Dieses Blog durchsuchen

Freitag, 3. Juni 2016

Ja. Religion ist Ideologie. Katholizismus ist aber keine Religion. (1)

Auch wenn Alexander Grau vorsorglich und vermeintlich die Tür zugeschlagen hat, indem er im Cicero schreibt, daß "ja jede Religion behauptet, keine Ideologie zu sein", muß man darauf replizieren. Denn da hat sogar die AfD "rechter" als Grau, wenn sie dem Islam zuschreibt, eine Ideologie zu sein, wenn Grau über etwas spricht, das sich mit liberalen Ansätzen (und der Cicero IST ein Organ des Liberalismus) freilich gar nicht mehr greifen läßt. Denn der kennt Distinktion eben nur als Ideologie, weiß aber nicht, daß es Denken ohne Distinktion gar nicht gibt. Nur - Distinktheit ist noch keine Ideologie! Vielmehr ist sie das Wesen der Welt, auch wenn sie zur Ideologie gemacht werden kann und im Alltag und unter Beigeruch des immer so leicht Menschelnden auch oft genug wird.

Wenn Grau schreibt, daß jede Religion eine Ideologie ist, und zugleich Moralismus als Indiz dafür ansieht, Ideologie so versteht, daß sie von Ideen ausgeht, die nicht nachprüfbar seien, so hätte er freilich auf eine Weise sehr recht. Denn tatsächlich ist jede Religion - ab irgendeinem Punkt, und zwar im entscheidenden Punkt, eine Ideologie. sie ist ab irgendeinem Punkt nicht mehr rechtfertigbar, nur noch zu akzeptieren, entzieht sich aber darin jeder realen Welterfahrung. 

Deshalb ist es schlicht eine Katastrophe, wenn selbst aus der katholischen Kirche zu hören ist, daß  der Katholizismus eine "neben allen Religionen gleichberechtigte Religion" sei, wie es der Fremde auf Petri Stuhl sogar unlängst erzählte. Und meinte, damit ein besonderes Zeichen der Nächstenliebe zu setzen - während er etwas völlig anderes tat: zu beweisen, daß er den Katholizismus selbst nicht verstanden hat. Das ist eine Katastrophe, weil es einen Zusammenhang aufzeigt, den genau dieser Fremde dort vorzelebriert, bei jeder Gelegenheit: Wenn er nämlich was in seiner Macht tut beiträgt so zu tun, als sei der Katholizismus NICHT rational durchdenkbar, als seien Ratio und Glaube zwei paar Schuh die sich durchaus auch einmal auf die Zehen steigen würden, als stünde die Wahrheit des Katholizismus NICHT auf einem Fundament des Denkens in der Wahrheit, ja als sei NICHT genau das sein Merkmal. Das ist nicht einfach eine linke Position, das ist genau die liberale Position, wie sie Alexander grau vertritt. die Anzahl der dies bzw. das einander bedingende Verhältnis von Vernunft und Glaube durchdenkenden, hier bestätigenden Dokumente der Kirche ist gar nicht erfaßbar, so groß ist sie. Denn es ist ihr Fundament.

Denn genau das, was Grau ihm in seinem Pauschalurteil jeder Religion zuschreibt, ist der Katholizismus NICHT. Er ist keine simpel fideistische Konstruktion, wie alle anderen Religionen. Die nämlich alle und ausnahmslos in einem entscheidenden Punkt passen müssen: sie sind denkerisch nicht ins Letzte hinein aufzulösen. Weil ihnen die personale Wahrheit fehlt (und lustigerweise: alle Religionen wissen - ungewußt - um diese Schwäche, udn versuchen auf die eine oder andere Art diesen Mangel zu beheben, etwas durch "Offenbarungen", "§Einsprechungen der Götter oder Engel" oder Gottesoffenbarungen vor undenklichen Zeiten wie die Veden.

Welchen Aussagen gleich hinzugefügt werden muß: Der Rationalismus aus der Aufklärung ist genau das nicht, was er vorgibt - DENKEN. Er denkt bewußt zu kurz. Und zwar aus ideologischen Gründen, weil ES SO SEIN MUSZ, daß sich Welt auch ohne einen Gott auflösen und begründen läßt. Der LIBERALISMUS, in dem Grau denkt, IST EINE IDEOLOGIE. Er ist eine Ideologie, die wie die Afuklärung den Katholizismus nachzuahmen versucht.

Daß das so ist, ist ... genau: es ist DENKERISCH zu zeigen, Grau bzw. der Liberalismus denkerisch zu widerlegen. Und weil sich also katholisch NICHT in einem Moralsystem, nicht ein einem konkreten politischen Programm äußert (wieder: Auch wenn es der Fremde am Stuhle Petri so tut, und abertausende Windelpracker hüpfen es ihm nach, weil sie genau dieselbe prinzipielle Unvernunft als katholisch sehen und sehen wollen, warum auch immer, viele Gründe haben wir an dieser Stelle bereits durchgewalkt). Weil sich das Katholische nie so verstand, daß es sich als positivistisches, konstruktivistisches, zweckorientiertes Dogmengebäude erschöpft (wobei es eine positivistische,. auch zweckhafte FUNKTION des Dogmas sehr wohl gibt, und zwar AUS dem Denken über den Menschen, aus dem Denken über die Welt. Aber das ist nicht ihr eigentlichstes Wesen, das sind sie höchstens und auf gewissen Ebenen "auch".)

Das Merkmal des Katholischen ist eben seine unbedingte Offenheit dem Sein gegenüber, und damit der Vernunft gegenüber als das, womit sich der Mensch dem Sein nähern kann. Man nennt das - Erkennen. Und weil man nur im Erkennen lieben kann, weil  man nur Erkanntes lieben kann, ist die höchste Form des Seins die unendliche Liebe im Erkennen, das unendliche Erkennen (Wissen) im Sein selbst, aus dem Liebe hervorströmt. Womit wir im Denken (als Gestaltabformung) der Dreifaltigkeit sind.

Das Merkmal des Katholischen ist eben, daß es die menschliche Vernunft immer, ausnahmslos, auch bei Geschöpfen wie Alexander Grau (der das nur nicht kennt, der also nicht einmal seine eigenen Denkvoraussetzungen kennt, wie es eben für den Liberalismus wie es aber für jede Ideologie, ja wie es leider für das Denken der Gegenwart so kennzeichnend ist), von einem Transzendenten ausgeht. Alles menschliche Denken ist somit von einer religiösen Haltung durchwirkt, durchtränkt, ob das jemand wahrhaben will oder nicht. Es ist denkerisch nachzuweisen, daß es so ist, weil das Denken in sich aus sich - und hier sei durchaus ein Denker angeführt, nämlich der Altösterreicher Gödel, der es rational-denkerisch nachgewiesen hat: JEDES Denken ist aus sich heraus nicht begründbar und begründet, JEDES Denken greift auf eine metaphysische Vorentscheidung, also auf ein Personales zurück - nicht begründbar ist, aber in seiner anthropologischen Funktion nicht einfach nur Notgriff des Menschlichen selbst ist, sondern als Struktur der Welt, in der wir vom Sein Kunde erhalten (wie sonst), vorausgesetzt wird. 

Wäre das nicht der Fall, wäre jedes Reden unter Menschen - das von Grau wie das an dieser Stelle - völlig sinnlose, ja absurde Freizeitübung. (Der Dadaismus nimmt darauf ja in gewisser Weise und die Sackgassen des Denkens der Gegenwart ironisierend Bezug.) Und auch darin aber, im Annehmen des Absurden (wie es ja manche taten und tun), eine - Denkvoraussetzung! Ein Gesetztes. Kein rational sich letzthinnig Ergebendes. 




Morgen Teil 2) Der Weg des Katholiken ist ein tägliches Mühen, 
der Religion zu entwachsen, die Insecuritas zu wagen, um katholisch zu werden!





***