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Samstag, 23. April 2016

Folgen des Zentralstaates

Wer die Graphik über die Ausgabenverteilugn des Staates Österreich ansieht (der nach wie vor mehr ausgibt als über die äußerst hohe Steuerbelastung einnimmt) erkennt, daß ein überwiegender, ja ein bei weitem überwiegender Teil der Staatsausgaben direkt oder indirekt mit Gesellschaftspolitik zu tun hat. Und zwar - mit linker Gesellschaftspolitik, die direkt in die gesellschaftlichen und persönlichen Strukturen eingreift. Sodaß sich der Löwenanteil der Staatsausgaben direkt oder indirekt aus dem Auflösen traditioneller zwischenmenschlicher, sozialer Strukturen ergibt. Das ist nicht das Ergebnis schicksalhaft eintretender kultureller Veränderungen, wie es oft dargestellt wird, sodaß der Staat hätte eingreifen MÜSSEN, sondern das Resultat gezielter und gewollter gesellschaftlicher Veränderungen. In deren Zentrum die Auflösung der Familien- und Generationsstrukturen steht, zum einen, die Auflösung verwurzelter sozialer Strukturen zum anderen. 

Weil diese Strukturen nach politisch-ideologischen Eingriffen nicht mehr funktionieren, muß der Staat, der sich mit Verantwortungen belastet hat, die er gar nicht tragen kann, sie ersetzen. Das kostet so viel Geld, daß die Bürger mit Steuerbelastung niedergedrückt werden müssen, und außerdem in ein System eingekerkert sind, dessen Versagen sich der Staat gar nicht mehr leisten kann, das also zu einem Zwangssystem und zu einer Politik der Getriebenheiten führt. Was den Zentralstaat auch historisch belegbar IMMER mit der Zeit zu einer totalitären Anstalt werden ließ, weil er gar nicht anders konnte. 

Im besonderen geht es hier um die in den Ausgaben auch größten Bereiche - Altersvorsorge und Krankenfürsorge, Bildung und direkte Eingriffe in Wirtschaft und Leben, welch letztere eigentlich bereits Folgewirkungen aus der Beschädigung der ersten Bereiche sind.

Im Anfang dieser Entwicklung stand dabei nie eine gewissermaßen "sachliche Notwendigkeit", sondern ein klarer politischer Wille zur Macht und zum direkten und abhängigmachenden Einfluß auf die Bürger. Am Anfang stand eine quasi-religiöse Überzeugung. 

In diesem System ist auch der Bürger über kurz oder lang nicht mehr ohne Staat überlebensfähig - so soll es ihm suggeriert werden. Die Gesellschaft der Bürger wird zu einem Ameisenstaat umgewandelt, zu einem Organismus der sein Nervengerüst, seine Lebenszentrale "auf der Haut trägt", das Einzelsein seiner Teile und Organe geschwächt hat (wobei: in Wahrheit nur noch davon lebt). Seine Struktur wird technizistisch, er wird zu einer Maschine, zum Leviathan, und er endet zwangsläufig in der totalen wie totalitären Enteignung des Privaten, weil er immer berechenbarer sein muß bzw. nur unter diesen Voraussetzungen überhaupt noch bestehen kann. Ein Ziel, das natürlich nie erreichbar ist, das umso mehr aber zu erreichen getrachtet wird.

Das hat das Umbrechen ehedem geldlos funktionierender, auf reiner Zwischenmenschlichkeit basierender sozialer Gefügeaufgaben auf abstrakte, beziehungslose bzw. Beziehungen aus den Defiziterscheinungen rational nachbildender Funktionen, die diesmal aber Geld kosten. (Und Geld bedeutet immer: Anspruch auf menschliche Leistung). Was ehedem funktionierende soziale Gefüge selbstverständlich geleistet haben, wird nun vom Staat "erledigt".

In Wahrheit stimmt das natürlich nicht. Denn zwischenmenschliche Situation ist nie ersetzbar, nicht einmal annähernd, es ist bestenfalls simulierbar, auf technischer Ebene in reduzierten Funktionen nachbildbar, wobei ihm das Wesentliche, die Mitte alles Beziehungsgeschehens, bereits fehlt. Ein Apparat kann niemals eine Beziehung haben oder aufbauen, auch dann nicht, wenn er eine Maschin ist, die aus Menschen besteht, von denen aber die ablaufrelevanten Aspekte gefordert und geduldet werden. Es kommt in jedem Fall zu einer Entmenschlichung. Menschliche Beziehungen werden zur "Bückware", die nur Eingeweihten zugängig ist, wenigstens in einer Parallelwelt, in Parallelgesellschaften - denn eine Gesellschaft spaltet sich dann. In ein "offizielles Theater" - der Staatsmechanismus wird zur "Beute" von Interessen - und eine "geheime, intime Privatbühne", ohne die aber das offizielle Theater sofort zusammenbrechen würde.

Auch hier geht menschliches Tun einfach vom ontologischen Tatbestand ab. Was aber dem Sein zuwiderläuft kann auf Dauer nicht bestehen, und lebt in Wahrheit auch dieses begrenzte Leben nur als Parasit der noch vorhandenen Deckung mit der Ontologie. Insofern ist so ein System also lange lange "reformierbar", veränderbar, ohne Revolution, ohne radikalen Umsturz.

Der Bürger müßte sich halt umgewöhnen. Das wird ohnehin kommen, und es ist auch immer so gekommen. Entweder durch Umbau, durch Staatsreform, oder durch Umsturz. Denn dieser organisch höchst defiziöse Staat wird zwangsläufig aufgebläht - er ist in den Kosten dem Rückfluß immer voraus, schon alleine aus Zinsbelastungen, die Wachstumsmotiv genug sind - und schafft sich die von Bürgerseite auftauchenden Forderungen nach Aufblähung durch die Umbildung der Charakterdisposition dieser selbst. Sodaß er zu einer scheinbaren Erfüllung von Bürgerwillen wird, welchen Willen er zuvor aber selbst geschaffen hat.

Noch ein Punkt soll angesprochen werden, er ist in Wahrheit wesentlicher als alles oben Gesagte: Diese Ausgabenstatistik zeigt, wie sehr wir uns mit unserem Reden von Wirtschaftskraft und Bruttonationalprodukt bereits in die Tasche lügen, ja überhaupt nur noch lügen. Nicht, daß einem Arzt, einem Integrationshelfer oder einem Sozialarbeiter für Schwererziehbare oder einem Lehrer oder einem Beamten im Finanzministerium prinzipiell Wert abgesprochen werden soll. (Was bei ideologiebetrottelten Phantasieberufen wie "Genderbeauftragten" etc. etc. längst anders ist, sie sind nicht nur unnötig und unproduktiv, sondern sogar direkt schädlich.)

Aber es muß gestattet sein festzustellen, daß deren Einkommen - das derzeit der Bruttowertschöpfung zugerechnet wird - KEINE nominelle (und nur darum geht es in solchen Statistiken) Wertschöpfung darstellt, in einem Bruttonationalprodukt deshalb gar nichts zu suchen haben, sondern im Gegenteil: die produktive Wertschöpfung BELASTEN. NUR aus dieser aber kann ein Finanzgefüge eines Staates überhaupt existieren, die meisten dieser Berufe sind deshalb purer Luxus, den sich die produktiven Kräfte "leisten". Was mit einer Gegenprobe leicht feststellbar ist: Was wäre, wenn NUR solche Berufe in einem Land bestünden? Diese Statistik zeigt deshalb auch, wie schwer belastet dieser produktive Anteil an der Volkswirtschaft in Wahrheit bereits ist, und was ihm aufgeladen wird.


Graphik: Agenda Austria





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