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Mittwoch, 22. Juni 2016

Gerade diese Ehen aber sind ungültig (4)

Teil 4) Wie Ehe mit einem Schlag wieder "dauerhaft und unauflöslich" 
gedacht werden würde



Warum deshalb noch niemand auf die Idee gekommen ist, die Idee der "Dauerhaftigkeit" durch den simplen Umstand einer naturrechtlich völlig fiktiven zivilrechtlich möglichen "Scheidung" (denn auch die Naturehe ist auf Unlösbarkeit ausgerichtet) infrage gestellt zu sehen, bleibt selbst den Tiefen des Ozeans verborgen. Nicht nämlich das fehlende "Bewußtsein" um die Dauerhaftigkeit ist das Übel, sondern das Bewußtsein um eine (ontologisch-anthropologisch, natürlich also schon gar nicht mögliche) "Scheidung". Dafür ist das Bewußtsein, so still es sein mag, klar und deutlich, daß die Ehe ohnehin zu scheiden sein wird - und das alleine ist bereits ein (natürlicher) Umstand, der bedenklich jede Ehe ungültig macht. 

Der heutige Mensch ist mit einer Norm konfrontiert - und gerade Ehe lebt förmlich von der Norm, kaum wo spielt sie eine so große Rolle - die völlig und sogar direkt gegen das Wesen der Ehe geht. Ob in Liebesvorstellungen oder Ansichten über den Menschen selbst. Jede ontologisch-anthropologische Wahrheit muß ihm als völlig neue, sopranaturalistische Welt erscheinen, die er in seiner ganzen Umgebung, in allen Autoritätsveranstaltungen (Schulen, Medien etc.) nicht mehr so erfährt.

Dasselbe gilt für die per Gesetz etablierte "Gleichberechtigung" und Auflösung der natürlichen Eheordnung, die faktisch sogar die Frau zur tonangebenden Kraft in einer Ehe macht, also eine Ehe auf den Kopf stellt - alles hängt nämlich an ihr. Motto: Will sie nicht mehr, ist er machtlos und ruiniert. Aber das auszutrocknen müßte man sich mit der Zivilordnung anlegen, die noch dazu eine "einvernehmliche" Trennung kennt, und dazu fehlt der Kirche längst jeder Wille und jeder Mut, dazu ist sie hierzulande schon viel zu korrumpiert, viel zu sehr Establishment. Aber mit einem Schlag sähe alles anders aus. Denn jeder Ehewerber wüßte nun definitiv, daß es da kein "Zurück" mehr gibt. So, wie es seit Menschengedenken auch war. (Der Vorschlag, den die AfD einmal vorbrachte, zumindest die "einvernehmliche Scheidung" zu sistieren, trifft also ganz bemerkenswert das Problem.)

Deshalb ist auch diese aktuelle Äußerung des Papstes Franziskus bestenfalls geeignet für eine nächste Stufe der Verwirrung. Noch dazu, wo er erst vor wenigen Monaten in Amoris Laetitia genau das als Ideal darstellte, was die Ehe eben in ihrer Natur zerstört, das (nach anfänglich guten, ja sehr tiefen Passagen über die Ehe) über viele Seiten ein Loblied auf die Gleichberechtigung der Frau anstimmt. Kein ernstzunehmendes Wort über die natürlichen Bedingungen der Ehe heute verliert, außer an der Grenze des Lachhaftigkeit spazierende Ehetips. Man nennt das "contradictio in adjectio" - wie unzählige male in seiner erst dreijährigen Amtszeit sagt er hier etwas, dem er dort gleich widerspricht, handelt er hier so, wie er dort sagt daß nicht zu handeln sei, und nichts trifft die besprochene Sache im Mark. 

Die Nominalaussage - "Die meisten heutigen Ehen sind sakramental ungültig" - wäre in gewiser Hinsicht richtig. Aber man kann das so pauschal nur dann sagen kann, wenn man von den oben angerissenen NATÜRLICHEN Bedingungen für eine gültige Ehe ausgeht. Nachdem diese so allgemein und verbreitet defekt sind (und das Emanzipationsgerede, dessen sich aber auch der Papst befleißigt, ist eines der härtesten Indizien), kann man fast sicher davon ausgehen, daß es stimmt: Daß tatsächlich viele, oder die meisten Ehen, oder gar fast alle Ehen, die heute geschlossen werden, ungültig sind. Weil eine Ehe "auf Gleichberechtigung" an sich bereits ein Widerspruch ist.

Eine bessere Ehevorbereitung, ein Crash-Kurs im Katholischen Glauben, ist da oft sogar kontraproduktiv. Weil die Wesenseigenschaften der Ehe GENAU DADURCH NICHT MEHR UNBEWUSZT UND SELBSTVERSTÄNDLICH sind - sondern in "Ehevorbereitungen" "bewußt gemacht" werden sollen ... was für ein Unsinn. Die meisten Menschen glauben der Kirche mehr, als sie ihren Einzelaussagen trauen würden, die sie meist gar nicht kennen.

Und viele, die vorgeben, sie zu kennen, die erklären "zu glauben", müssen sich sehr peinliche Fragen gefallen lassen. Etwa, wenn der VdZ Bilder von sogenannten "Christliche Familientreffen" sieht, in denen Männlein und Weiblein im saloppen Unisex mit T-Shirts und Jeans "Liebe" demonstrieren und händchenhaltend um den Altar stehen, währen die mit Grinsemasken angehimmelten Kinder herumturnen und ein seine Liebe beweisender (ist ja auffällig, wie sehr heute alle beweisen wollen, wie sehr sie lieben), deshalb dauergrinsender Zelebrationskardinal schnell noch Hände schüttelt, ehe er zum nächsten Schwulentreffen rast, um dort die Liebe zu bestaunen die es dort ja seltsamerweise in der gleichen Form gibt, kommen ihm die gestern verzehrten Spaghetti hoch. Das ist GENAU NICHT Ehe und Familie. Das ist eine Psychoveranstaltung hinter Anstaltsmauern.

Der Mensch muß (und kann) nicht "lernen", als wisse er es sonst nicht, daß die Ehe unauflöslich sei, und was man sonst noch den Leuten als "katholische Ehelehre" in die Hirne trichtern möchte. Selbst der primivste Hollywood-Film lebt von diesem Wissen. Es ist umgekehrt. Er muß auch nicht lernen, daß die Ehe "schön" sei und erfülle. Er muß auch nicht lernen, "wie man liebt", wenn er weiß was zu tun ist (siehe Anatevka), das vollzieht die Ehe selbst, wenn ihre sachlichen Rahmenbedingungen stimmen. Und dazu gehört eben auch der Staat, die Stellung der Ehe in der Gesellschaft. Nicht als netter Zuckerguß, sondern wesensnotwendig.

Der Mensch weiß es, alles in ihm weist von Kindheit an darauf hin, er muß nur tun was er sowieso will (nur nicht im Bewußtsein hat, sondern im Erwachsenwerden allmählich auch als bewußten Willen, als "Objekt des Urteils" vor Augen zu bekommen). Weltweit zeigen es Jahr für Jahr - trotz UNO-gefluteter, politikvergifteter Aufklärung - die Erhebungen bei Jugendlichen, die immer und ausnahmslos einen Wert an bei weitem erster Stelle haben: Sie wollen eine gelungene Ehe und Familie! Natur, die man niemandem erklären muß.

Es wird ihm aber sogar gerade durch solche zu bemühte Bewußtmachungsakte, die sein rationales Vermögen um Dimensionen übersteigen, also von ihm gar nicht logisch und rational durchgedacht werden können, zur Disposition gestellt. Und dazu braucht er auch keine "Argumente des Glaubens". Es gäbe kein Ehesakrament mit allen Impliktionen, wenn nicht die menschliche Natur auf die Ehe ausgerichtet wäre. Dazu braucht es keinen theologischen Ausbildungsgrad, sondern ein handfestes reales Gefüge, in dem die Ehe ihren Platz hat.

Aber nicht "irgendeine" Ehe, wo sich zwei Menschen Wege des gemeinsamen Narzißmus suchen und "Liebe empfinden" wollen, sondern als in der Natur bereits vorgegebene Weise, einander gegenüberzustehen, und zwar: hierarchisch, als auf ein Familiengefüge ausgerichtet, das wie jeder Organismus nur in einer bestimmten Ordnung ent- und bestehen kann. Schon wenn ein Paar kommt, das eine Ehe schließen möchte, und mit einem künftigen Doppelnamen auffährt, sollten schon alle Alarmglocken läuten. Hier kann sich das Wesen der Ehe schon ab ovo nicht entfalten - Identität, Menschwerdung, die beim Namen beginnt, aber nicht "gleichberechtigt nebeneinander" sein kann.

"Die meisten Ehen" (dict. Papst) sind nicht deshalb ungültig, weil die Menschen zuwenig in die Theologie und Dimension der Sakramente eingeweiht sind. Das mag für manche eine praktische Rolle spielen, weil sich deren Ehe weiter und weiter und tiefer und tiefer entfaltet und ausbaut. Und sie das Glück haben, eine gewisse gesunde Umgebung (was meistens einer gewissen "Zurückgebliebenheit hinter der Gegenwart" gleichkommt; Gegenwart zu gründen gelingt nur aus dem Innehalten, Zurückbleiben) zu haben.

Sondern weil heute ihr natürliches Fundament - das wesensgemäße Zueinander von Mann und Frau in ihrer hierarchischen Ordnung, die erst die Ordnung der Verantwortung (als "Eigentum")** begründet - sogar ganz gezielt durch staatliche Gesetze und gesellschaftspolitisch bewußt initiierte Verwirrung in Klump und Asche geschossen wurde und nach wie vor wird. Auch von der Kirche, und auch und gerade sogar von diesem Papst. Seine Aussage ist deshalb vor allem eines, wie so oft schon, und wie so vielen Bischöfen gleich: unerträglich zynisch.

Man hüte sich vor Menschen, die ständig von Liebe reden und ständig neue Beweise liefern wollen, die diese Liebe bezeugen. Die Sonne liefert nicht Licht, weil sie Licht liefern will, sondern einfach - weil sie die Sonne IST. Sie liebt, weil sie selbst, wenn sie mal keine Lust hätte, Licht zu liefern, sie selbst bleibt. Und uns sich selbst nicht nehmen will.

Die Probleme um die Ehe aber sind in allererster Linie rein natürlichen - und außerordentlich formalen, gestalthaften Ursprüngs. Und sie liegen in allererster Linie nicht im betroffenen Paar, sondern in dem, was von der Ehe nicht zu trennen ist: Ihre Stellung in einer Gesellschaftsordnung, in den Gesetzen, in den Lebensbedingungen. Dort liegt auch die erste Wurzel zur sakramentalen Gültigkeit, die eine natürliche Ehe voraussetzt. Eine zur katechetischen Nachschulung umgestaltete "Ehevorbereitung" wird da rein gar nichts helfen. Die Eheordnung muß ZUERST einmal im Natürlichen hergestellt werden. Und mit offenen Armen sollten die immer weniger werdenden Unvewrbildten, ja wirklich "Rückständigen", Unwissenden empfangen werden. Am besten ohne Internet und Fernsehen, am besten sehr jung, sodaß das Wissen um die Ehe, der Wille dazu noch natürlich weil einfach da ist und auf natürliche Weise Gestalt erhält und Haltung wird, ehe die großen Irrsinnseinbrüche von außen anbranden. Das sind auch die einzigen Zielgruppen, wo Ehe wohl auch noch zu schöner Form gelangen kann. 

Solange das nicht passiert ist tatsächlich die größte Mehrheit der Ehen auch Getaufter ungültig. Auch und gerade sakramental. Denn weder ist ein Sakrament ein magischer Hokuspokus, noch Gnade eine Veranstaltung psychogener Enthusiasmierung oder moralistischen Sendungsbewußtseins á la protestantischer Freikirchen, die Natur unbedeutend macht.





*Hier offenbar sich die eigentliche Intention hinter dem Verlangen  nach "Eheschließung unter Homosexuellen". Denn die heutigen Formen bewirken rechtlich nichts, was nicht immer schon privatrechtlich zu regeln gewesen wäre. Aber es geht hier um mehr - es geht um eine Weltdefinition! Um einen anti-religiösen Effekt!

**Nein, nein und nochmals nein: Von der Pervertierung, der (dabei so protestantischen - Islam und Protestantismus haben enorm viel gemeinsam) Verdinglichung dieses Begriffs im "strengen Islam", die unsere Gehirne durch die vielen  Muslime hierzulande bereits zu verdunkeln beginnt, wollen wir uns an dieser Stelle bewußt nicht abgrenzen, sie ist selbstverständlich. In welcher Begriffspervertierung, die unser Denken selbstverständlich bereits mit zu bedrängen beginnt (als Abgrenzungsnotwendigkeit) wir übrigens eine der dramatischesten Auswirkungen dieser Invasion erfahren - hier HAT sich unsere Kultur bereits selbst das Grab geschaufelt. Das ist nicht mehr rückgängig zu machen: die Unschuld der Begriffe, ihre historische Gewachsenheit und Bedeutung, ist unwiderbringlich zerstört. Ein katastrophaler Rückschritt, dessen wir uns kaum bewußt sind, der sich einfach schon vollzogen hat. Der am deutlichsten zeigt, was für ein Verbrechen Worte wie "Der Islam gehört zu Deutschland" waren.




*190616*