. Während die muslimischen Menschen selbst ... den Westen als Modell sehen, unter dem sich im Gegensatz zu ihren eigenen Herkunftsländern frei und schöpferisch leben läßt.

Der Islam hat sich längst selber den Weg dazu verbaut, durch den politisierten Islam, wie er seit dem 19. Jhd. zunehmend herrscht, die Weite und Tiefe der islamischen Religion zu erfassen. Dabei wird der entscheidende Zugang zum Islam sogar verboten - der nämlich poetologisch ist, ja so weit gehen kann, daß man den Koran überhaupt als poetischen Text verstehen könnte. Wer das heute noch tut - eingebettet in das Begreifen der Poesie überhaupt, als Eintrittstor für die wirkliche Wirklichkeit, als Inkarnation des Heiligen, aus dem die Welt überhaupt erst ist und wird; Anm. - wird seines Lehramtes enthoben, mit Sprechverboten belegt und verfolgt.

Wer über den Zustand des Islam Kenntnis erlangen möchte, seine gesellschaftliche Stellung in sogenannten islamischen Ländern selbst, seinen Zustand in dieser gegenwärtigen Weltsituation, sollte die Rede von Navid Kermani anläßlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2015.  Ja, man MUSZ diese Einschätzung der iranischstämmigen, sich selbst aber als Deutschen bezeichnenden Muslim gehört haben, will man sich ein Bild machen. Denn er erzählt viele Dinge, die in Europa vermutlich bis dato einfach unbekannt waren. Wir erleben heute, so Kermani, die endgültige Auslöschung ganzer Kulturen und Ethnien - und der Westen nimmt es nicht wahr, reagiert nicht darauf, und sucht ausgerechnet mit jenen Allianzen, die diese Zerstörung vollenden.

"Vielleicht hätten wir weniger auf den Islam der Großdenker, sondern auf den Islam unserer Großmütter hören sollen."

Man ist mit Attributen in den Medien heute sehr schnell, und meist sind sie auch bloße Propaganda geworden. Aber diesmal stimmt, was es zu dieser Rede Navid Kermanis heißt: Es ist wahrlich eine bewegende Ansprache.

"Darf ein Friedenspreisträger zum Krieg aufrufen? Ich rufe nicht zum Krieg auf. Aber ich weise darauf hin, daß es ihn gibt. Und daß wir darauf angemessen reagieren müsssen."








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