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Freitag, 8. Januar 2016

Was in Köln passiert ist (2)

Teil 2)Wie benimmt man sich in einem Swingerclub?
- Asyl als Eintrittskarte. Was das alles mit Flüchtlingen zu tun hat.
+ Der Augenzeugenbericht




Und das alles gesagt, obwohl man sehr wohl darüber diskutieren könnte und müßte, welcher Natur unsere eigene "Feierkultur" mittlerweile ist, und was sie offenbart. Ob in gewisser Hinsicht (oh, man spürt schon die Fallbeile, die gleich niedersausen werden) nicht Köln eine Antwort auf etwas, und keine Erfindung enthemmter Kulturfremdlinge ist. Die uns nun aber zu Tode erschreckt. Auch diese Frage aber wird heute gefließentlich übergangen. Aber was soll man sich denken, wenn die populärste österreichische Zeitung - die Kronen Zeitung - von einer in diesen Tagen angesagten Swinger-Orgie mit hunderten Beteiligten (natürlich längst ausgebucht) in Obertauern berichtet, als ginge es um einen Kinderfasching. 

Oder derselben Zeitung, die von einem Drittel der Österreicher täglich gelesen wird, ein "Flash-Mob - Nackt in der U-Bahn" in Wien angesagter Ausdruck heutigen Life-Styles ist? Ist da wirklich "Freiheit" ein Kriterium? Ist Enthemmung, Schamlosigkeit, die hierzulande sogar als pädagogisches Ziel definiert wird, überhaupt Freiheit? Was ist daran falsch verstanden, wenn schon pubertierenden Mädchen, ach, was sagt der VdZ: Kindern!, Enthemmung und Schamlosigkeit als Wesensziel selbstbestimmter menschlicher Entfaltung anerzogen wird, diese selbe Willigkeit also bei Frauen jederzeit anzunehmen? Woher soll etwas wie Achtung vor der Frau denn bitteschön kommen? Aus dem druckfrischen Wertekatalog, den man Zuwanderern in die Hand drückt, und die angesichts heutiger Lebenstendenzen wie Benimmregeln für spezielle Saunaclubs wirken?

Was ist es dann, was Zuwanderer als "örtliche Kultur" eines zur Freiheit aufgeklärten (irgendwie ja christlichen) Abendlandes sehen sollen - wenn nicht eine Kollektivorgie, auf die wir (den Eindruck muß man beim Einblick in unsere Medien, aber auch in vielen persönlichen Begegnungen schon gewinnen) zusteuern? Oder sollen Menschen aus Kulturen, in denen noch andere Maßstäbe herrschen (und wir reden hier nicht von Sharia oder ähnlichem), vor unserer "Kultur" aus solchen Dingen Achtung gewinnen, die doch in Wirklichkeit bereits in Niederungen einer hemmungslosen Entmenschtheit steigen, vor denen Berichte aus dem Alten Rom zur Langeweile absinken, weil sie hier längst Alltag sind? Da könnte man glatt auf dumme Gedanken hinsichtlich der Anforderungen der "Integration" kommen ... und so wirklich weit davon entfernt sind wir gar nicht.

Unsere hochgepriesene aufgeklärte Moral ist, und das ist gewiß, vielfach doch nur noch eine Verhaltensregel, die mit Verboten noch halbwegs zu regulieren versucht, was wir permanent auslösen. Sie ist der letzte Versuch, Kräfte zu zähmen, mit denen wir täglich spielen. Ist Teil unseres Gesamtsystems, zu dem wir uns auch die entsprechenden Staatsgebilde geschaffen haben: Der Versicherung gegen das Leben, der Versicherung gegen alles, was augenblickliches Wohlbefinden stören könnte.

Denn ist nicht das, was hier zur "aufgeklärten offenen Gesellschaft" hochgeredet wird nichts anderes als eine Anleitung, NICHT MEHR ZU SEHEN WAS IST? Schizoid, zutiefst schizoid schon deshalb, weil wir ja - siehe Köln - bei Bedarf und nach Willkür sehr wohl auf das zurückgreifen, was IST. Und uns dabei - auf Worte berufen. (Was auf die Öffentlichkeit, die Eliten, die Medien, die Politik, die Kirchen ein ganz eigenes Licht wirft. Was tun sie anderes? Sind sie nicht ein Spiegel?) Während wir so tun, als wäre unser wirkliches Handeln nun doch nicht das, was es wäre. Außer, wenn sich alles in Wohlbefinden aufgelöst hätte. Dann hätte es schon zu gelten. Dann wären die Worte wieder nicht so wichtig. Dann ist der Asylantrag doch wieder keine Eintrittskarte in die geschlosssene Gesellschaft eines Swingerclubs.

Ist nicht das, was bei uns als Freiheit bezeichnet wird die zur Haltung gewordene innere Spaltung von Leib und Seele? Gilt uns nicht der als Ausbund der Freiheit, der geistig verloren genug ist, Welt gar nicht mehr wahrzunehmen, weil ja nichts sinnlich Wahrgenommenes das ist, was es ist, sondern das, was "wir daraus gerade einmal machen"? Sind nicht DAS die wahren Früchte der hochgelobten Aufklärung, die uns in ihrem Rationalismus, in dem wir uns und die Welt allgemein nur noch als das sehen was uns gerade mal ins Bewußtsein steigt, angeblich zu so hohen Höhen geführt hat?

Damit läßt sich Köln und Hamburg und wer weiß welcher Ort noch nicht rechtfertigen, keine Frage. Aber ist das nicht zumindest AUCH eine Lehre, die daraus zu ziehen ist, weil es uns etwas ÜBER UNS vor Augen führt? Erschrecken wir nicht deshalb, weil uns nun etwas vor Augen steht: Daß wir das, wohin wir uns hinbewegen, eigentlich doch nicht wollen? Denn keineswegs glaubt der VdZ, daß wir schon so verdorben sind, wie wir uns gerieren. Wir sind nur nicht mehr gewohnt, zu sehen, und zu fragen, wo uns was hinführt. Wir sind im wahrsten Sinn denk-entwöhnt. Denn Wahrnehmen ist eine Angelegenheit des Geistes, nicht einfach der simplen Sinne, die stumm bleiben, wenn wir sie nicht bewerten. 

Wir sehen deshalb nur, was wir sehen wollen. Wir sehen erst, wenn wir frei sind. Und die beginnt dort, wo unser Geist der der Offenheit zur Wahrheit ist, dem die Bereitschaft zugrundeliegt, sich nach der Wahrheit auch formen zu lassen, Form anzunehmen, und vor allem: zu tragen. Enthemmtheit führt deshalb zu Unfreiheit. Oder, um es mit Sigmund Freud zu sagen: Zum Schwachsinn. Und was sollen die Flüchtlinge (der Begriff ist immer unter Anführungszeichen zu sehen) anderes glauben als daß wir uns im Zustand beginnenden Schwachsinns befinden?

Spricht nicht die Verachtung, die sie uns - und wie in Köln sich zeigte: den Frauen - so erschreckend entgegenbringen, genau das aus? Kann denn jemand (oder können wir uns nicht vorstellen, daß das jemand könnte), der unser Öffentlichkeit anschaut, die Medien, die Politik, die Kirche, die Eliten, die Gewohnheiten und die Art zu leben, den Zustand der Männer, der Frauen ... kann so jemand wirklich Achtung vor uns haben? Muß der nicht davon ausgehen, daß wir tatsächlich so schwachsinnig sind, wie wir uns aufführen? Daß das einzige, was uns überlegen - oder auch nur anders - macht, ein paar technische Raffinessen und mehr Geld sind (na woher kommt denn das? fragen Sie die Nachbarn, die Medien, die Politik! sie wissen es ja auch nicht! haben sie es nicht also alle geraubt? der VdZ hat dazu schon vor langer Zeit hier geschrieben: wir verhalten uns doch allesamt schon wie Diebe! der Sozialstaat ist doch eine Gesellschaft der Enteigner, mit dem Image von Robin Hood!), die aber jeder andere jederzeit auch bedienen und vor allem nutzen kann?

Aber noch etwas, Handgreifliches, Aktuelles wird in der Kölner Sylvesterorgie deutlich: In welch hohem Ausmaß sich Arabischer Frühlung und die derzeitige Zuwanderungswelle (die ja im letzten Herbst nur die nächste Etappe auf einer seit Jahren ansteigenden Kurve war) auf der Zweitwirklichkeit, der Scheinrealitiät der social media, als Produkt der entwirklichten Internetgesellschaft, aufgeschaukelt haben. Am Tahrir-Platz in Kairo wird sogar von ähnlichen Vorfällen berichtet. Knapp, um nicht noch weiter auszuschweifen, faßt es der Journalist Abdelkarim so zusammen: Was in Köln passiert ist passiert, wenn man Europa nur aus Pornofilmen kennt. Die Zuwanderungswelle nach Europa ist in hohem Maß ein Produkt der Entwirklichung durch die social media. Die "Gründe" - Zustände in den Herkunftsländern - sind damit sehr oft bloß vorgeschobene Rationalisierungen. Und natürlich ... bequeme Schlüssel in ein ebenfalls bereits entwirklichtes verbeamtetes Europa.

Man hat Akif Pirincci (und übrigens zuweilen auch den VdZ) wegen seiner oft drastisch erscheinenden Ausdrucksweise zur persona non grata erklärt. Aber es stellt sich die Frage, ob er nicht bloß nur eines ist und war: realistisch, wie es nämlich dem Künstler angemessen ist. Der zum erkannten Wesen des Gesehenen die diesem gemäße Darstellungsform wählt.

Sodaß sich die kultivierte Ausdrucksweise, mit der man ihm naserümpfend auch von intellektuell etwas "besserer Seite" begegnete (obwohl man ihm inhaltlich ja weitgehend zustimme), als kindische pseudokultivierte Stilpose entlarvt, für die man sich eigentlich schämen sollte. Zum wahren fin de siecle. Denn hier plaudern selbsternannte Wächter der Kultur, die nur noch besteht, weil sie sich gegenseitig vorgespielt wird, beim dezenten Nachmittagstee und ziehen, während sie pikiert die Tassen mit gespreiztem kleinem Finger heben, die handbestickten Vorhänge zu, um in Ruhe ihre affektierten Twitterdiskurse abzuführen, während draußen vor der Tür die Welten in Trümmern liegen.









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