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Samstag, 27. Februar 2016

Gespenstisch

Eine nächste verblüffende Rede Adolf Hitlers aus dem Jahre 1940, bei der man phasenweise nicht unterscheiden kann, ob sie nicht heute geschrieben wurde. Denn sie deckt sich mit sehr vielem, was landauf landab mehr oder weniger vorhandenem analytischem Geschick entspringt. Wenn man sich also mit Hitler auseinandersetzen will, so muß man zuerst einmal eine Position dazu finden, daß verbal zumindest so manches nicht ganz falschen Sichtweisen entsprungen ist. 

Gelingt hier keine Unterscheidung zum "bösen Diktator", gelingt nicht durch offene Auseinandersetzung endlich eine wirklichkeitsoffene Herangehensweise in der Kritik des Nationalsozialismus vor dem Hintergrund sehr fundierter (meist dann: konservativen Strömungen entsprungener) Kritik, wird der Hitlerismus über kurz oder lang fröhliche Auferstehung feiern, soviel ist sicher. Großgezüchtet von einem blinden Dogmatismus einer sogenannten "Antifa", die - ei warum nur? - den vorgeblichen Todfeind selbst großzieht.

Weil man ihm anhaftet, was zwar in derselben Zeitbewegung war und ist, aber nicht dem eigentlichen Hitlerismus (der nämlich eine Erscheinung der Moderne ist, zu der auch gehört, übrigens, eklektisch zu sammeln, was ihm nützt; auch ein Nazismus mußte Bratwürstel gleich zubereiten, wie es heute geschieht) zuzurechnen ist. Sondern eine geopolitische Situation betrifft, die Hitler genau so vorfand, wie sie jeder andere Politiker vorgefunden hätte. In der das politische Agieren der Naziregierung von sachlichen Erwägungen geprägt war, die immer so zu sehen gewesen wären. Es hilft niemandem weiterhin so zu tun, als wären sogar die Brausetüten jener Zeit des Teufels gewesen. 

Genau das aber wurde nach 1945 systematisch durch Umerziehung eines ganzen Volkes auszutreiben versucht. Unter dem Postulat, daß der Hitlerismus untrennbar einer seelischen Allgemeinlage zuzuschreiben wäre. Sodaß also das Deutschsein selbst der Schuldige wurde. Aber es ist und war wie bei jeder Lüge und Propaganda: Sie könnte sich nie durchsetzen, wenn sie sich nicht wahrer Details bediente. Eine wirkliche, realitätsnahe Auseinandersetzung mit dem Hitlerismus 1933-45 ist aber unterbunden worden, indem ein Dogma implementiert wurde, unter dem sich ein nunmehr "neutralisiertes", seiner selbst entmächtetes, bestenfalls als Wirtschaftsfaktor geduldetes Land neu erfinden sollte weil mußte.

Die strategische Lage Deutschlands in Europa, die politischen Bestrebungen seiner Länder, die Strategie der USA war keine Einbildung Hitlers. Sie war schon im frühen 19. Jhd. Gegenstand der strategischen Planung deutscher Politik, Wirtschafts- und Verteidigungsüberlegungen und ist nach und nach aufstehenden Realitäten entsprungen, die alleine ein Blick auf die Landkarte erkennen läßt. Folgerichtigerweise hat dieses solcherart kastrierte, als politischer Wirkfaktor vermeint ausgeschaltete Land Europa in den letzten Jahrzehnten so sehr bestimmt und unter seine Politik und Wirtschaftsmacht gezwungen, wie es sich Hitler nur erträumen konnte. Macht, Wirkkraft eines landes hat eben mit mehr zu tun als mit nominellen politischen Programmen. Es ist die Strahlkraft seines Selbstseins. Denn jedes Ding ist nur durch seine Beziehungen und in seinen Beziehungen. Die zu ignorieren geht gar nicht. Es kann sie nur bewußt aufgreifen - oder es wird von ihnen unbewußt gezogen. Oder man kann dieses Ding, dem man offenbar den wohlwollenden Respekt verweigert, den jedes Ding bräuchte und verdient ... vernichten.

Der Fehler begann eben ... 1806. Wo die Kräfte für ein voluntaristisches, künstliches Deutsches Reich aufgeweckt wurden. Das heute in einer Aporie steht, eine reale Machtposition zu haben, die gar nicht genug "erstickt" und verheimlicht werden kann, um das europäische, ja geostrategische Gefüge nicht ins Wanken zu bringen. Wenn es das nicht offen, durch mutige, männliche Aktivpolitik kann, tut so ein Organismus es eben auf weibliche Art: Durch Hintertreibung des Selbstseins, durch Verweigerung der väterlichen Idee.* Denn wer nicht positiv gestalten kann, beweist seine Kraft und Potenz durch ... Zerstörung. Auf daß im Fehlenden, im Machtloch, die eigentliche Macht erfaßt werden kann. Wenn Du mich nicht liebst und anerkennst, sagt dieser, anerkenne mich durch das Leiden meines Wegseins.






*Und hier kommt tatsächlich das vielerorts bereits zitierte, wenn auch meist falsch interpretierte Wort von der "Pastorentochter Merkel" zum Tragen. Denn das Merkmal von Kindern aus solchen Pastorenehen ist nicht, wie manchmal gemeint wird, Treue zum väterlichen Wort, sondern im Gegenteil: dem protestantischen Pastor wird sein Beruf im familiären Kräftespiel zum Verhängnis. Er wird ontologisch (nicht im voluntaristischen Bild! da scheint es sogar genau und nicht ohne Grund wie das Gegenteil: als übergroße Strenge und harter Moralismus - warum wohl?) schwach, die Mutter als Beziehungs- und Identifikationskomponente aber stark, bei Jungen und Mädchen je natürlich anders. 

Die Pastorentochter versucht nunmehr (um es kurz und natürlich ungenügend anzureißen), dem Vater nicht "zu gehorchen", sondern ihn (und nicht die Mutter als Frau) zu imitieren, während die Söhne sich mit dem Vater, also ihrem Selbstsein als Mann, nicht identifizieren können, sondern ihm gehorchen, ein Identifikationspunkt (Mutter) fehlt ihnen aber (sofern sie nicht homosexuell werden). Nach außen gerichtetes Selbstsein ist nunmehr männlich, während die Frau ihr Selbstsein als Form vom Mann empfängt und nur darin stark im Selbstsein sein kann. Deshalb hab diese Elternkonstellation auf Jungen und Mädchen je andere Wirkungen. Weitere Folgerungen seien aber dem Kombinationsvermögen des geschätzten Lesers überlassen. 

(Man beachte zum Weiterdenken vielleicht die erstaunlich zahlreichen Arbeiten zum Thema "Sturm und Drang als Erscheinung protestantischer Pastorenkinder". Die Arbeiten von Mattenklott etwa, oder generell die zur Reflexivität und Melancholie des Sturm und Drang als Pastorensöhnemerkmal, etc.)




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