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Sonntag, 7. Februar 2016

Staaten haben zueinander Interessensverhältnisse

Was Staaten in ihrem Verhältnis prägt ist nur eines: Sie haben jeweils Interessen. Und Staatenvertreter haben andern Staatenvertretern nur Interesse zu vertreten - die des Volkes, des Staates, den sie vertreten.

Ja, die EU hat Rußland mit ihren Sanktionen geschadet, gewiß. Bravo. Aber sie hat sich selbst weit mehr geschadet. Wenn also der österreichische Vizekanzler nun (vorsichtig) verkündet, daß  er nach Rußland fahre, um österreichische Interessen (die sehr stark Unternehmerinteressen sind) dort zu vertreten, so muß man ihm fast dankbar sein, daß endlich Realismus wieder eine Chance hat. Denn es liegt ganz gewiß nicht in der Aufgabenschatulle Österreichs, Rußland und sein Volk zu disziplinieren. Hier darf man wirklich den Satz einmal anwenden: Wer sind wir, um das tun zu wollen?

Die EU hat sich in den Sanktionen gegenüber Rußland selbst aber schwerstens geschädigt. Gesamteuropäisch reden wir hier von hunderttausenden Arbeitsplätzen. Europa hat sich genau dort getroffen, wo es am schwersten kämpfen sollte: Um die Produktion. 

Das alles deshalb, weil die EU den natürlichen europäischen Raum mit "göttlich moralisch inspirierter Gewalt" auseinandergerissen hat. Und dabei vergessen hat, daß ein Staat ein für sich bestehendes Gebilde ist, und aus und Punkt. Mit einem Eigenleben, mit Eigendynamik, mit eigener Kulturaspektierung sogar, und er hat das Recht darauf, und jeder andere Staat die Pflicht, das zu respektieren. Die EU braucht Rußland, so wie Rußland die EU braucht. In Dingen wie dem TTIP macht Europa die Tore zu dem weit auf, und entschlägt sich jeder Gegenwehr, was die USA sowieso weit besser können. 

Das macht das je unterschiedliche Warenangebot nicht minderwertiger - hier Rohstoffe, dort Dienstleistung, je in Abstufung - sondern historisch und ontologisch stimmiger, wenn es uns im Verhältnis gegenüber Rußland neu bewußt wird. Und zeigt erst recht an, daß es sich hier um einen zusammengehörigen Kulturraum handelt. 

Bricht eines Tages Rußland zusammen (und wer weiß, wie es dann Resteuropa geht), können sich die Politiker natürlich freuen. Die Sanktionen haben gefruchtet. Aber was haben wir alle damit gewonnen? Außer daß es uns gelungen ist, uns selbst nachhaltig (hier trifft diese Wort einmal zu) zu schädigen?




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