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Dienstag, 24. November 2015

Wenn Sinnosigkeit das Gold entwertet

Nein, es ist keine Schadenfreude, nur ein wenig Wehmut. Denn auch in seinem Bekanntenkreis hat der VdZ schon seit Jahren gegen den Unsinn angeschrieben und -geredet, in dem viele meinten und meinen, Gold würde Geld ablösen oder "Wert" sichern können. Weil ja Gold auch Geld wäre, und nur Gold. Es war umsonst, der Wahn, die Irrationalität, der falsche weil pseudologische Mythos war nicht zu besiegen.

Nun spricht man, nach jahrelangem Preisverfall, sogar schon ernsthaft von einem Durchmarsch des Goldes - nach unten, auf die 900 Dollar-Marke pro Feinunze zu. (Auch dazu finden sich an dieser Stelle Hinweise, die schon vor Jahren gegeben wurden.) Und niemand kann es sich erklären. Denn selbstverständlich sind die rundum nun aufschießenden Mythen von durch gewisse Interessengruppen (darunter Staaten) gezielt geschaffene Entwertung, die - wie auch anders? - nun den Verfall des realen Goldes nützt, um es ... selber zu kaufen. Sieht man davon ab, daß es immer Versuche gibt, Marktpreise, schon gar auf diesem abstrakten, globalen Level, zu beeinflussen, bleibt auch diese Erklärung aber, was sie ist: Unsinn.

Niemand sah es aber kommen? So ist es eben nicht. Aber nur Vernünftige sahen es kommen, und die waren immer Mangelware. Gold ist nämlich schlicht und ergreifend Ware. Gold ist ein Produkt. Gold ist vor allem aber ein Kultgegenstand, dessen Hochzeiten immer mit "hohen Zeiten" zu tun haben. Zwei Drittel und mehr des Goldhandelsvolumen der Welt sind dieser Verwendung gewidmet. Sinkt das kulturelle Streben nach Kult, nach Geist damit, wird mehr Gold gefördert als diese Verwendung (von Zweck will der VdZ da nicht sprechen), fällt das Gold. Da hilft auch nicht, daß 10 % der (durchschnittlichen) jährlichen Fördermenge in die Industrie wandern, wo es sich in winzigen Leiterzinken von Mikroprozessoren etc., vor allem also in der Elektronik und Mikroelektronik (wie bei Handys), oder gar als weil gut verträgliches Zahninlay, in purer technisch-profanierter Schnödheit und höchstem Verwendungsgeiz wiederfindet. Selbst die Aussage ist zweifelhaft, wenn man behauptet, daß langfristig das Gold seine Zahlungskraft bewahre. Denn das tut es nur, wenn man es ... nicht einsetzt, also nicht braucht. Somit ist es als Notreserve untauglich. Gold behält seinen Wert nur im Gesamtkonzert einer Wirtschaft und einer Kultur, ist also dann "wertvoll", wenn es nicht gebraucht wird, dann wertlos, wenn man es bräuchte. Dann sind Artikel der Damenhygiene oder Zigaretten die bessere Anlage.

Nur mit dieser Funktion des Goldes kann man spekulieren, und das ist die wesentlichste Eigenschaft im Rahmen einer Vermögensbildung oder -bewahrung: Kurzfristiges Spekulationsobjekt, als dritte Säule einer gesollten weil möglichst stabilen Vermögensstruktur, die sich aus Geld, Unternehmensanteilen und eben Gold zusammensetzen kann. Ohne daß es sich dabei um ein ewig gültiges Konzept handelte. Die nach 1945 am schnellsten angesammelten Reichtümer waren in jenen Bereichen zu finden, die sich auf Produkte stellten, die niemandem mehr etwas wert waren, was sich zwanzig Jahre später ziemlich geändert hatte. Dogmatisiert man sie ist, ist diese Strategie zumindeste nicht ganz unvernünftig. Weil diese drei Säulen aufgrund der Mechanismen in einer funktionierenden (!) Wirtschaft, die sich ist sie gesund immer in gewissem Auf und Ab bewegt, oft recht unterschiedlich reagieren, sodaß man mit gewissem Geschick hin- und herschichten kann oder soll, sodaß im Durchschnitt relative "Wertbeständigkeit" erreicht werden kann. 

Dazu kommt, beim Gold, daß nur selten bedacht wurde, daß die Möglichkeit, mit Gold "Wert" zu sichern, wesentlich von etwas abhängt, das man mit geographischem Merkmal bezeichnen könnte. Der sich zunutze machte, daß sich die Wirtschaftskraft weltweit gesehen regional oft recht unterschiedlich entwickelt. Zum Beispiel: Als 1945ff. Gold in Deutschland so gut wie nichts wert war, strömten amerikanische Aufkäufer in Scharen ins Land und kauften gegen einen Apfel und ein Ei, was ihnen unter die Finger kam. Bis die Behörden das erkannten und reagierten, und der private Handel mit Gold, ja dessen Besitz verboten, diese zweifelhafte Aktion, die sich clever den hohen Goldpreis in den USA zunutze machte, unterbunden wurde.

Dieses geographische Element sinkt zwangsläufig in seiner Bedeutung, werden die Wirtschaftsbewegungen, wird vor allem aber der Lebensvollzug der Menschen globaler. Dann bleibt schließich überhaupt nur noch die Höhe des Kults (als Vergegenständlichung von Schönheit in jeder Form), die Wert beimißt - oder nicht. So gesehen ist es wahrscheinlich, daß sich in Zukunft die Schwankungen des Goldwertes in einer globalisierten Welt glätten werden, mit einer Tendenz nach unten, steigt doch der Konsumismus als DIE globalisierte Lebensform. Um möglicherweise wieder belebter und kurzfristiger zu werden, sollten Wirtschaftsräume und Lebensweisen wieder auseinanderfallen. Sodaß Gold als Spekulationsobjekt wieder gewisse Funktion erfüllen kann.

Insgesamt gesehen gibt es sie nicht, und hat es sie nie gegeben: die absolute Sicherheit für Vermögen. Geld und Vermögen ist, als "Gut" für sich gesehen, immer in gewisser Gefährdung, und zwar vor allem dort, wo man es für sich stellt, als Ding für sich sieht. Es verfällt auf kurz oder lang, bleibt es nicht in ein Nutzengeflecht eingespannt, steht es nicht in einen real gelebten Sinnvollzug, wo es wirkt und sich bewegt. Vermögen hat nur Sinn, wenn es Sinn erfüllt, also aktiv ist, Energie zugeführt bekommt. Sonst verfällt es, auch hier dem Gesetz der Entropie folgend. Díeser Vollzug im Rahmen menschlichen Leben, das immer ein leben der Kultur ist, oder es ist nicht, dieser also ist es, der Wert zuspricht, der Werte entstehen läßt. Im moralischen Sinn nicht weniger - als beim gelbsonnigen Gold.

Bei dem in den letzten Jahren vor allem eine Gruppe gewonnen hat: Der es gelungen ist dem großen Rest der Menschheit einzureden, daß Gold in jedem Fall Werte zu sichern vermöge, um so jede Krise zu überstehen. Der es vor allem gelungen ist Mythen in Bewegung zu setzen, daß sich jener Tag nähere, an dem alles zusammenbrechen, und nichts mehr bestehen würde - und nur Gold würde es dann noch geben. Mythen, die heute umso leichter zu nähren sind, als immer weniger Menschen einen Bezug dazu haben, was das Leben ausmacht, und wie Dinge (und Wirtschaft als Austausch und Gemeinschaft) entstehen. Umso leichter, als immer mehr Menschen an einen dunkelen, irrationalen und selbstsüchtigen Gott glauben, der ihr Leben schicksalshaft von außen steuere, weil alles in der Hand halte, Wohl und Wehe davon ausgehe. Als abstrakte Macht. Wie der Staat.

Sodaß nur das Ewige bleibe, um sich zu sichern ... im profanierten Symbolismus des Goldes, das Transzendenz ersetzt, weil es nicht mehr ans Numinose verschenkt sondern zu banalen Zwecken entleert wird. Statt ohne Gedanken an Wert und Zweck zu verschwenden nur das Bedürfnis, die Sehnsucht nach Schönheit zu erfüllen. Nur dort läßt sich überhaupt Wert verorten: im Schönen um seiner selbst willen. Ob der des Goldes, Silbers, Kupfers, bei Perlen, Edelsteinen, Kaurimuscheln oder Weihrauch, um nur einige der historisch häufigsten Geldmedien zu nennen. Wie sie sich sogar in der Gestaltung von Geldscheinen findet, die diese Verbindung von Schönheit, menschlicher Größe, von Gestalt und Wert sogar heute noch kennt.




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