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Donnerstag, 17. Dezember 2015

Nur wer sein Leben hingibt (2)


Teil 2) Nur der Tod, nur das Kreuz vermag Lebenssicherheit zu schaffen




Weil sich - angeblich - Beziehungen nur aus subjektiven, nirgendwo wirklich festzumachenden Gefühlen ergäben, und insofern auch durchaus einmal entschwinden können. Die völlige Auflösung des Institutionellen geht direkt damit einher, an vorderster Linie: die Ablehnung der Ehe. Die genau das (und auf so grundlegende Weise! ja: menschenformende, den Menschen überhaupt erst zum Menschen entwickelnde Weise!) ja wäre: eine objektive Form eines Zueinander, das noch dazu in der Grundverfaßtheit des Menschen wurzelt, sein erstes ist - "Als Mann und Frau schuf er sie." In einer objektiven Struktur des Zueinander, auf die hin zu transzendieren erst zum Menschen macht, als Mann, als Frau, je anders und einander in Hierarchie hier, im Liebesgebot dort zugeordnet. Dort liegt es dann, das Leben, und dort liegt sie dann, die Erfüllung, und dort liegt sie dann, die Sicherheit, denn dort ist die Nahtstelle zum analogen, der Wesensverfaßtheit Gottes ähnlichen Mitsein mit dem Sein - dem dreifaltigen Gott, der das Sein ist.

Kreuzverweigerung ist aber nicht nur generelle Haltung geworden, sondern sie nimmt Bezug auf eine wahre Geisteserkrankung, die mittlerweile um sich gegriffen hat. Aus diesem Subjektivismus heraus wird das Selbst-Konzept zum Konzept der Selbsterhaltung. Wo immer der andere diese konzeptuelle Geschlossenheit, die mir diese Gefühle des Wohlseins und der Gesichertheit garantiert, gefährdet, wird er zur Bedrohung. Damit schließt sich das Ich gegen diese Wirklichkeit ab, ganz oder teilweise, und der andere wird nicht mehr Teil einer rezeptiven Wirklichkeit, sondern zu analysierendes Objekt, aus dem auszusondern ist, was mich eben "bedroht".

Maximale Vereinzelung ist das Ergebnis solcher Haltung, und Hörigkeiten ganz neuer Art erwachsen aus dieser völlig neuen Anthropologie, die hinter solchen Auffassungen steht. Deren Knackpunkt - eben die Kreuzverweigerung ist. Nicht mehr das Kreuz, nicht mehr der Tod, nicht mehr das Leben als einziges Sterben ist der Schlüssel zum gelingenden Leben, sondern die Erfüllung eines sorgsamst zu überwachenden Lebensschemas.* Das ich noch dazu "in mir" finde. Da spielt dann das Gerede von den "Talenten" seine Rolle, die angeblich in jedem lägen wie Haushaltsgeräte, die es bloß auszupacken und direkt (!) "zu fördern" gilt, und ein Konzept vom gelungenen Leben, dessen Ideal in einer ohne Fremdeinwirkung sicherlich perfekten Wohlfühlkonservierung besteht. Wer mich aus diesem Wohlgefühl herausreißt, ist ja Feind. 

So schließt sich jeder von jedem ab, und vor allem: schließt sich jeder mehr und mehr von der Wirklichkeit ab. Die nie perfekt ist, die Schuldigen kennen wir ja - die anderen, die Politik, die Konzerne, die Verschwörungsvereine aller Art, und vor allem: die Eltern, und mehr noch: vor allem die Männer und Väter. Die sich selbstverständlich auf Kosten ihrer Kinder und der gequälten Frauen ihr Ego aufbauen, und dabei Welt und Menschen wie Vampire aussaugen. Immer enger wird so die Welt, immer karger, und immer rascher wird sie zur Bedrohung. Denn so löst sich die Welt nämlich mehr und mehr auf, und alles Sein wird zur Gefahr.

Denn die allergrößte Gefahr ist der, der stark IST, dessen Persönlichkeit jene Prägungskraft hat, die ja Welt über das Eigentum erst zur Welt macht. wie so oft, zerstört also auch dieser Zeittrend genau das, was zu erreichen er vorgibt. Ihm fällt jene Stärke als erste zum Opfer, die er als Erlösung verheißt. Weshalb es vor allem um Schwächung der Stärke - der wirklichen Stärke, nicht der vorgegebenen, vorgespielten, machismenartigen - geht. Indem die Integrität der Gestalt als allererste in Frage gestellt wird, ja sogar als das eigentliche Verbrechen angesehen wird. (Nur wer es den Verlaberungszeremonien auszuliefern, sich zu relativieren bereit ist, hat noch eine Chance.)

Denn es ist das Sein, das die Gefahr darstellt. An dem teilzuhaben, im Mitsein nämlich teilzuhaben - als ungeschuldete Empfängnis - nur dem möglich ist, der sich selbst verliert, der sich genau von jenen Bedürfnissen verabschiedet, die ihn angeblich definieren, und sich an die Aufgabe, die Anforderung antwortend verliert.

Das ist das Kreuz, das zum Leben führt. Das ist die Erlösung und Befreiung durch das Christentum. Nur durch das Kreuz, das Ja zum Kreuz und das ja zum Sterben ist Leben überhaupt möglich, nur so kann es gelingen. Durch Selbstüberschreitung, nicht durch Selbstbewahrungsstrategien oder inszenierte Wohlfühlhysterien.  In denen Psychotherapien dann jene Löcher durch Vorstellungsgenerierung flicken, die immer wieder auftauchen, und die selbst festzuhalten es zu lernen gilt, angeblich.

Jeder, der schöpferisch tätig ist, wird dies bestätigen. Denn schöpferisches Tun ist nicht die Willkür "irgendetwas" zu machen, sondern es erwächst aus dem Begreifen, daß man nichts tun kann. Nur wer bereit ist, die Sicherheit aufzugeben, zu sterben, wird sie dabei erlangen. Nicht durch äußere Sicherheiten. Kein Zustand der Welt wird jemals "Sicherheit" bieten können. Wer das erwartet, wird - immer unsicherer. Denn nicht im WAS liegt die Sicherheit. Sie liegt in der eigenen Haltung des Verzichts, sich selbst zu sichern.

Denn es ist das in sich gegründet sein das nur in der Selbstweggabe erstehen kann. Also in der Hoffnung, im Glauben, die es zur Haltung machen, um in der Liebe gelockt und angetrieben je neu ins Dunkel hinauszusteigen, das da vor uns liegt. Und so nur kann es dann wachsen, das Vertrauen, das ein Vertrauen auf eine unsichtbare, nicht meßbare Hand ist, die sich aus der Wirklichkeit entgegenstrecken wird, in jedem Fall, mal in sichtbarem Ergebnis, immer aber in einem Zugewinn, und sei es der Sinnerfüllung. Auch, wenn dieses Vertrauen immer (!) gefährdet ist, "fluktuiert", auch durchaus faktisch einmal schwinden kann. Denn dieses Gegenüber - das Sein - ist personal. Es ist kein "rationales Weltgefüge", das die Politik und die Eltern aufzurichten hätten, und dann wäre alles paletti, alles gesichert. Nur das Sein aber vermag über dem Nichts zu halten. und das ist sie, die Todesangst, die Angst vor dem Selbstverlust als Tod - es ist das Nichts, das unter dem Menschen liegt. Weil alles was Welt ist aber sein Sein nicht aus sich haben kann, sondern vom Sein selbst empfangen muß, ist diese Haltung des Empfangens der einzige Weg - zur "Sicherheit".

Je unsicherer deshalb die äußeren Umstände, desto sicherer werden die Menschen - weil sie es aus sich heraus tun, weil sie gelernt haben, diese empfandenge Haltung (die nie völlige Gewißheit sein kann!) einzunehmen. Weil sie es aus sich heraus lernen, und sei es: in Armut lernen MÜSSEN. In dieser Hinsicht - besitzen, als besäße man nicht - ist Armut die Grundhaltung jedes Menschen. Und nicht in der Anzahl von Kühlschränken oder Kakaobohnen oder Ölquellen meßbar. DARIN liegt der Grund jeder Religion als Gestus, darin liegt die Wahrheit des Katholizismus als erste und einzige Realisierung.** Das ist überhaupt erst Religiosität, und das ist das Erste weil Grundlegendste.

Wenn also junge Menschen (und Frauen) sich angeblich so unsicher fühlen - und das dürfte tatsächlich stimmen, es deckt sich mit den Eindücken des VdZ: die in jeder Begegnung ums Überleben kämpfenden Verteidigungs-Selbste nehmen seuchenartig überhand! hier ist sie nämlich: die an dieser Stelle schon so oft warnend angeprangerte Verbeamtung aller Menschen! - so hat das nur einen Grund: Weil der Mensch heute pausenlos dazu überredet wird, den Verleumdungen zu glauben, die über die zum Feind erklärte Welt ausgestreut werden. Und ihr prinzipiell zu mißtrauen. Und sich gegen sie zu wappnen und selektiv abzuschließen. Und sie dennoch für den seltsamen Umstand schuld zu sprechen: Daß die eigene Sicherheit sich nicht und nicht einstellen will, ja im Gegenteil, immer weiter schwindet, je mehr an Welt wir beherrschen wollen, ohne sie in Hingabe zu besitzen.




*Das Unheil, das hier die Psychologie in unseren Breiten anrichtet, ist überhaupt nicht mehr quantifizierbar - es ist himmelschreiend. Sie spannt in ihrer Umkehr der Richtung - per-vertere! - die Menschen in metaphysikgleiche Käfige einer Ver-Ichung, die sie zum einen substantiell auflöst, zum anderen in Leichenstarre treibt. 

**Jede der sonstigen "Religionen" muß an irgendeinem Punkt - und sie tut es, das läßt sich nachweisen - ins Weltliche, ins Selbstgemachte, ins rein irdisch-Psychogene abbiegen, und diesen Punkt dann selbst "halten", dieses Loch selbst zuhalten. Weil es hier aber um eine Grundsatzentscheidung geht, bedeutet dieser "Teil" nicht eine graduelle Wahrheit der Religionen, bis hin dann zum Katholizismus, sondern der Katholizismus ist PRINZIPIELL anders als alle Religionen, weil prinzipiell wirklichkeitsoffen: Gott ist in der Kirche sakramental GESTALT, in der Kirche hat Welt Gestalt, weil in ihr Jesus Christus Gestalt hat, in dem die Welt beginnt und endet und besteht. Wer nicht weiß, durch welche Luke der Feind kommt, muß prinzipiell anders mit seinen Mauern umgehen: er muß sie prinzipiell überwachen, also prinzipiell bei sich bleiben und Welt in sich gründen. 





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