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Dienstag, 10. Mai 2016

Als die Zerstörung der Lebenswelt Fahrt aufnahm

Zu einem der hiesigen Früherkenner der Zerstörung des Lebensraumes unsere Kultur gehört zweifellos Dieter Wieland. Er hat schon in den 1970er Jahren mit spürbarem Schmerz heftig Widerstand zu leisten versucht, als die durch sozialistische Gleichmacherei eingeleitete Zerstörung natürlicher Gleichgewichte zwischen Lebensmöglichkeit und -fähigkeit provoziert wurde. Damals begannen die Massen durch abstrakte Verblödungsmechanismen verwirrt Welt zu verunstalten, und leiteten damit bereits viele Probleme ein, die wir im Grunde heute buchstäblich, sinnbildlich, aber vor allem und immer auch pekuniär bezahlen müssen. Die Entortung brach sich Bahn, und damit eine Verhäßlichung der Welt, die uns unersetzbar elementarste Lebensdynamik geraubt hat, weil sie die unabdingbare Wachstumslinie jeder Entwicklung aus dem Verorteten heraus durchschnitt.

Man könnte aus vielen Überlegungen heraus zu dem Schluß kommen, daß jede Veränderung bei der Architektur beginnen muß. Jeder Niedergang bei ihr ansetzt. Der Architekt hat sich einerseits als kulturelle Entwicklung aus dem Baumeister heraus destilliert.* Aber genau so wurde er zum Proponenten, Träger wie Symptom geistiger Fehlentwicklungen, die von der Stadt ausgehend die fatale Dychotomie der Moderne ausdrückt - und ganz maßgeblich ins Volk trug.

Das Überschemmen des Dorfes durch die Stadt hatte fatale Konsequenzen. Denn hier brachen Rationalitäten ein, die dem wahren Boden des dörflichen Lebens als Stufe eines immer abgestuften Kulturraumes überhaupt nicht entsprochen haben, aber diesem die Legitimation absprachen. Der Bauer, der nun im Lagerhaus sein Aluminiumfenster und seine Normhaustür wohlfeil vorfand, dachte und entschied in Kategorien, die seinem Lebensgrund gar nicht entsprachen, ihm aber vor allem durch Medien und die Stadt selbst als Inbegriff von Kultur vorkamen. Die heutige Landflucht hat vielfach dort ihre Gründe. Das Dorf hat sich selbst zerstört, seine Bewohner flüchten nunmehr mit Recht vor einer zerstörten, gerade vor dem Hintergrund einer nach wie vor noch halbwegs intakten Landschaft umso schmerzlicher spürbaren Umwelt.







*So wie sich als kulturelle Entwicklung zur Höhe hin alles spezifiziert, hat sich Kunst aus der techne, der Handwerklichkeit entwickelt. Nicht, weil Kunst nur Handwerk sei, wie oft fälschlich ausgedrückt, sondern weil sich das künstlerische Tun in der Transzendierung des Tuns erst ins Göttliche der "Nutzlosigkeit" schiebt.




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