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Samstag, 12. März 2016

Zeichen der Rückkehr der Vernunft

Man darf auch einmal etwas Positives erwähnen. Die Positionen, die Österreich in den Gestalten der Innenministerin Mikl-Leitner und Außenminister Kurz - samt dem aus dem Hut gezauberten Verteidigungsminister Dokozil, auch er soll in diese Riege eingefügt werden - nun endlich vertritt (Kurz: "Vor einem halben Jahr war es nicht möglich, diese Dinge zu sagen." Der Leser denke sich, was er wolle) ist als Zeichen der Rückkehr der Vernunft in die Politik angesehen werden. Und immerhin wirft sich ein positiver Schatten auch auf jene, die diese Personen nach oben gehievt haben. Man kann nur hoffen, und man hofft es mit Zittern und Bangen, daß diese Vernunft Maxime bleibt. Was im Wesentlichen nur heißt: Rückkehr zur Rechtsstaatlichkeit. Denn die Schengen-Außengrenze "dicht" zu machen war von allem Anfang an Inhalt der entsprechenden zwischenstaatlichen Verpflichtungen und die eigentliche Basis des freien Reiseverkehrs. Wem das heute zu unmoralisch erscheint der möge sich fragen, wo er war, als diese Verträge unterzeichnet wurden.

Denn wenn man von Spaltung in unseren Ländern sprechen kann, dann war es genau das: Die Spaltung in jene, die die Vernunft vertraten und forderten, und jene, die in die völlige Irrationalität absurden Gutmenschentums (als Signum der Selbsterhöhung) abgeschwommen sind und reihum alle exkommunizierten und immer noch exkommunizieren, die ihrem Größenwahn und Narzißmus - der Lieblosigkeit! (umso mehr reklamieren sie sich ja zu den letzten Bastionen der Liebe ...) - nicht folgen wollten. Und daran sogar noch heute mit Zähnen und Klauen festhalten.

Denen allen geht es also nur um sich. Das ist praktisch ohne Ausnahme auch von der Kirche zu sagen, die sich hier bis auf die Knochen blamiert, ja in blanken Zynismus abgetrudelt ist (eine Erscheinung, die sich in der Kirche seit 40 Jahren ohnehin zur offiziellen Dauerhaltung entwickelt hat, wo man Heiligkeit fordert und gleichzeitig die Mittel dazu vorenthält) - denn die Folgen ihrer absurd-irrationalen Moralforderungen trägt sie als Institution ganz bestimmt nicht, die haben ruhig jene Menschen zu tragen, die sie sogar noch beschimpft und als unchristlich verleumdet. Im jüngsten Vertrauensindex kommt der Klerus dementsprechend nicht einmal mehr unter ferner liefen vor. Selbst Postboten rangieren davor.

Ein Klerus, der so absurd die Wirklichkeit ausklammert, daß er nicht einmal bereit ist, zwischen wirklicher Unterdrückung und die jedem Menschen zuzumutender, ja ihn erst zum Menschen hebenden Eigenverantwortung unterscheiden will. Denn man muß sich doch fragen, wo diese Eigenverantwortung vieler ist, die da nun Notlagen medienwirksam reklamieren, und damit meinen, daß gefälligst nun andere ihre Eigenpflichten übernehmen sollen. Moral ergibt sich jedenfalls nicht aus punktuellen Erbarmungsphotos. Und auch nicht aus Nachrichten über schwierige Lebensführung in anderen Ländern und Kontinenten. So reagieren aber Narzisse die ihre Lächerlichkeit gar nicht mehr bemerken, weil ihnen jeder Humor fehlt. Mit Liebe hat das nichts zu tun. Sentimentalität ist nicht Liebe, nicht Ethik, nicht christlich inspirierte Moral, sondern die Liebessimulation von narzißtisch Gestörten, die noch nie in ihrem Leben Verantwortung* übernommen haben. Umso bemerkenswerter die Selbstrettungsversuche - und umso fanatischeres Festhalten an Unvernunft - so vieler, die keine Sachlichkeit mehr kennen wollen, um ihre Gesichter nicht zu verlieren. In realistischeren Zeiten nannte man das noch Eigensucht.

Ohne Vernunft (als Offenheit für die Wirklichkeit, eine Grundhaltung) gibt es aber keine Christlichkeit, Herrschaften.** Die Position Europas, seine sprichwörtlichen Werte, waren die auf der Durchdringung der Vernunft in der Haltung des Mutes zur Wirklichkeit beruhende Substanz. Dann erst kann sich ein Ich aus dem Du ergeben - dann erst kann man von Transzendenz sprechen. Dann erst ist der Ich-Verklammertheit und damit Ausgeklammertheit von Gott zu entfliehen.




*Verantwortung heißt man jenes Verhalten, indem einem Menschen klar ist, daß das Gelingen eines Prozesses, das Wohlergehen eines Organismus, von seiner rechten Funktion abhängt, weshalb man alle Aufgaben mit großem Ernst wahrnimmt, die mit dieser Position (idea in Gottes Plan und Vorsehung = Beziehungsposition, Verortung) wenn es auch nicht in allem machbar ist (das wäre dann Fanatismus).

**Die jüngst wieder einmal öffentliche Stellungnahme des Wiener Kardinals Schönborn zur "Asylfrage" zeigt erschreckend, wie sehr sich der Klerus weitgehend von der Wirklichkeit verabschiedet hat. Wenn das Kirche sein soll, dann haben die Gläubigen gar nicht so unrecht, sich von ihr abzuwenden. Schönborn hat sich längst zur lächerlichen Irrelevanz verstiegen. Denn solch hartnäckige Wirklichkeitsverweigerung hat sogar schon die Grenzen zum Debilen überschritten. Noch dazu: Was er fordert - das Heilige Recht auf Asyl - bestreitet überhaupt niemand! Vielmehr geht und ging es immer nur darum, die wirklich Verfolgten von jenen zu scheiden, die - und das ist der Löwenanteil an den sogenannten "Flüchtlingsströmen" - einfach ein "besseres Leben" (meist noch dazu unter grotesken, absurden Vorstellungen, was Wohlstand denn sei, wie er erworben werden könne) einfordern. Abgesehen davon, daß ein Kind über Grenzzäune zu werfen oder eine Familie in schwanke Boote zu setzen, auf daß sie ruhig ertrinken mögen, wenn Europa nicht "hilft", kein Appell an Europas christliche Verantwortung ist, sondern die Verantwortungslosigkeit vieler "Flüchtlinge" für ihr eigenes Leben und die ihnen Anvertrauten beweist. "Selber schuld, der Vater, daß mir die Hände abfrieren, hätte er mir einen besseren Mantel gekauft!?" 




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