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Freitag, 29. Januar 2016

Erst dann werden sie wieder glaubwürdig (3)

Teil 3) Ein Rückschritt, der ein System wie in den USA bringen wird




Eigentlich verwundert ja, daß dieser Gedanke - Parallelgesellschaften - auf so großes Befremden stößt. Das hat freilich mit der historischen ehemaligen (weil religiösen) Geschlossenheiten der europäischen Kultur zu tun, an deren Zerfall wir uns nach wie vor nicht gewöhnen können. Vermutlich zu Recht und als gutes Zeichen. Aber wer auch hier in die USA blickt - und hier wurde gerade zuletzt immer wieder versucht zu zeigen, daß und warum sich Europa nach und nach der amerikanischen Lebensform angenähert hat und weiter annähert, und damit auch den dortigen Staats- und Gesetzeseigenschaften - sieht, daß es dort schon seit je solche Parallelgesellschaften in großer Anzahl gibt, ja man könnte die USA überhaupt als System zahlreicher Parallelgesellschaften verstehen. Ein sehr demonstratives Beispiel dazu sind die Amish-Gebiete, oder Sekten (wie bestimmte  Mormonengruppen) mit offen gelebter Polygamie (die nur formell den landesweiten Gesetzen angepaßt wird, etwa bei Kindesrechten). Man braucht also gar nicht tief zu graben.

Nicht zufällig versucht ja Obama genau das in den USA: die Einführung des interventionistischen Staates; er beweist auch hier seine Realitätsferne, noch mehr aber: Daß das, was die USA zusammenhält, eine universalistische - keine universale - Idee ist. Anders als viele, glaubt der VdZ also nicht, daß die Welt auf dem Wege zu einer Welteinheit ist, sondern sogar im Gegenteil. Und völlig logisch steht als Gegenbewegung zu einem realen Auseinanderfallen der Welt, einem unglaublich weitreichenden Verlust der Einheit, der bis hin zum Autonomismus geht, wo JEDER seine "Parallelgesellschaft" ist, die Idee einer positivistischen, totalitären, zentralistischen Idee einer Welteinheit auf. Die wie eine Karrikatur dessen ist, was die Menschheit in Wahrheit sucht und möchte: Einheit.

Denn die ist nicht auf Parallelgesellschaften aufzurichten. Die ist nur zu erreichen, wenn es ein einziger Bezhugspunkt ist, auf den hin sich alle Menschen transzendieren und ausstrecken, und den sie als das Allerallgemeinste brauchen und wollen: Die Einheit in der personalen (und deshalb zutiefst individualistischesten) Wahrheit. Das aber geht nur, wenn sich die Menschheit in der einen Religion eint, die die Wahrheit selbst auf Eden bedeutet: Und das ist die Kirche.

Derzeit befinden wir uns lediglich an einer Schwelle, die wir uns mit dem Kopf nicht zu überschreiten wagen, vor der wir zurückscheuen, immer und wieder. Wir wissen, daß es die Besiegelung eines Rückschritts ist. Das jetzt Geforderte macht uns zu offensichtlich, daß wir uns vom eigentlichen Menschheitsziel, vom Ziel das im Innersten jeden Menschen beseelt und befeuert, so weit entfernt haben. Die Politik der letzten Jahrzehnte, ja Jahrhunderte, hat das mit dem denkbar sicherstem Todesinstinkt vollbracht.

Die Menschheit muß in gewisser Hinsicht also ... neu anfangen. Was immer jetzt passiert ist sonst nur der Versuch eines pragmatischen modus vivendi, aber kein schöpferisches Gestalten unserer Zukunft. Erst dann aber kann auch Politik wieder glaubwürdig werden. Wenn sie bekennt: Wir haben es vergeigt. Wir haben einen Kontinent verspielt. Laßt uns versuchen, neu von weit unten wieder anzufangen. Solange sie das aber nicht erkennt, wird sie unausweichlich das Desaster vertiefen. Und mit jedem Tag auch jene Substanz weiter verspielen, die uns wenigstens in Rudimenten derzeit noch verblieben ist. Wenn eines Tages auch die Erinnerung daran erloschen ist, ist aber alles zu spät, und der Kontinent wird in eine Dunkelheit des Barbarismus fallen, die wir uns gar nicht ausmalen wollen. 

Aber der VdZ ist realistisch. Für eine Umkehr bräuchte es ... ein Wunder. Und Wunder brauchen Heilige.

Denn Vorbild kann die USA nicht sein. Sie hat das Problem selber nie gelöst, ja beruht auf einem Irrtum (was übrigens nicht so hätte kommen müssen; die Weiche wurde zeitlich aber rund um bzw. vor dem 2. Weltkrieg gestellt). Aber wir können an ihr ablesen, womit wir es zu tun haben und bekommen. Sie ist Modell der Pseudologisierung der Staatsidee, ein Produkt der Aufklärung also. Und die Aufklärung ist eine Methode der Simplifizierung der Wirklichkeit. Was wir heute in Europa erleben ist deren Kraft der Herauslösung der Menschen aus dem ganzheitlichen Wirklichen. Der Verortung als Prinzip des Menschseins.

Die Zuwanderung, die wir heute erleben, als eigentlicher Buckel, der hinter dem arabischen Frühling wartete, bringt damit amerikanische universalistische Verhältnisse nach Europa. Denn alles handelt nach seiner Art. Und diese Zweitwirklichkeit der social media konnte nur aus einem Land der Zweitwirklichkeit kommen. Und diese Wolke der Zweitwirklichkeit, diese Wolke der in sich verschränkten, in sich ortlosen Scheinrationaltät, die die Millionen Zuwanderer hertrug, die kamen und noch kommen werden, hat auch unsere Länder seit langem eingehüllt. Sie holt und formt sich nun das ihr zugepaßte Volk. Denn das eigentliche Volk ging allen verloren.





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