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Sonntag, 14. Februar 2016

Wozu man dann doch nicht viel sagt (2)

 Teil 2) Der Sieg der Gabriele Kuby war eine 
Niederlage des Katholizismus und deshalb 
ein Triumph der Linken und des Genderismus




Eine nominell weit kleinere, aber noch unsäglichere Groteske spielte sich diese Woche rund um Gabriele Kuby ab, also im sogenannten "katholisierenden Milieu". Die in etlichen Publikationen sehr prononciert katholisch-fundamental (nicht: fundamentalistisch! das soll hier nicht unterstellt werden) auftretende Deutsche gewann einen (ersten) Prozeß gegen den deutschen Spiegel. Dieser hatte nämlich die Autorin falsch zitiert. Als er über ein in Berlin gegebenes Theaterstück berichtete, das in seiner Fragwürdigkeit tatsächlich keine Wünsche mehr offen läßt. Und die wirklichen radikalen und hetzerischen Dimensionen aufzeigt, in die sich die Linken mittlerweile begeben haben. 

Das wäre alles noch soweit normal und Kuby wäre da nichts anzukreiden, im Gegenteil. Das Possenspiel beginnt erst seine Farben zu entwickeln, wenn man das, was manche katholisch als Schild vor sich hertragenden Medien in den Meldungen über den Sieg eines ihrer Flaggschiffe als Entgegnungstext des Gerichtsurteils öffentlich machen. Wo Kuby also sagt, sie habe nicht DAS gesagt, sondern DAS. 

Dieses letzte DAS - darum geht es. Denn wenn Kuby DAS wirklich meint, dann ist sie ja gar nicht katholisch!? Dann gehört ihr Aufbegehren gegen Sexualisierung und Genderwahn in dieselbe Kategorie, wie das weitester Kreise der Kirche: in die sogenannte Rundablage, den Papierkorb. Die nämlich mit der Linken (als die Hand im Sprichwort) das nehmen, was sie mit der Rechten gleich oder gar doppelt wieder herschenken. Der Leser möge die Details selbst nachlesen, der VdZ hat sie in diesem Blog längst und umfänglich argumentiert.

Nur das soll noch weiter ausgeführt werden, wo die sich so gerne "tolerant" gebenden Katholisierungskatholizisten davon sprechen, daß es ihnen doch niemals darum gehe, die Lebensweise anderer zu inkriminieren - das sei, wenn bestenfalls subjektive Meinung, aber keine Forderung an die Gesellschaft. Solle doch jeder leben, wie er wolle? Herrschaften, diese Argumentation ist ebenso häufig wie katastrophal falsch und unkatholisch. Denn wenn das stimmen würde, wenn die Lebensweise des einen die Menge der anderen, die mit oder um ihn leben, die jedenfalls mit ihm in einer Einheit leben - Volk, Stadt, Bezirk, Kirche, Menschheit - dann wäre die Erlösung Jesu Christi leeres Geschwätz. 

NUR weil das Leben des einen das Leben ALLER ANDEREN tangiert, nur deshalb kann man überhaupt von Erlösung durch Christus sprechen! Selbstverständlich muß einen deshalb die Lebensführung des Nachbarn etwas angehen, selbstverständlich hat sie Auswirkungen auf einen selbst und vor allem auf die, die in eines Verantwortung stehen. Da muß man gar nicht auf funktionalistische Ebenen wie "Vorbild" oder "Verführung" gehen. Das ergibt sich schon aus dem Wesen der Universalien! Das alles liefert zwar noch keine Handlungsanweisung, wie oder daß gegen jemanden im Einzelfall "vorzugehen" sei. Und darf schon gar nicht auf der (protestantischen) Ebene des dogmatischen Moralismus gesehen werden. Aber niemals kann es heißen, daß ein Christ damit zufrieden sein kann, daß diese Lebensweisen öffentlich und offiziell "toleriert" werden, "solange sie einen nicht direkt berühren" vielleicht noch. Sie berühren einen nämlich, so wie alle Menschen einer Gemeinschafts-Ebene, die diesen zugehören, berühren. Stellvertretend, das heißt: einer für alle. 

Das fällt in das ähnliche Gequatsche-Fächelchen (auch das führt Kuby sogar an) wie das so häufige Gelabere, Homosexualität sei so lange keine Sünde, als sie "nicht praktiziert" werde. Sie mag dann keine Tatsünde sein, die erschwerend dazu käme. Aber sie ist als Grundhaltung prinzipiell eine Heilsverfehlung, und zwar die Anzeige einer Heilsverfehlung durch Persönlichkeitsdefekt. So, wie ein Bursche ohne Hände (gewisse Tendenzen der Selbstschwäche und Selbstverfehlung sind natürlich tatsächlich vererbbar, aber nicht "Homosexualität" selbst; eine Kultur zeugt sich selbst eben fort! nach oben - oder nach unten, Himmel oder Hölle; nie aber ist sie vom Individuum zu trennen) niemals Klavier spielen wird. Das heißt nicht, daß man damit einfach "leben" muß, man immer diese Schwäche eben nun mal hat. Die Tendenz dazu vielleicht. Aber dann muß der ohne Hände (des Beispiels) eben auf Umwegen versuchen, doch die Tasten bewegen zu lernen. Weil es ums Klavierspielen geht. Nicht darum, dann eben aufs Klavierspielen zu verzichten. Den Homosexuellen in diesem Irrglauben (zu dem er sowieso neigt) noch zu bestärken, ist eine wahre pastorale Katastrophe, die vor allem eines anzeigt, was auch in jedem Wort Kubys deutlich wird: ANGST. Menschenangst. Angst nicht geliebt zu werden. Angst vor dem einzigen, das man als "Treibsatz der Heiligkeit" bezeichnen könnte: Dem Gegenwind des Nicht-seins, der's um den Arsch ziehen läßt wie Hechtsuppe.

Hier zeigt sich aber etwas, das das Interesse an dieser Marginalie doch höher schraubt. Darin zeigt sich nämlich das Wesen des menschlichen Handelns. Und zwar - am Beispiel des Handelns der Linken. (Alles detaillierte, konkrete Handeln ist ja eine Emanation eines "Dahinter", einer Archetype, einer idea, einer Beziehungsdynamik des Seienden.) Denn nur wenn man Kuby mit Katholizismus verwechselt, kommt man zum Tatbestand einer Verleumdung. Die Linken aber haben ihren eigentlichen Kampf geführt, und das war alles. Und er ist ein Kampf von Typologien, von archaischen Grundbildern, ein wirklicher geistiger Kampf also. Die Linke kämpft nicht gegen Personen! Sie kämpft gegen den Katholizismus. Denn was Gabriele Kuby unterstellt wurde gesagt zu haben, trifft das Wesen des Katholizismus weit (!) besser, als es Kuby in ihrer Gegendarstellung dargestellt hat! Die Linke kennt ihren Feind! Und sie verwendet die in dessen Schattenbereich auftretenden Figuren nur zur Illustration. Es geht nicht gegen Kuby oder Kelle oder wen auch immer. Es geht gegen den Katholizismus. Es geht gegen die Substanz.

Der VdZ hat schon Diskussionen zwischen Anti-Genderisten und Links-Genderisten erlebt (an diesem Ort hat er einmal, soweit erinnerlich, das aber sicher, eine Diskussion zwischen Birgit Kelle und einem linken Genderisten kommentiert, in der Kelle - ohne es zu merken! nur der Linke hat es gemerkt, und dann nahezu geschwiegen ... Kelle hat SEIN HANDWERK geleistet! - regelrecht dem Genderismus den argumentativen Boden aufbereitete, den dieser in dieser speziellen Zugangsweise noch gar nicht hatte.

Die eigentliche Substanz also haben alle diese Figuren (darunter auffallend viele "intellektuell hervorragende" Frauen; erst aus jüngster Erfahrung führt der VdZ auch die Philosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz als Beispiel an) in Wirklichkeit ... längst verraten, wenn sie ihn überhaupt jemals kannten. Was in den letzten Monaten speziell und sehr schmerzhaft auffällt, ist eben der Umstand, daß es eine wirklich intellektuelle "katholische" Szene einfach nicht mehr gibt. Rund um die vor allem im letzten Jahr buchstäblich drängend aufgeplatzten Probleme hat sich der Katholizismus zur flüchtigen Duftmarke verdünnt, und kaum etwas hat sich so blamiert und in die Irrelevanz abgeschoben wie das, was man noch vor vierzig Jahren stolz als repräsentative Elite eines intellektuell höchststehenden Katholizismus bezeichnen konnte. Man versteht heute nicht einmal mehr seine Überschriften.*

Einzelne seltene, singuläre Erscheinungen machen das bei weitem nicht wett. Es gibt diese Szene nicht mehr. Nicht einmal mehr an den Hochschulen. Nur noch ameisenartig herumwabernde kasperlhafte Simulanten einer solchen Szene, die den Eindruck nur noch verstärken: Die Kirche hat nichts mehr zu sagen. Nicht, weil sie nicht hätte! Sondern weil sie es nicht kann. Sie bietet bestenfalls noch Fluchten, und scheint das, was sie ihre Spiritualität nennt, auch nur noch als Fluchtmethode zu kennen. Sie bietet aber dem, der Wirklichkeit, der Realität sucht, keine Orientierung mehr im Wellengekröse der Gegenwart, steht nicht mehr wie ein Leuchtturm (R. Schneider) im Strom der Zeit. Aus deren Dunkel nur noch den schärfsten Augen sichtbare kleine und oft sehr verdeckte Kerzlein aufleuchten.

Der wahre Triumph in dieser Angelegenheit gehört also einmal mehr der Linken, ihr gehört fast jede Diskurshoheit. Und die hat sie auch mit der Publizierung der Entgegenstellung nun einmal mehr bestätigt. Und diese Siege fährt die Linke seit Jahren am laufenden Band ein. Sie weiß, daß es um den Katholizismus geht, nicht um einzelne Figuren, die man umso lieber angreift, als die Popularität, die man ihnen dazu vor die Türe legt, nicht schaden kann, weil sie ohnehin die eigentliche Gefahr nicht repräsentieren, sondern davon ablenken, also die übrigen täuschen. Es gibt zwei Grundsätze, die man immer wieder bestätigt sieht: Wer wirklich einflußreich ist, ist ... nicht bekannt, bleibt im Hintergrund.

Wer wirklich gefährlich wird, der wird (buchstäblich) totgeschwiegen. Wen man wirklich zutiefst fürchtet, den hält man unter der Decke. Es wird gefährlich, wenn man erlebt, daß man populär wird. Auf der Ebene, auf der man Gefahr sieht, ist sie oft gar nicht vorhanden, und das ist selbst wieder eine Strategie der Gefahrenvermeidung, also für den heutigen Menschen mehr als typisch.

Was alles sich unter anderem daran zeigt, daß allen Diskussionen und Gegnern zum Trotz der D-Zug zur Genderisierung ungebremst dahinsaust. Disput gibt es nur um einzelne Dekorationsschrauben. Am Heizofen? Der sogenannte Anti-Genderismus. Die wirklichen Gegner sind kaum benannt.

Gegen-, Anti- zu sein, ist eben nicht nur immer gefährlich, sondern Anti- zu sein ohne wirkliche geistige und tiefgegründete Substanz ist bestenfalls im Sammelsurium der alltäglichen Zwischenmenschlichkeiten gestattet. In einer größeren, öffentlicheren Diskussion geht es fast immer tödlich aus.



*Der VdZ hat vor kurzem den 2015 entstandenen, erstaunlich guten Film über den mexikanischen Aufstand der Cristiada von 1926-29 gesehen - "'Greater Glory" (dt. "Gottes General"), verkörpert von einem wunderbaren Andy Garcia, der eine Bekehrungsgeschichte glaubhaft erzählt, und nur noch von dem großartigen Buben überboten wird, der das Martyrium des zehnjährigen Jose verkörpert (auch er mittlerweile seliggesprochen). Und er hat resigniert festgestellt: Wofür hier zehntausende Katholiken ihr Leben gaben (darunter dutzende mittlerweile selig- und heiliggesprochener Laien und Priester), sich foltern und peinigen und töten ließen, würde im Europa der Gegenwart nicht einmal mehr jemanden zum Aufstehen aus seinem Lehnsessel bewegen. Öffentliches kirchliches Leben? Pah! Sogar die Kirche macht nur noch Vorschläge, von selbst zu verschwinden, und twittert lieber einen Raum des Nichts herbei. Was diesen Mexikanern noch so strahlend aufleuchtete, daß sie sich gegen den Staat auflehnten - der Wert der Freiheit, wie sie in der Integrität der Familie, der Unantastbarkeit des lokalen Lebensraumes (vs. Zentralismus), dem Wert der Religion überhaupt erst entsteht - verscheuchen wir Westler täglich wie eine Fliege beim Frühstückstisch.